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Experten geben Einschätzung

Was der Ukraine-Krieg für das Reisen in 2022 bedeuten kann

Ukraine-Krieg Reisen
Endlich wieder Urlaub: Die Reisebranche verzeichnet eine steigende Nachfrage, doch der Krieg in der Ukraine schürt neue Unsicherheiten Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

10. März 2022, 11:50 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Viele Menschen planen in diesen Wochen ihren Sommerurlaub. Doch die Verunsicherung ist groß, vor allem wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine. Was der Krieg für Reisen 2022 bedeuten kann und wie man sich am besten absichert – TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

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Eigentlich verbietet es sich fast, angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine derzeit überhaupt an unbeschwertes Reisen zu denken. Und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs haben die Urlaubsfreude der Deutschen zumindest vorübergehend tatsächlich deutlich gedämpft, wie eine aktuelle Auswertung des Reiseportals „Holidaycheck“ zeigt. So hatten die Buchungen seit Ende Januar zunächst verstärkt zugenommen und befanden sich auf einem ähnlich hohen Niveau wie zu Vor-Corona-Zeiten. „Analog zum gesamten Reisemarkt wurde mit Beginn des Krieges ein merklicher Einbruch im Vergleich zur Vorwoche für alle Destinationen spürbar“, schreibt „Holidaycheck“ in einer Pressemitteilung.

Denn der Krieg in der Ukraine mit seinen noch nicht absehbaren Folgen für die Sommerreisesaison schürt, zusätzlich zur noch weiter andauernden Corona-Pandemie, neue Unsicherheiten. Jene, die aktuell Urlaub planen, fragen sich: Ist es der richtige Zeitpunkt für eine Ostsee-Kreuzfahrt? Und was ist mit beliebten Urlaubsländern wie Bulgarien und die Türkei, die wie die Ukraine an das Schwarze Meer grenzen? Kann man dort jetzt noch Urlaub machen? TRAVELBOOK gibt Antworten.

Reisesicherheitsexperte gibt Einschätzung

TRAVELBOOK fragte den Reisesicherheitsexperten Sven Leidel, Autor des Handbuchs Reisesicherheit, nach seiner Einschätzung. Aus seiner Sicht müsse man diese Frage aus zweierlei Sicht betrachten und beantworten. Zum einen in Verbindung mit der persönlichen Sicherheit und zum anderen aus moralischer bzw. ethischer Sicht. „Kriegslagen bzw. kriegerische Auseinandersetzungen entwickeln sich in aller Regel nicht über Nacht oder von jetzt auf gleich. Es gibt eigentlich immer erste Signale bzw. Erkenntnisse, die einer Krise vorausgehen.“ Man müsse die Signale dann nur zeitnah richtig deuten und seine richtigen Rückschlüsse ziehen. „Insofern ja, wenn man denn unbedingt möchte, so könnte man einen Urlaub in der Schwarz Meer Region in beispielsweise Bulgarien oder der Türkei in Erwägung ziehen“, so Leidel.

„Unter einem moralischen bzw. ethischen Aspekt ist es für mich allerdings fraglich, ob man aktuell in einer Region Urlaub machen muss, in deren ‚Nachbarschaft‘ ein Krieg stattfindet und wo unschuldige Menschen sterben“, führt Leidel weiter aus. „Ich persönlich würde aufgrund der räumlichen Nähe zum aktuellen Krisenherd zum Beispiel in Bulgarien, in den Baltischen Staaten oder in der Türkei keinen Urlaub machen wollen.“ 

Tatsächlich hält der Experte die Wahrscheinlichkeit, dass der Krieg sich auf weitere Länder in Ost-Europa (z.B. das Baltikum) oder gar auf ganz Europa oder die Welt ausweiten könnte, derzeit für „extrem hoch“. „Gleichzeitig hoffe ich sehr, dass ich mit dieser Einschätzung falsch liege“, sagt Leidel zu TRAVELBOOK.

Werden Flüge jetzt teurer?

Tatsächlich dürften viele Fluggesellschaften, die nach Asien fliegen, jetzt die Preise erhöhen. Der Grund: Aufgrund des gesperrten Luftraums über der Ukraine und Russland müssen europäische Airlines auf ihren Routen von und nach Asien einen langen Umweg in Kauf nehmen. Dadurch erhöht sich die Flugzeit zum Teil deutlich, was wiederum einen höheren Spritverbrauch nach sich zieht. Und der Ölpreis ist zuletzt stark gestiegen.

Auch die deutsche Lufthansa stimmte ihre Kunden bereits auf steigende Ticketpreise ein. Wichtige Treiber seien der Ölpreis sowie steigende Gebühren an Flughäfen und bei den Flugsicherungen, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen bei der Bilanzvorlage des Konzerns in Frankfurt. Man rechne aber damit, dass Konkurrenten stärker getroffen würden als die Lufthansa.

Laut einem Bericht der „Tagesschau“ sind von den hohen Ölpreisen vor allem Billigflieger betroffen. Denn diese hätten oftmals den Ölpreis nicht abgesichert und müssten jetzt teuer Kerosin nachkaufen. Für Reisen mit dem Flugzeug Richtung Asien hat der Ukraine-Krieg also gleich zwei Auswirkungen: Man fliegt zum Teil deutlich länger, und die Ticketpreise werden bei vielen Airlines stiegen.

Auch interessant: Kann man eine Kreuzfahrt stornieren, wenn die Route geändert wird?

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Kann ich wegen des Ukraine-Kriegs bereits gebuchte Reisen stornieren?

Angst oder dumpfe Unsicherheitsgefühle sind keine Gründe für eine Stornierung. Das stellt der Reiserechtler Paul Degott klar. Er empfiehlt, sich bei der Buchung abzusichern und vorher zu klären, unter welchen Umständen und wie lange im Voraus man eine Reise gegebenenfalls auch ohne Angabe von Gründen stornieren kann.

Im Zweifel lieber auf Flex-Tarife setzen

Hier hat die Coronapandemie für Reisende zumindest etwas Gutes gebracht: Pauschalreiseveranstalter sind bei den Storno- und Umbuchungsoptionen flexibler geworden. Die sogenannten Flex-Optionen sind teilweise schon bei der Buchung inkludiert. Wenn nicht, dann sei es ratsam, sie dazu zu buchen, sagt Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. „Ja, die Tarife kosten oft einen Aufpreis, aber nicht so viel, dass es einen ruiniert“, sagt sie. Insbesondere bei hochpreisigen Reisen und Familienurlauben mit Kindern seien sie unbedingt zu empfehlen.

Kulanz bei Reisebüros und Veranstaltern

Mit Blick auf die Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg dürften Reisebüros und Veranstalter von Reisen häufiger Kulanz zeigen – etwa bei Umbuchungswünschen. Davon geht der Deutsche Reiseverband (DRV) aus, der die Branche vertritt. Es werde eine höhere Bereitschaft geben, Unsicherheit zu nehmen, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig vergangene Woche. Die Sensibilität der Reisebranche in dem Bereich sei groß.

Augen auf bei Individualreisen

Bei selbst zusammengestellten Reisen ist man im Gegensatz zu Pauschalreisen generell nicht so gut geschützt. „Da bin ich auf die Vertragsbedingungen des Partners angewiesen“, sagt Karolina Wojtal. „Außerdem gilt zum Beispiel bei Ferienunterkünften oft das Recht des Landes, in dem die Immobilie liegt – und nicht deutsches Recht.“

Ein Beispiel: Hat man ein Hotel in einem Land gebucht, für das eine Reisewarnung ausgesprochen wird, können sich Pauschalreisende je nach Situation vor Ort auf das Vorliegen unvermeidbarer außergewöhnlicher Umstände berufen. Wurden Flug und Hotel jedoch getrennt gebucht und ist das Hotel weiter geöffnet, kann es die Leistung ja anbieten.

Und dann? Wojtal sagt, in der Regel müsse der Kunde in so einem Fall trotzdem zahlen. Nur selten ließen sich die Hoteliers auf Kulanz ein. Oft reagierten sie mit Desinteresse auf eine solche Kundenanfrage, lautet die Erfahrung der Verbraucherrechtsexpertin.

Reisende sollten aus dem Grund auch bei einer selbst zusammengestellten Tour darauf achten, dass die Vertragsbedingungen der einzelnen Anbieter eine Stornierung oder zumindest eine Umbuchung ermöglichen. Das ist laut Wojtal zwar nicht so weit verbreitet wie bei Pauschalreisen, aber auch hier haben einige Anbieter ihrer Erfahrung nach schon reagiert und bieten mehr Flexibilität.

Mit Material von dpa

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