26. Oktober 2022, 10:51 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein unfassbarer Vorfall geht in Australien vor Gericht. Angeklagt ist die Fluggesellschaft Qatar Airways. Die Klägerinnen: fünf Frauen, bei denen die Airline gegen ihren Willen vaginale Untersuchungen durchgeführt hatte. Die Hintergründe des Falls.
Der Fall, der einer aktuellen Klage gegen die Fluggesellschaft Qatar Airways zugrunde liegt, geschah vor etwas mehr als zwei Jahren. Am 2. Oktober 2020 fanden katarische Behörden am Flughafen in Doha ein neugeborenes Baby in einer Plastiktüte. Im ultrakonservativen Katar sind jedoch Sex und Geburten außerhalb der Ehe eine Straftat. Wie der „Stern“ berichtet, werde die Geburt eines unehelichen Kindes in der Regel mit 12 Monaten Haft für die Mutter bestraft. Um die Mutter des gefundenen Kindes zu identifizieren, setzten die katarischen Behörden rabiate Methoden ein – sie zwangen mit vorgehaltenen Waffen Frauen aus zehn Flugzeugen, diese zu verlassen und sich in Krankenwagen auf dem Rollfeld untersuchen zu lassen.
Wie der britische „Guardian“ unter Berufung auf die Gerichtsunterlagen berichtet, hätte man einige Frauen aufgefordert, ihre Unterwäsche auszuziehen. Andere habe man zu invasiven vaginalen Untersuchungen gezwungen, um zu überprüfen, ob sie vor Kurzem entbunden hatten. Dabei hätte man die Frauen weder informiert, warum sie untersucht würden, noch hätte es für sie die Gelegenheit gegeben, ihr Einverständnis zu geben.
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Klage gegen Qatar Airways wegen psychischer und finanzieller Folgen
Unter den Frauen, die gewaltsam das Flugzeug verlassen mussten, befanden sich auch fünf australische Frauen. Sie haben nun eine Klage gegen Qatar Airways vor dem Obersten Gericht von New South Wales eingereicht. Als Folge des Vorfalls würden die Frauen heute alle unter Angstzuständen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen psychischen Auswirkungen leiden. Da sie deswegen auch krankgeschrieben wurden, hätten sie zudem auch finanzielle Einbußen gehabt. Eine der Frauen war eine 33-jährige Krankenschwester. Seit dem Vorfall sei sie nicht mehr verreist. „Dieser Tag hat mich als Person völlig verändert“, sagte sie der „New York Times“.
In einem Statement, das die katarischen Behörden Ende Oktober 2020 veröffentlichten, heißt es, Untersuchungen hätten ergeben, dass „gegen Standardverfahren verstoßen wurde“ und „seine Exzellenz, der Premierminister, und der Innenminister die aufrichtige Entschuldigung der Regierung des Staates Katar für das, was einige weibliche Reisende als Folge der Maßnahmen durchmachen mussten, zum Ausdruck brachten.“
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Mittlerweile wurde ein Beamter der Flughafensicherheit angeklagt und zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Es sei der erste Vorfall dieser Art an dem Flughafen. Zudem sei er „mit der Kultur und den Werten von Katar völlig unvereinbar.“ Zu der Kultur und den in Katar geltenden Werten gehört unter anderem, dass Frauen an einen männlichen Vormund gebunden sind, dessen Erlaubnis sie bei wichtigen Lebensentscheidungen benötigten, etwa bei der Inanspruchnahme von Dienstleistungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit, wie „Amnesty International“ schreibt.
Die Mutter des am Flughafen ausgesetzten Kindes wurde inzwischen identifiziert. Sie ist keine katarische Staatsangehörige. Das Kind sei, so heißt es, wohlauf.