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Tagesgäste müssen zahlen

Venedig führt Online-Portal für Eintrittsgebühr ein

Venedig führt für die Touristensteuer ein neues Online-Portal ein
Auch die Einwohner von Venedig haben mit der gegen Overtourism eingeführten Eintrittsgebühr ein Problem Foto: Getty Images

17. März 2025, 17:16 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der anhaltende Overtourism stellt Venedig seit geraumer Zeit vor erhebliche Herausforderungen. Deshalb hat die Stadt Maßnahmen zur Regulierung der Besucheranstürme ergriffen. Die erste davon, eine Eintrittsgebühr für Tagesgäste, ist bereits vergangenes Jahr in Kraft getreten. Nun führt die Lagunenstadt ein neues Online-Portal ein, über welches Touristen ihre Tagestickets erwerben können.

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Während der Hauptsaison kann in Venedigs Altstadt die Zahl der Besucher von außerhalb die der Einheimischen (aktuell rund 53.000 laut den Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica) oft um das Doppelte übersteigen. Dadurch sind die Straßen häufig überfüllt, Menschenmassen prägen das Stadtbild – der sogenannte Overtourism belastet die Umwelt Venedigs genauso wie die Lebensqualität der Einheimischen. Deswegen beschloss Venedig bereits im September 2023 die Einführung einer Eintrittsgebühr von rund 5 Euro. Die Maßnahme ist am 25. April 2024 in Kraft getreten. Nun soll ein Online-Portal freigeschaltet werden, über welches Reisende ihren Tagesbesuch in Venedig registrieren und die entsprechende Eintrittsgebühr entrichten können.

Online-Portal für Tagesgäste in Venedig

In den kommenden Tagen wird ein Online-Portal freigeschaltet, über welches Tagesbesucher in Venedig ihre Reise anmelden können. Gleichzeitig kann man dort auch die im letzten Jahr eingeführte Eintrittsgebühr direkt entrichten. Dadurch soll die Regelung einfacher umgesetzt und kontrolliert werden können, so die Stadtverwaltung. Insgesamt sind dieses Jahr 54 Tage von der neuen Maßnahme betroffen.

Die Eintrittsgebühr gilt laut „Travelnews“ in Zeiträumen, in denen mit besonders hohem Besucheraufkommen zu rechnen ist. Davon betroffen sind die Tage von Karfreitag bis zum ersten Mai-Wochenende (18. April bis 4. Mai) sowie an den Wochenenden zwischen dem zweiten Mai-Wochenende und dem 27. Juli. Auch am italienischen Nationalfeiertag (2. Juni) wird sie erhoben. Die Zugangsgebühr ist jeweils von 8:30 bis 16:00 Uhr fällig.

Auf der Website heißt es, dass für das Jahr 2025 ein Frühbucherrabatt eingeführt wurde. Dieser sieht eine Zahlung von nur 5 Euro für diejenigen vor, welche die Gebühr spätestens vier Tage vor ihrem Besuch zahlen. Wer erst in den drei Tagen vor Anreise zahlt, muss mit einer Gebühr von 10 Euro rechnen. Nach der Zahlung erhalten Tagesgäste einen Beleg über die geleistete Zahlung als QR-Code. Diesen kann man sich aufs Smartphone laden, um ihn bei Kontrollen vorzuzeigen. Wer den Code nicht vorweisen kann, muss mit einer Geldstrafe in Höhe von 50 bis 300 Euro rechnen. Von der Eintrittsgebühr befreit sind Besitzer von Zweitwohnungen, Übernachtungsgäste, Pendler und Teilnehmer an Sportveranstaltungen.

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Einwohner protestierten gegen Eintrittsgebühr für Venedig-Besuch

Schon kurz nach der Einführung der Eintrittsgebühr im vergangenen Jahr kam es in Venedig zu Protesten, wie „CNN Travel“ berichtete. Einwohner Venedigs gingen demnach mit Transparenten auf die Straßen und hielten die eigenen Ausweise hoch. Was sie damit ausdrücken wollen: Venedig ist ihre Heimat, die Stadt, in der sie leben und arbeiten. Die Eintrittsgebühr stelle es so dar, als handele es sich um einen Themenpark oder ein Museum.

Glaubt man den Demonstranten, verfehle die Eintrittsgebühr für Besuche in Venedig ihren Zweck. Und es sind nicht nur Privatleute, die es so sehen – auch Elena Gastaldello, Präsidentin des italienischen Freizeit- und Kulturvereins Arci, zeigt sich davon im Interview mit „CNN Travel“ überzeugt. Die Touristenanstürme würden dadurch nicht geringer, „da keine Höchstzahl von Besuchern festgelegt wurde“, so Gastaldello. „Aber es wird die Stadt weiter in einen scheinbaren Vergnügungspark verwandeln.“

Fakt ist, dass die Stadt Venedig gut an der neuen Gebühr verdient: Laut dem „Tagesspiegel“ seien zwischen April und Juli 485.000 zahlende Besucher registriert worden. Das brachte Einnahmen von mehr als 2,4 Millionen Euro. Die Sprecherin der Bürgerinitiative, Federica Toninello, habe laut Berichten dem Radiosender Rai gegenüber zwar eingeräumt, dass die Maßnahme Geld in die Kommune gebracht habe – in Sachen Abschreckung aber nicht funktioniert habe.

Weitere Maßnahme gegen Overtourism in Venedig

Neben der Eintrittsgebühr sollen weitere Maßnahmen gegen Overtourism die Besucheranstürme in Venedig regulieren. Etwa sind seit dem 1. Juni 2024 von Reiseführern begleitete Touristengruppen, die mehr als 25 Personen umfassen, nicht mehr in der norditalienischen Stadt gestattet. Des Weiteren beinhalten die aktuellen Beschlüsse ein Verbot von Lautsprechern während solcher Führungen, um die Bewohner und Besucher im Stadtzentrum sowie auf den Inseln Murano, Burano und Torcello vor Lärm und Belästigungen zu schützen. Laut der Wochenzeitung „Zeit“ ist es Reisegruppen auch untersagt, sich länger in engen Gassen oder auf Brücken anzuhalten.

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Kreuzfahrtschiffe nicht willkommen

In der Kritik stehen seit Jahren insbesondere Kreuzfahrt-Touristen, die meist wenig Geld in der Stadt lassen, dafür aber umso mehr Müll. Bereits seit Mitte 2021 ist die direkte Einfahrt von Kreuzfahrtschiffen in die Lagune von Venedig untersagt. Denn die Wellen, die sie erzeugen, haben negative Auswirkungen auf die Fundamente des Weltkulturerbes Venedig und stellen eine Gefahr für das fragile ökologische Gleichgewicht in der Bucht dar. Betroffen seien laut der „Süddeutschen Zeitung“ Kreuzfahrtschiffe und Frachter mit einem Gewicht von mehr als 40.000 Tonnen.

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Venedig überwacht digital die Touristenströme

Um die Touristenströme in Venedig zu überwachen, hatte die Stadt bereits 2021 ein digitales Kontrollzentrum eingerichtet. Dort werden auf riesigen Bildschirmen verschiedene Daten in Echtzeit angezeigt. Dazu zählen unter anderem die Anzahl und Art der Boote auf den Kanälen der historischen Stadt und die Parksituation auf öffentlichen Parkplätzen. Zu sehen sind auch Bilder von Kameras, die in der ganzen Stadt verteilt sind.

Ebenso wird der aktuelle Personen- und Touristenfluss in der Stadt angezeigt. Hierfür messen Sensoren, wie viele Menschen den Tag über Venedig betreten und wie viele die Stadt wieder verlassen. Die Daten zeigen auch, aus welchen Ländern oder Regionen Italiens die Personen kommen. Man sieht auch, wo sie sich jeweils innerhalb der Stadt aufhalten. Das preisgekrönte, rund drei Millionen Euro teure System bildet die Grundlage für die Verwaltung der neuen Eintrittsgebühr.

Themen Italien News

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