8. April 2022, 12:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Sie prägen nicht nur das Straßenbild, sondern auch die Geräuschkulisse vietnamesischer Städte: Kein anderes Verkehrsmittel ist bei den Einheimischen so beliebt wie die bunten, knatternden Motorräder. Die Regierung will ihre Anzahl jedoch deutlich reduzieren.
Die Regierung in Vietnam will bis zum Ende des Jahrzehnts die chronisch verstopften Straßen entlasten und die Zahl der Motorräder in den Metropolen des Landes drastisch einschränken.
Die Behörden in den fünf größten Städten Ho-Chi-Minh-Stadt, Hanoi, Hai Phong, Da Nang und Can Tho seien angewiesen worden, die knatternden Zweiräder in vielen Bezirken bis 2030 weitgehend von den Straßen zu verbannen, berichtete die staatliche Zeitung „VnExpress“. Der Fokus solle künftig auf öffentlichen Verkehrsmitteln liegen, zudem sei eine Staugebühr geplant.
In den Städten Südostasiens sind viele Hauptstraßen chronisch mit alten Bussen, Tuk Tuks und Millionen von Motorrädern verstopft. Die daraus resultierenden Staus sowie die Luft- und Lärmverschmutzung beeinträchtigen die Lebensqualität innerhalb der Metropolen erheblich.
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Knapp 6 Millionen Motorräder in Hanoi
Bereits im Dezember hatten die Behörden in der Hauptstadt Hanoi einen Plan angekündigt, Motorräder aus den zentralen Bezirken ab 2025 zu verbannen. Derzeit gibt es in der Millionenstadt schätzungsweise 5,7 Millionen Exemplare der Abgasschleudern. Im November hat die erste Linie des neuen U-Bahn-Netzes den Betrieb aufgenommen, die aber bislang nur wenig genutzt wird.
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Motorräder seien für viele Vietnamesen wie ein „Grundnahrungsmittel“, sagte Linh Pham, Redakteur eines Kulturmagazins in Hanoi, der Deutschen Presse-Agentur. „Das ist nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern für viele auch Teil ihres Einkommens.“ Wie viele seiner Mitbürger glaubt Linh, dass die Dominanz von Motorrädern erst enden wird, wenn deutlich mehr öffentliche Verkehrsmittel zur Verfügung stehen, es bessere Gehwege gibt – oder die Zweiräder komplett verboten werden.
Fußgänger brauchen in Städten wie Hanoi reichlich Mumm
„Fußgänger haben in Vietnams Städten bislang schlechte Karten. Um in Metropolen wie Hanoi oder Ho-Chi-Minh-Stadt eine Hauptstraße zu überqueren, bedarf es schon einiger gehörigen Portion Mumm. Motorräder dicht an dicht, keine Lücke, durch die man sich hinüber auf die andere Straßenseite schlängeln könnte. Am Ende bleibt dann nur eins: es so zu machen wie die Vietnamesen. Tief durchatmen also, die Arme wie ein Schutzschild nach vorn strecken und einfach drauf los laufen. Und während du glaubst, jetzt hätte deine letzte Stunde geschlagen, geschieht plötzlich etwas Wundersames. Für einen kurzen Moment öffnet sich die Traube – um sich dann hinter einem genauso schnell wieder zu schließen. Doch keine Sorge: Spätestens nach vier bis fünf Mal sollte man den Dreh raus haben.“
Gudrun Brandenburg, Redakteurin TRAVELBOOK
Mit Material von dpa