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Nachgefragt bei Experten

Wie wird der Sommerurlaub 2021?

Sommerurlaub, Mann in Tirol
Wie stehen die Chancen für einen „normalen“ Sommerurlaub 2021? TRAVELBOOK hat Experten befragt Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

31. Mai 2021, 13:05 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten

Können wir im Sommer in den Urlaub fahren? Mit welchen Einschränkungen müssen wir dabei rechnen? Und wie sehr wird die Corona-Impfung eine Rolle spielen? Viele Fragen für den bevorstehenden Sommerurlaub werden nach und nach geklärt. TRAVELBOOK hat mit Experten vom Deutschen Reiseverband und der Verbraucherzentrale sowie einem Virologen gesprochen.

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Schon bald starten in Deutschland die Sommerferien. In Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein beginnen sie bereits am 21. Juni 2021, in allen anderen Bundesländern in den darauf folgenden Tagen und Wochen. Doch was passiert nun in diesem Jahr mit dem Sommerurlaub? Viele von uns hoffen inständig, dass wir irgendwie irgendwohin fahren können, am besten mit so wenigen Einschränkungen wie möglich. Das ist der aktuelle Stand.

Merkel: Sommerurlaub wie im vergangen Jahr

Nachdem der Osterurlaub ins Wasser gefallen ist, sieht es für den Sommerurlaub 2021 zunehmend besser aus. Selbst von ganz oben kommen inzwischen positive Töne. Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich kürzlich optimistisch, dass auch Ungeimpfte in diesem Sommer Urlaub innerhalb Europas machen können. Wenn man sehe, wie niedrig die Corona-Inzidenzen in anderen europäischen Ländern bereits seien, „dann bin ich sehr hoffnungsfroh, dass wir uns auch insgesamt das leisten können, was auch im vergangenen Sommer möglich war“, sagte Merkel nach dem EU-Gipfel im portugiesischen Porto, an dem sie per Video teilgenommen hatte. Ab wann genau ein Sommerurlaub möglich sei, könne sie jetzt jedoch noch nicht sagen.

Auch für Deutschlandreisen hat die Kanzlerin Hoffnung. Sie sagte: „In Deutschland scheinen wir auch die dritte Welle gebrochen zu haben.“ In den Regionen, in denen die Inzidenzen fielen, werde auch in Deutschland Schritt für Schritt wieder mehr möglich sein.

Ähnlich hoffnungsvoll zeigte sich der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß. „Ich glaube, die große Fernreise fällt in diesem Sommer aus, aber das gilt nicht für den ganzen Urlaub”, sagte er gegenüber dem Tagesspiegel. Geht die Pandemie-Entwicklung so weiter, „wird der Sommerurlaub in Deutschland stattfinden können und auch in den europäischen Nachbarländern, in denen sich die Infektionszahlen ebenfalls günstig entwickeln.“ Der Tourismusminister glaubt, „dass touristische Übernachtungen im Sommer deutschlandweit möglich sein werden. Allerdings mit den Vorsichtsmaßnahmen, die wir gelernt haben. Und möglicherweise mit verschärften Schutzauflagen für Gegenden mit höheren Infektionszahlen.“

Virologe: Sommerurlaub abhängig vom Verhalten aller

Der Virologe Prof. Dr. Jassoy vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie des Universitätsklinikums Leipzig AöR zeigte sich im Gespräch mit TRAVELBOOK ebenfalls optimistisch. Er sagte: „Die Ausbreitung der Infektion ist kein Naturereignis, sondern hängt vom Verhalten jedes Einzelnen ab.“ Es bestehe ein großes Interesse am Reisen und es werde versucht alles zu tun, damit das in diesem Sommer möglich werde. Auch die Impfungen tragen seiner Ansicht nach dazu bei. Jassoy: „Ich blicke positiv in die Zukunft, dass der Sommerurlaub 2021 möglich gemacht werden wird.“

Ist es okay, im Sommer 2021 in den Urlaub zu fahren?

Aktuell rät die Bundesregierung weiterhin von allen nicht notwendigen, touristischen Reisen ab. Ein generelles Reiseverbot besteht nicht. Reisen in Risikogebiete sind aber weiterhin für alle Ungeimpften mit einer Quarantäne bei Rückkehr verbunden.

Kerstin Heinen, Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) forderte im Interview mit TRAVELBOOK, dass das generelle Stigmatisieren von Reisen durch Politiker unbedingt aufhören müsse. Gegenüber TRAVELBOOK sagte sie: „Gerade Pauschalreisen sind nicht die Treiber der Pandemie, wie das Robert-Koch-Institut festgestellt hat. Die meisten Reiseveranstalter haben ebenso wie Fluggesellschaften, Hotels und Zielgebiete gute, funktionierende Hygienekonzepte, und Pauschalreisende haben in der Regel keine engen Kontakte im Urlaubsland.“ Als Beispiel nennt die DRV-Sprecherin Mallorca. Über Ostern flogen laut DRV rund 40.000 Menschen aus Deutschland auf die Balearen-Insel. Heinen: „Die Urlauber halten sich an die Regeln, das hat sich auf Mallorca gezeigt. Die Inzidenzwerte sind trotz des vorsichtig angelaufenen Urlaubsgeschäfts weiterhin niedrig.“ Pandemietreiber seien hingegen viel mehr private Kontakte, wie etwa Verwandtenbesuche oder das Treffen von Freunden.

Robert Bartel, Rechtsreferent der Verbraucherzentrale Brandenburg e.V., hat hier einen anderen Ansatz. Er erklärte im Gespräch mit TRAVELBOOK: „Solange es bei der Aufforderung der Bundesregierung bleibt, nicht zu reisen, muss sich jeder erst mal die Frage stellen, ob es wirklich vertretbar ist, sich darüber hinwegzusetzen. Gefährde ich damit mich, gefährde ich damit andere?“  Bartel ergänzt: „Grundsätzlich gilt für Buchungen: Ich muss mich sehr genau informieren. Wie ist die Einreisesituation? Wie ist die Situation vor Ort? Sind Entwicklungen absehbar? Welche Angebote geben mir Flexibilität?“

Prof. Dr. Jassoy hat eine klare Antwort auf die Frage, ob Reisen okay ist. Im Interview sagte der Virologe: „Man kann durchaus reisen, wenn es die politische Situation erlaubt. Ich denke, die Gefahr ist nicht größer als zu Hause.“ Er empfiehlt, besonders dort aufzupassen, wo viele Menschen zusammenkommen und diese Ansammlungen zu meiden. Alles andere werde in der Regel durch Vorschriften wie Maskenpflicht, Abstandspflicht etc. geregelt. Personen, die bereits geimpft sind, können nach Ansicht Jassoys „eines guten Gefühls verreisen“. Er erklärt: „Mit der Impfung und wenn sie sich an die Hygiene- und Abstandsregeln halten, gibt es ein absolut geringes Risiko, sich oder andere zu infizieren.“

Wohin können wir im Sommer reisen?

Ausland

Diese Frage ist an dieser Stelle kaum zu beantworten, da sich die Lagen ständig ändern. Wie immer empfiehlt es sich, bei dem Wunschreiseziel informiert zu bleiben. Wie das Beispiel Portugal zeigt, können sich die Lagen vor Ort schnell ändern. Anfang des Jahres noch mitten in der Virusvarianten-Krise, steht das Land inzwischen nicht einmal mehr auf der Liste der Risikogebiete des Robert-Koch-Instituts. Das gilt auch für andere beliebte Reiseländer. Einige Länder, die weiterhin ganz oder teilweise auf der Risikoliste stehen, machen mitunter eifrig Pläne, wie sie den Sommerurlaub 2021 trotz suboptimaler Corona-Zahlen möglich machen. Griechenland legte etwa kürzlich neue Pläne für den Tourismus vor (mehr dazu hier). Der Inselstaat Malta versuchte kürzlich, Reisende mit Geldgeschenken zur Einreise zu überzeugen. Einige Länder gestatten die quarantänefreie Einreise nur dann, wenn der oder die Reisende eine erfolgreich abgeschlossene Corona-Impfung oder abgeschlossene Erkrankung nachweisen kann.

So ist die Corona-Lage in:
Spanien
Italien
Kroatien

Deutschland

Wer gar nicht ins Ausland reisen will, sondern lieber im Inland Urlaub machen möchte, kann inzwischen aufatmen. Herrschte hierzulande bis vor Kurzem vielerorts ein Beherbergungsverbot, dürfen Hotels, Ferienwohnungen und Co. nach und nach wieder für touristische Übernachtungen öffnen. Entscheidend sind die Inzidenz und die entsprechenden Regeln am Wunsch-Zielort.

Mehr dazu: Die Corona-Regeln der Bundesländer im Überblick

Wohin wollen die Deutschen reisen?

Bezogen auf das ganze Jahr sei „Deutschland das liebste Reiseziel der Deutschen“, erklärt DRV-Sprecherin Heinen. Sie ergänzt: „Im vergangenen Jahr hatten rund 45 Prozent der Urlaubsreisen ab fünf Tagen Dauer das eigene Land zum Ziel. Wir gehen davon aus, dass das auch dieses Jahr so sein wird.“ Außerhalb von Deutschland gehe der Trend zu den üblichen Zielen: Griechenland, Türkei, Spanien, Balearen, Portugal. Rechtsreferent Bartel sagt im Interview: „Die Deutschen wollen hinreisen, wo es möglich ist – das Ziel ist mittlerweile nicht mehr so wichtig.“

Eine Analyse der Ferienhaus-Suchmaschine HomeToGo gibt Heinen zum Großteil recht: Vier der Top-Ten-Reiseziele im Sommer 2021, die durch eine Analyse von mehr als 15 Millionen Suchmaschinen-Anfragen ermittelt wurden, liegen in Deutschland. Alle anderen sind ebenfalls in Europa, vier von ihnen direkte Nachbarländer Deutschlands. Weit weg wollen in diesem Jahr anscheinend nicht viele.

Das sind die beliebtesten zehn Reiseziele der Deutschen im Sommer 2021

  1. Ostsee, Deutschland
  2. Deutschland
  3. Kroatien
  4. Italien
  5. Nordsee, Deutschland
  6. Dänemark
  7. Frankreich
  8. Niederlande
  9. Bayern, Deutschland
  10. Österreich

Auch interessant: Die Urlaubspläne der Deutschen für 2021 und 2022

Wie viel Einfluss werden die Impfungen auf den Sommerurlaub 2021 haben?

Robert Bartel vom Verbraucherschutz ist hinsichtlich der Impfungen etwas besorgt: „Ich befürchte, dass da was auf uns zukommt und uns einige Länder nur mit einer Impfung reinlassen werden. Ich hoffe, dass das nicht die einzige Voraussetzung sein wird und auch negative Corona-Tests noch anerkannt werden.“

Etwas optimistischer sieht es Kerstin Heinen vom DRV. Sie ist überzeugt: „Dieses Jahr wird es sicher noch eine Kombination aus Impfung und Testpflicht werden, weil bis zum Sommer voraussichtlich nicht alle, die sich impfen lassen wollen, auch geimpft sind.“ Für die Reisenden selbst biete das Impfen eine zusätzliche Sicherheit, die sich auch auf die Urlaubsbuchungen auswirke. „Menschen, die sich sicher fühlen, reisen eher“, sagt die Pressesprecherin gegenüber TRAVELBOOK. Der Wunsch zu reisen sei aber definitiv da. „Reisen muss wieder möglich sein – verantwortungsbewusst und Schritt für Schritt“, findet Heinen.

Das Impf-, Test- und Genesenen-Zertifikat

Mit der Coronapandemie ist seit einiger Zeit ein weiteres Dokument in die Fülle der Reiseunterlagen gezogen: der Testnachweis. Aktuell nehmen viele Reisende diesen noch als Zettel oder E-Mail auf dem Smartphone mit, um ihn beim Check-in und Boarding vorzuzeigen. Das soll demnächst einfacher werden.

Die EU-Kommission hat bereits im März einen europaweit einheitlichen Nachweis beschlossen, das „Digital Green Certificate“. Dieser grüne Nachweis soll neben der vollständig abgeschlossenen Corona-Impfung auch Testergebnisse und bereits durchgestandene Corona-Infektionen zeigen – und so das Reisen erleichtern. Der Start des digitalen grünen Nachweises ist laut Bundesgesundheitsministerium für die „zweite Hälfte des zweiten Quartals 2021“ geplant, also zwischen Mitte und Ende Juni. Mehr zum europaweiten Nachweise lesen Sie hier.

Neben dem Zertifikat auf dem Smartphone oder in Papierform soll vorerst auch das gelbe Impfheft anerkannt bleiben.

Jetzt Sommerurlaub 2021 buchen?

Nach Meinung von DRV-Sprecherin Heinen können Menschen, die in den Sommerurlaub fahren möchten, jetzt schon buchen. Sie rät: „Sinnvoll ist es, sich im Reisebüro beraten zu lassen und eine Pauschalreise zu buchen.“ In dem Fall hätten Reisende einen Ansprechpartner und seien abgesichert, wenn sie zum Beispiel vor dem Rückflug positiv auf Corona getestet würden. „Reisende sollten unbedingt auf die Buchungsbedingungen und flexible Stornierungs- oder Umbuchungsmöglichkeiten achten“, sagt Heinen und erklärt, dass es oft auch extra Corona-Pakete mit Versicherung gebe.

Hinsichtlich der Kosten für den Sommerurlaub rechnet der Deutsche Reiseverband mit stabilen Preisen, also weder extremen Billigpreisen noch starkem Anstieg wegen der Corona-Pandemie. Heinen merkt aber an: „Natürlich gibt es auch immer mal sehr günstige Angebote. Und wenn alle zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Ziel wollen, werden dort die Preise eher steigen.“

Auch Bartel (Verbraucherschutz) sagt klar „Ja“ zum Buchen. Er erklärt: „Ich empfehle zu buchen, obwohl es so schwierig ist, die Lage einzuschätzen. Denn wenn was möglich wird, werden alle buchen. Und wenn die Nachfrage steigt, steigen auch die Preise.“ Gebucht werden solle nach Ansicht des Rechtsreferenten aber nur unter den entsprechenden Bedingungen: „Pauschalreisen geben hier natürlich mehr Sicherheit. Ich würde Flex-Angebote in Anspruch nehmen, auch wenn die ein bisschen teurer sind.“ Auch bei Individualreisen gibt es laut Bartel flexible Angebote: „Unterkünfte kann ich mit zufriedenstellenden Stornierungsbedingungen buchen. Bei Flügen ist das schon schwieriger. Da kann eine Buchung schon ein Glücksspiel sein, wenn ich kein teures, flexibles Ticket gebucht habe.“

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Wartehaltung bei Buchungen

„Gebucht wird aktuell vor allem für den Spätsommer und Herbst oder auch schon für 2022“, sagt Heinen (DRV). Beim Sommerurlaub würden die Leute derzeit noch abwarten.

Die Reisebranche stellt sich auf ein weiteres schwieriges Corona-Jahr ein. Die Buchungen für 2021 seien deutlich schlechter als die schon schlechten Zahlen vom Vorjahr, sagte Michael Frenzel, Chef des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, gegenüber  WELT am SONNTAG: „Für die Sommersaison liegen die Buchungen gemessen am Umsatz um 76 Prozent unter den Zahlen im Vorjahreszeitraum.“ Im Frühjahr hätten die Stornierungen die Buchungen weiter übertroffen.

Tui-Chef Fritz Joussen sieht trotz der schwierigen Lage Hoffnungszeichen: „Die mittelfristigen Buchungen für Reisen in drei bis fünf Monaten – etwa die Karibik, aber auch einige Kreuzfahrten – sind deutlich angestiegen in den letzten Wochen“, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. (Mehr dazu lesen hier.) Letzteres kann Bartel (Verbraucherschutz) nicht verstehen. Angesichts der Nähe zu anderen Reisenden auf einem Kreuzfahrtschiff sagt er: „Kreuzfahrten würde ich vorerst meiden.“

Themen Coronakrise
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