22. August 2022, 16:38 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Durch die anhaltende Hitze und Trockenheit sinken in Deutschland und anderen Teilen Europas die Wasserstände in Flüssen und Seen auf Rekordtiefs. Auch schmelzen in den Alpen mehr und mehr Gletscher. Vieles, was bisher unter der Wasseroberfläche oder im Schnee und Eis verborgen war, gelangt nun auf dramatische Weise ans Tageslicht. Nicht selten aber handelt es sich dabei um spektakuläre Funde.
Deutschlands große Flüsse wie Rhein, Weser und Elbe führen derzeit so wenig Wasser wie schon lange nicht mehr. In Österreich und der Schweiz könnten die Gletscher in den Alpen in diesem Jahr noch stärker schmelzen als im Rekordsommer 2003. Die dramatische Trockenheit hat in den letzten Wochen allerdings einige Funde zum Vorschein gebracht, die lange Zeit im Wasser oder im Eis verborgen waren.
Durch Trockenheit gemachte Funde in Europa
- Nazi-Kriegsschiffe ragen aus dem Wasser
- Uralte „Hungersteine“ tauchen wieder auf
- Niedrigwasser im Gardasee legt Felsen frei
- Gletscherschmelze in der Schweiz gibt zwei Skelette und ein Flugzeugwrack frei
- Artilleriegranate am Matterhorn gefunden
- 450-Kilogramm-Bombe in Italien aufgetaucht
- Mumifizierte Gämse auf Tiroler Gletscher entdeckt
Nazi-Kriegsschiffe ragen aus dem Wasser
Gruselige Funde in Folge der Trockenheit: Der tiefe Pegelstand der Donau legt in Serbien deutsche Kriegsschiffe aus dem Zweiten Weltkrieg frei. Laut der „Berliner Morgenpost“ ragen die rostigen Schiffe teilweise mitten in der Fahrrinne aus dem Wasser. Kommandobrücken, gebrochene Masten, Kajüten – alles sei gut erkennbar.
Aktuell sind mehr als zwanzig Wracks sichtbar. Insgesamt sollen etwa 200 deutsche Kriegsschiffe in diesem Teil der Donau untergegangen sein. Sie waren Teil der Schwarzmeerflotte und wurden 1944 versenkt – aus taktischen Gründen und auf Anordnung des deutschen Konteradmirals Paul Willy Zieb. Damit sollte verhindert werden, dass die Flotte in die Hände der sowjetischen Truppen fällt und man wollte den Fluss für andere Schiffe blockieren.
Noch heute brauchen Lastkähne zwei bis drei Stunden, um diesen Teil der Donau zu durchschiffen. Die nun freigelegten Wracks haben den schiffbaren Bereich in der Nähe der Stadt Prahovo teils von 180 auf 100 Meter verengt. Das größte Problem ist aber die Ladung: In den Kriegsschiffen liegen nämlich noch immer tonnenweise Munition und Sprengstoff.
Die serbische Regierung sieht bereits länger Handlungsbedarf. Im März hat sie eine Ausschreibung für die Beseitigung der alten Kriegsschiffe und die Bergung der Munition veröffentlicht. Dafür will sie rund 29 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Ein gefährliches Unterfangen: Bereits vor 40 Jahren gab es einen Versuch, die Schiffe zu bergen, der jedoch wegen Explosionen mit mehreren Toten abgebrochen werden musste.
Uralte „Hungersteine“ tauchen wieder auf
Aufgrund der aktuell extrem niedrigen Wasserstände des Rheins, der Elbe und der Weser sind teils jahrhundertealte sogenannte „Hungersteine“ wieder aufgetaucht. Auf den Steinen finden sich Inschriften, Jahreszahlen und Linien, die frühere Wasserstände markieren – und so an vergangene Dürreperioden, Wassermangel und Lebensmittelknappheit erinnern.
Einer dieser Hungersteine liegt am Elbufer in der tschechischen Stadt Děčín. Bei niedrigem Wasserstand zeigt sich seine mahnende Botschaft: „Wenn du mich siehst, dann weine“, steht darauf. Neben dieser Inschrift sind auf dem Stein auch verschiedene Jahreszahlen erkennbar. Die älteste Jahreszahl stammt aus dem 17. Jahrhundert, berichtet u. a. „Stern“.
Weitere Hungersteine in der Elbe seien bei Těchlovice, Königstein und in Dresden gefunden worden. Auch im Rhein bei Leverkusen und Worms sowie in der Weser sind unterschiedlichen Medienberichten zufolge aufgrund der anhaltenden Trockenheit mehrere solcher Steine – beziehungsweise schaurigen Funde – wieder aufgetaucht.
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Niedrigwasser im Gardasee legt Felsen frei
Der beliebte Gardasee in Italien hat aktuell die niedrigsten Wasserstände seit 2007. Aus dem Wasser ragen nun gewaltige Felsen empor, die normalerweise nicht sichtbar sind (TRAVELBOOK berichtete bereits über die Funde, die durch diese Trockenheit auftauchen).
Gletscherschmelze in der Schweiz gibt zwei Skelette und ein Flugzeugwrack frei
Im Südschweizer Kanton Wallis sind infolge der Gletscherschmelze erst kürzlich ein Flugzeugwrack und zwei Skelette aufgetaucht, berichtet die „Neue Zürcher Zeitung“ unter Bezugnahme auf unterschiedliche Quellen. Demnach wurde das erste Skelett Ende Juli auf dem Stockji-Gletscher gefunden und ein weiteres am 3. August auf dem Chessjen-Gletscher. Zudem habe der Aletschgletscher am 4. August das Wrack eines 1968 abgestürzten Flugzeuges freigegeben.
Artilleriegranate am Matterhorn gefunden
Auch der Ventina-Gletscher auf der italienischen Seite des Matterhorns bei Cervinia leidet unter der extremen Hitze und schmilzt. Erst vor wenigen Tagen wurde dort in einer Höhe von 3090 Metern eine mutmaßlich aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Artilleriegranate gefunden, berichtet die Schweizer Tageszeitung „Blick“.
450-Kilogramm-Bombe in Italien aufgetaucht
Auch in Italien haben Hitze und Trockenheit ein gefährliches Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg ans Tageslicht befördert. Wie „Spiegel“ unter Bezugnahme auf die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, entdeckten Fischer am 25. Juli nahe der Stadt Mantua (Norditalien) im ausgetrockneten Flussbett des Po eine 450-Kilogramm-Bombe. Diese sei inzwischen entschärft worden.
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Mumifizierte Gämse auf Tiroler Gletscher entdeckt
Weniger gefährlich, aber dennoch außergewöhnlich ist der kürzliche Fund einer 500 Jahre alten Gämsenmumie am Gepatschferner in Tirol, dem zweitgrößten Gletscher Österreichs in den Ötztaler Alpen. Nachdem im vergangenen Jahr nur die Hörner des Tieres aus dem Eis geragt haben, wie u. a. „wetteronline“ berichtet, ragt die Gämse in diesem Jahr nun so weit heraus, dass Forscher sie bergen konnten.