8. August 2022, 9:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit einer Länge von 1700 Metern sind die Victoriafälle die längsten zusammenhängenden Wasserfälle der Welt. Sie liegen zwischen Simbabwe und Sambia und gelten als besondere Touristenattraktion. Seit 1989 gehören sie zum Weltnaturerbe der UNESCO, haben also außergewöhnlichen universellen Wert. Seitdem werden ihr Schutz und ihre Erhaltung durch die UNESCO unterstützt. Doch diese droht nun mit der Aberkennung des Status als Weltnaturerbe.
Die von der UNESCO geführte Liste des Welterbes umfasst 1154 Stätten in 167 Ländern. Sie sind von außergewöhnlichem universellen Wert für die Menschheit und umfassen einzigartige Baudenkmäler und Stadtensembles sowie herausragende Naturgebiete und Ökosysteme. Eins davon sind die spektakulären Victoriafälle im Süden Afrikas, die unter anderem als Brutstätte für vier gefährdete Zugvogelarten dienen.
Zur Anerkennung als Welterbe ist das Erfüllen bestimmter Kriterien nötig. Zum Beispiel sollen die Güter überragende Naturerscheinungen oder Gebiete von außergewöhnlicher Naturschönheit und ästhetischer Bedeutung aufweisen. Kriterien, die die Wasserfälle seit 1989 erfüllen – zumindest bislang. Denn nun droht die UNESCO, den Victoriafällen den Status als Weltnaturerbe abzuerkennen.
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Golfplatz statt Elefantenroute?
Veröffentlichte Pläne der Behörden in Lusaka und Harare sind laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Stein des Anstoßes: Sie seien „uneinheitlich, was die Verwendung von genauen Grenzen und Pufferzonen angeht“. Außerdem verraten die Pläne, dass man eine ganze Reihe von neuen Bauwerken in der Region errichten will. So sind konkret Lodges, ein Golfplatz und ein Wasserkraftwerk geplant. Auch ein Hotelkomplex mit 300 Betten soll auf der sambischen Seite entstehen.
Die Vorschläge sind Teil des Vorhabens der simbabwischen Regierung, die heimische Energieerzeugung zu verbessern und bis 2025 einen Tourismussektor im Wert von 5 Milliarden US-Dollar aufzubauen. Das ist insofern ein Problem als „städtische Infrastrukturentwicklungen, touristische Einrichtungen und Dienstleistungen die Integrität des Gutes beeinträchtigen können“ und deswegen sorgfältig verwaltet werden müssten, heißt es vonseiten der UNESCO.
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Vor allem der geplante Golfplatz könnte einen bestehenden Elefantenkorridor stören. Die UNESCO fordert deswegen einen unmittelbaren Baustopp – und droht mit der Aberkennung des Status der Victoriafälle als Weltnaturerbe.
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Bisher nur drei Aberkennungen
TRAVELBOOK sprach mit einem Pressesprecher der deutschen UNESCO-Kommission. Dieser sagt „Voraussetzung für die Aberkennung des Welterbetitels ist, dass der außergewöhnliche universelle Wert – also die einzigartige Bedeutung, wegen der eine Stätte zum Welterbe ernannt wurde – unwiderruflich zerstört wurde.“ Jedoch ist dies in der langen Geschichte der Welterbekonvention nur drei Mal geschehen. Zuletzt 2021 in Liverpool. Den Aberkennungen vorausgegangen waren unter anderem zahlreiche und jahrelange Warnungen des Welterbekomitees.
Zudem verrät er bezüglich der Victoriafälle: „Bislang wurde die Welterbestätte nicht als gefährdet eingestuft“. Wenn Missstände bekannt werden, kann das Welterbekomitee eine Stätte zunächst auf der Liste des gefährdeten Welterbes eintragen. Damit sind bestimmte Vorgaben zur Behebung oder Abwendung der Gefährdung verbunden. Auch ein Programm für Abhilfemaßnahmen gehört dazu. Ziel sei nicht die Abstrafung einer Stätte, sondern die Behebung der festgestellten Gefährdung, so der Pressesprecher. Weiterhin sagt er: „Das Verfahren sieht zunächst eine Eintragung in die Liste des gefährdeten Welterbes vor und erst daraufhin eine Streichung, sollte der außergewöhnlich universelle Wert einer Stätte unwiederbringlich zerstört werden.“ Es kann also gut sein, dass die Victoriafälle ihren Status als Weltnaturerbe behalten – zu hoffen für die Region wäre es.