7. Mai 2023, 5:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Seit in dem kleinen Dorf Bampton in England Teile der Erfolgsserie „Downton Abbey“ gedreht wurden, ist der Ort ein Mekka für Serienfans. Doch der Ruhm hat auch seine Schattenseiten. Viele Einwohner berichten immer wieder von aufdringlichen und rücksichtslosen Touristen.
Wer sich in der englischen Provinz Oxfordshire in das kleine Nest Bampton verirrt, der könnte den Eindruck bekommen, mitten in ein Drehbuch gestolpert zu sein. Besonders Serien-Fans dürfte der Ort sehr bekannt vorkommen. Denn hier wurden über Jahre immer wieder Szenen des Serien-Hits „Downton Abbey“ gedreht. In insgesamt sechs Staffeln „spielte“ Bampton nämlich das Serien-Dorf Downton in den Cotswolds in Yorkshire. Und wurde so zu einem der größten Touristenmagneten der Region – was bei Weitem nicht allen Einwohnern gefällt.
In Bampton wurden für „Downton Abbey“ von 2010 bis 2015 vor allem viele Außenszenen der Serie gedreht. Der offiziellen Tourismus-Webseite des Oxfordshire zufolge sticht unter den Film-Locations in dem Dorf besonders die Jungfrau-Maria-Kirche hervor. Hier wurde zum Beispiel die Hochzeit von Lady Mary und Matthew Crawley geschossen. Das Serien-Baby Sybil wurde hier getauft, und auch Beerdigungen fanden statt. Am Eingang der Kirche hängen sogar Bilder, die Backstage-Aufnahmen der Drehaufnahmen zeigen. Das Haus gegenüber der Kirche namens „Church View“ stand Pate für die beiden fiktiven Pubs „The Grantham Arms“ und „The Dog & Duck“.
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Große Spendenaktion
Ein Gebäude namens „Churchgate House“ ist in der TV-Serie der Wohnsitz der Figur Isobel Crawley. Und das Gemeindearchiv von Bampton dient in dem Drama als das örtliche Krankenhaus. Früher eine Schule, ist das Gebäude heute auch eine Art Souvenir-Laden, in dem man alle möglichen „Downton Abbey“-Andenken kaufen kann. Der mega-erfolgreichen Serie folgten insgesamt zwei Kinofilme, die den Ruhm von Bampton, wenn überhaupt möglich, noch steigerten.
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Das Dorf profitierte davon einerseits sehr. Als beispielsweise ein Gebäude saniert werden musste, dass in der Serie eine Rolle spielt, riefen auch „Downton Abbey“-Schauspieler um Hugh Bonneville zu einer Spendenaktion auf. Laut „BBC“ konnten so innerhalb von zehn Jahren insgesamt 400.000 Pfund, also etwa gesammelt werden. Die Arbeiten an dem alten Haus endeten gerade erst, im Juni 2022. Doch der Ruhm birgt auch Schattenseiten.
Einwohner sind verärgert
So berichteten Einwohner von Bampton in der Vergangenheit immer wieder von Belästigungen durch Touristen. Einer sagte der Zeitung „Oxford Mail“, er überlege sogar, deswegen wegzuziehen. So sei es keine Seltenheit, dass Besucher mit Selfie-Sticks versuchten, Bilder auch von im ersten Stock von Häusern gelegenen Innenräumen zu machen. Auch habe eine Frau auf den Schultern ihres Mannes sitzend, mit einem Tele-Objektiv, Fotos von einem Garten geschossen – über eine Hecke hinweg wohlgemerkt.
Regelmäßig klopften Touristen auch einfach an Fenster und fragten Einwohner, ob sie denn hier wohnen würden. Sogar Steine aus seiner Gartenmauer hätten neugierige Besucher schon als Souvenir mitgenommen. In Bampton zu leben, fühlt sich wohl mittlerweile mitunter so an, wie in einem Zoo zu leben: An „schlechten Tagen“ und sogar während der Corona-Pandemie seien teils bis zu 20 Touren am Tag durch das Dorf gekommen.
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Teure Touren im Netz
Tatsächlich findet man im Netz problemlos Touren nach Bampton, zum Beispiel beim Anbieter „Silver Screen“. Und die können richtig teuer werden: Je nach gebuchtem Paket kostet eine solche Tour aktuell bis zu 610 Euro. Und auch auf dem Portal Tripadvisor zeigen sich die User begeistert von dem Dorf. „Bampton ist ein bezaubernder und natürlicher Ort“, schreibt einer. Ein anderer meint: „Auch wenn man kein Fan ist, sollte man das Dorf unbedingt besuchen.“ Ein weiterer Kommentar lautet: „Ich habe es geliebt. So froh, dass wir da waren.“
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Und Bampton ist laut der Tourismusseite des Oxfordshire nicht die einzige „Downton Abbey“-Location, die es in der Region zu besuchen gibt. Demnach lohnt sich auch ein Abstecher in die Orten Rotherfield, Shilton und Swinbrook. Auch hier gibt es Gebäude, die in der Erfolgsserie eine Rolle gespielt haben. Nahe Witney befindet sich das Anwesen „Coggs Manor Farm“, ein Landsitz mit 1000-jähriger Geschichte. Zeitweise war er sogar im Besitz englischer Könige, und in den letzten drei Staffeln Schauplatz von „Downton Abbey“. Für Fans der Serie gibt es also auch abseits des Bildschirms mehr als genug zu sehen.
Denken Sie aber bei einem Besuch immer daran: Sie befinden sich an einem echten Ort, nicht an einem Filmset. Nur, wenn wir uns als Touristen verantwortlich gegenüber Einheimischen verhalten, werden solche wunderbaren Orte auch in Zukunft weiter frei zugänglich sein. Denn manche Menschen wohnen eben dort, wo andere Urlaub machen. Manchmal eben auch in einem berühmten Serien-Dorf wie Bampton.