1. Oktober 2022, 6:37 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
1945 explodierte auf der White Sands Missile Range im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico die weltweit erste Atombombe. Heute ist der Ort zur wohl makabersten Touristenattraktion der Welt geworden. Denn die Trinity Site, also die genaue Stelle, wo die Bombe detonierte, kann man tatsächlich besuchen.
Irgendwo in der Wüste des US-Bundesstaates New Mexico, inmitten militärischen Sperrgebiets, liegt ein Ort, der auf Spanisch „Jornada del Muerto“ heißt. Übersetzt bedeutet das so viel wie „die Reise des Toten“, was ein durchaus treffender Name ist. Denn dieser Ort hat der Welt unendlich viel Leid und Tod gebracht – und ist dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, zu einer bizarren Touristenattraktion geworden. Bekannt ist er heute nur als Trinity Site. Hier explodierte 1945 die weltweit erste Atombombe.
Gelegen inmitten des White Sands Nationalparks, befindet sich die Trinity Site heute auf einem Raketentestgebiet, der White Sands Missile Range. Diese war laut der offiziellen Nationalparkseite gerade einmal eine Woche vor der Zündung der ersten Atombombe überhaupt eröffnet worden. Am Morgen des 16. Juli 1945 war es dann so weit: Die Welt erlebte hier zum ersten Mal die schreckliche Macht der tödlichsten Waffe, die der Mensch jemals entwickelt hatte.
Die „Geburt“ der Atombombe
Um 5.30 Uhr explodierte die auf einem gut 30 Meter hohen Turm angebrachte Bombe namens „Gadget“ wie geplant. Der Seite der US-Energiebehörde zufolge detonierte die Bombe mit einer Gewalt von 18,6 Kilotonnen. Die darauf folgende sengende Druck- und Hitzewelle verwandelte den Wüstensand augenblicklich in Glas und hinterließ einen knapp einen Kilometer langen und zweieinhalb Meter tiefen Krater. Die Wissenschaftler, die die Zündung in ihren Beobachtungsbunkern verfolgten, wurden von der Wucht der Detonation auf den Boden geworfen. Der Atompilz, der nach der Explosion entstand, erhob sich fast 12 Kilometer hoch in den Himmel.
Auch interessant: 11 Orte weltweit, die niemand besuchen darf
Der schreckliche Test ging unter dem Decknamen „Trinity“ in die Geschichte ein. Und so ist der Ort, an dem die weltweit erste Atombombe explodierte, heute als Trinity Site bekannt. Robert Oppenheimer, einer der „Väter“ der Bombe, hatte die Bezeichnung nach einem gleichnamigen Gedicht des englischen Poeten John Donne ausgewählt. Nur drei Wochen später, am 6. August 1945, warfen die Amerikaner dann mit „Little Boy“ ihre erste Atombombe über dem japanischen Hiroshima ab. Wiederum wenige Tage darauf fiel die Bombe „Fat Man“ über der Stadt Nagasaki.
Heute für Besucher geöffnet
Umso bizarrer mutet es an, dass laut der Seite des White Sands Nationalparks bereits 1953 Außenstehende die Trinity Site besuchen konnten. Vermutlich geschah dies auch auf öffentlichen Druck. Denn die Schockwelle und der gleißende Lichtblitz, die 1945 dem ersten Atombombentest folgten, spürten bzw. sahen die Menschen in New Mexico noch in einem Radius von über 250 Kilometern.
Heute erinnert ein einfacher Obelisk aus Lavastein an den Ort, der so vielen Menschen den Tod brachte. Auf ihm ist eine Plakette angebracht, auf der schlicht steht: „Trinity Site. Wo der weltweit erste Nuklear-Sprengkörper am 16. Juli 1945 gezündet wurde.“ Und so makaber es klingt, ist der Ort tatsächlich zu einer Art Touristenattraktion avanciert. Denn zweimal im Jahr öffnet das Sperrgebiet seine Pforten für Besucher jeweils am ersten Samstag im April bzw. Oktober.
Auch interessant: Die 20 beeindruckendsten Dark-Tourism-Orte weltweit
Touristen dürfen sie nur für wenige Stunden besuchen Maralinga – Australiens Todeszone
Seine Dünen bestehen aus purem Gips-Sand White Sands Nationalpark – die weiße Wüste in den USA
Inseln waren Schauplatz für Atombombentests Was wurde eigentlich aus dem Bikini-Atoll?
Rapide steigendes Interesse
Das „Event“ ist heute bekannt unter dem Namen Trinity Site Open House und wird von den Betreibern der White Sands Missile Range, also dem US-Militär, organisiert. Demnach ist für die Teilnahme keine Reservierung vonnöten, zudem ist der Eintritt frei. Der Seite der White Sands Missile Range zufolge steigt das Besucherinteresse jährlich rapide an. Angehörige des Militärs eskortieren sie in einer Karawane in ihren Autos direkt zur Sehenswürdigkeit.
Neben dem makabren Denkmal, das die Trinity Site heute markiert, gibt es noch andere gruselige Attraktionen zu sehen. So zum Beispiel das McDonald Farmhaus, wo Wissenschaftler den Plutoniumkern der ersten Atombombe zusammenbauten. Auch die Überreste des Camps, an dem Wissenschaftler und Militärs an der Waffe bastelten, kann man besichtigen. Am Ground Zero selbst, wie die Stelle der Explosion heißt, findet sich übrigens immer noch das grüne Glas, das sich damals bei der Explosion bildete. Es ist heute bekannt als Trinitit.