12. September 2018, 12:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auch in Europa kann es zu Ausbrüchen des West-Nil-Virus kommen. TRAVELBOOK erklärt, wie sich Urlauber schützen können.
2018 ist es in Europa zu einer Zunahme von West-Nil-Fieber-Fällen gekommen. Allein aus Griechenland seien 318 Fälle mit 47 Todesfällen gemeldet worden, teilte das Auswärtige Amt auf seiner Webseite mit. Wie das Auswärtige Amt warnen auch die griechischen Gesundheitsbehörden vor dem Virus und fordern Urlauber auf, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, berichtet u. a. die britische Tageszeitung „The Guardian“.
Nach Angaben des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) seien 2018 insgesamt mehr als 180 Todesfälle durch das West-Nil-Fieber gemeldet worden: 47 aus Griechenland, 46 aus Italien, 43 aus Rumänien, 35 aus Serbien, 3 aus dem Kosovo, 3 aus der Türkei, 2 aus Bulgarien und jeweils ein Fall aus der Tschechischen Republik und Ungarn.
Von West-Nil-Fieber-Infektionen betroffen waren vor allem Norditalien und Teile Sardiniens. In Griechenland wurden die meisten Fälle auf der Halbinsel Peloponnes und in den ländlichen Regionen rund um Athen sowie im Gebiet um die Hafenstadt Thessaloniki erfasst. Vor allem die Hauptstadt Belgrad ist in Serbien betroffen.
In diesen Ländern und Regionen wurden Infektionen durch das West-Nil-Virus gemeldet Quelle: ECDC
Das Virus wird durch die Gemeine Stechmücke übertragen
„Eine Häufung von Infektionen durch das West-Nil-Virus verzeichnen derzeit alle Länder, die bereits in der Vergangenheit betroffen waren“, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Professor am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg, auf Nachfrage von TRAVELBOOK. Ein warmes Klima schaffe „ideale Bedingungen“ für die Verbreitung des West-Nil-Virus. Übertragen werde es durch die Culex-Mücke, die Gemeine Stech- oder Hausmücke, die auch in Deutschland und anderen Ländern Mitteleuropas vorkommt.
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Grippeähnliche Symptome mit Fieber
„Für die meisten Menschen ist eine Infektion durch das Virus weitgehend ungefährlich. Der Großteil merkt gar nichts davon“, sagt Schmidt-Chanasit. Bei einem geringeren Teil können durch eine Infektion grippeähnliche Symptome mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten. „Das Fieber klingt in der Regel nach einigen Tagen von selbst wieder ab“, sagt Schmidt-Chanasit. In einigen Fällen kann es durch eine Infektion aber auch zu lebensgefährlichen Krankheiten wie beispielsweise Gehirnentzündung (Enzephalitis) kommen. „Vor allem für ältere Menschen ab 60 Jahren und Personen mit Erkrankungen wie Diabetes oder Krebs können Infektionen durch das West-Nil-Virus gefährlich werden“, sagt Schmidt-Chanasit.
Wie man sich vor dem Virus schützt
Wie kann man sich am besten vor dem West-Nil-Fieber schützen? Da es laut Schmidt-Chanasit derzeit noch keine Impfstoffe gegen das Virus gebe, sollte man sich mit Mückenschutzmitteln und entsprechender Kleidung wie langen Hosen oder langärmeligen Shirts gegen Stiche schützen.
Zum Schutz eignet sich ein Anti-Mücken-Mittel mit dem Wirkstoff DEET. Dieses gelte derzeit als das effektivste Mittel, so das Centrum für Reisemedizin (CRM).
Die Experten empfehlen ein Produkt mit einer Konzentration des Wirkstoffs von 30 bis 50 Prozent. Sprays mit DEET werden sonst eher von Fernreisenden genutzt, die Länder besuchen, in denen tropische Infektionskrankheiten verbreitet sind.
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Usutu-Virus in Deutschland
Nach Aussage von Schmidt-Chanasit können Infektionen durch das West-Nil-Virus auch in Deutschland und anderen Ländern Europas auftreten. „Eng verwandt“ mit dem West-Nil-Virus sei das sogenannte Usutu-Virus, das ebenfalls durch Mücken übertragen wird und seit einigen Jahren in mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland, aber auch in den Niederlanden und Belgien verbreitet sei. Neben Vögeln, vorrangig Amseln, können sich auch Menschen infizieren. „Die Symptome sind die gleichen wie bei einer Infektion durch das West-Nil-Virus“, sagt Schmidt-Chanasit.