17. November 2023, 12:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein Kreuzfahrt-Fall aus den USA wirft Fragen auf: Eine US-Amerikanerin erhielt eine lebenslange Kreuzfahrt-Sperre, weil sie eine bestimmte Art von Süßigkeit im Gepäck hatte. TRAVELBOOK erklärt die Hintergründe des Falls und berichtet, wie deutsche Reedereien derartige Fälle lösen.
Die Texanerin Melinda Van Veldhuizen darf fortan nicht mehr mit den Kreuzfahrtschiffen von Carnival Cruise Line fahren. Das lebenslange Kreuzfahrtverbot wurde ihr auferlegt, nachdem sie versucht hatte, eine Süßigkeit mit an Bord zu bringen, die CBD enthielt. Diese sollte ihr beim Schlafen helfen.
Passagierin packte CBD-Süßigkeit wegen Schlafproblemen ein
Der Fall ereignete sich im August 2023. Die US-Amerikanerin wollte gemeinsam mit ihrer Familie auf eine Kreuzfahrt mit der „Carnival’s Horizon“ gehen, wurde beim Boarding in Miami jedoch von den Sicherheitskräften aus der Schlange geholt, wie die lokale News-Seite „Local10.com“ berichtet. Die Sicherheitsleute hatten in ihrem Gepäck eine Tüte mit CBD-Süßigkeiten entdeckt, die die Texanerin zuvor online erworben hatte. Gegenüber „Local10.com“ erklärte sie: „Ich habe Schlafprobleme, also wollte ich sichergehen, dass ich auf der Reise schlafen kann.“ Van Veldhuizen erklärt weiter, dass sie immer mit dem CBD-Fruchtgummi gereist sei und es bislang nie Probleme gegeben habe.
Für Carnival Cruise Line stellte aber eben jenes CBD-Fruchtgummi ein großes Problem dar. Denn: Die Reederei hat ein Verbot für CBD an Bord seiner Kreuzfahrtschiffe erlassen.
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Was ist CBD?
„Cannabidiol (dafür steht die Abkürzung CBD) ist der nicht-high-machende Wirkstoff der Hanfpflanze“, schreibt FITBOOK in einem Text zum CBD-Öl. Das sanfte Hanf-Produkt verspreche „Entspannung, besseren Schlaf, innere Gelassenheit und weniger Schmerzen“, heißt es in einem weiteren Text zur Wirkung von CBD.
Das Präparat ist vielerorts legal – auch in Florida. Dort ist laut des Landwirtschafts- und Verbraucherministeriums der Konsum von Industriehanf-Produkten mit einer THC-Konzentration von 0,3 Prozent und weniger erlaubt. Die Süßigkeit der Kreuzfahrt-Passagierin soll gerade einmal 0,01 Prozent THC enthalten haben. Den Gesetzen im Abfahrthafen nach war sie also legal.
Kreuzfahrtverbot wegen CBD-Süßigkeit
Carnival Cruise Line entschied dennoch, die Frau von der Kreuzfahrt auszuschließen. Und nicht nur das. Zusätzlich sprach das Unternehmen ein lebenslanges Kreuzfahrtverbot wegen der verbotenen Mitnahme der CBD-Süßigkeit aus. In einem Brief, den Van Veldhuizen im Anschluss von Carnival Cruise Line erhielt, heißt es: „Diese Entscheidung basiert auf Ihrem Verhalten auf der aktuellen Kreuzfahrt, das einen Verstoß gegen die Schiffsregeln darstellte, die Sicherheit und/ oder Unterhaltung der anderen Gäste störte oder Carnival Schaden zufügte.“
„Local10.com“ zitiert einen Carnival-Sprecher, der weiter erklärte, man folge dem Bundesgesetz, nachdem CBD eine kontrollierte Substanz sei. Carnival habe die Verantwortung, den Gesetzen zu folgen und dafür zu sorgen, dass verbotene Gegenstände nicht an Bord gebracht würden, zu denen CBD gehöre. Die Carnival-Webseite untermauert das. Dort heißt es im Abschnitt zu verbotenen Gegenständen an Bord: „Alle illegalen Betäubungsmittel/ Drogen, einschließlich synthetischer Drogen, Designerdrogen, Cannabidiol (CBD) und medizinisches Marihuana.“ Weiter steht dort erklärt: „Während bestimmte CBD-Produkte für medizinische Zwecke in den USA möglicherweise legal sind, sind sie nicht in allen von uns besuchten Häfen legal und gelten daher ebenfalls als verbotene Artikel.“
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Deutsche Kreuzfahrtgesellschaften verbieten Cannabis an Bord
TRAVELBOOK hat sich in den Richtlinien verschiedener deutscher Kreuzfahrtgesellschaften umgesehen. Dabei haben wir einen entscheidenden Unterschied zur Carnival-Praxis entdeckt. Drogen und auch speziell Cannabis und Marihuana werden verboten, auf CBD-Öl im Einzelnen wird hier jedoch nicht eingegangen. So heißt es zum Beispiel in den Richtlinien der Kreuzfahrtgesellschaft Aida Cruises: „Cannabis und/ oder Marihuana, auch wenn dies zu medizinischen Zwecken verschrieben wurde“ sind an Bord verboten. Auch bei Tui Cruises ist die „Mitnahme von Drogen (inkl. medizinisch verordneten Marihuanas)“ verboten.
Wer auf eine Kreuzfahrt mit einer dieser Reedereien gehen und CBD-Produkte mitnehmen möchte, sollte entsprechend vorab bei der Reederei nachfragen und sich eine eventuelle Erlaubnis schriftlich geben lassen.