9. April 2023, 15:15 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Unweit von Wien erhebt sich eine der markantesten Festungen von ganz Österreich. Die Burg Kreuzenstein beeindruckt nicht nur durch ihre Lage hoch über dem Donau-Tal, sondern auch immer wieder als Filmkulisse. Mehr als 100 Filme und Serien wurden hier bereits gedreht. Dabei ist es ein Glücksfall, dass es die Burg heute überhaupt noch gibt.
Über der kleinen österreichischen Ortschaft Loebendorf erhebt sich, unweit von Wien, eine der imposantesten Festungen des ganzen Landes. 266 Meter über dem Tal der Donau thront der oval angelegte Ringbau mit seinen massiven Mauern und Türmen, bietet einen beeindruckenden Weitblick über das weite Land und den Wienerwald. Fast wie die Kulisse aus einem (Fantasy-)Film wirkt die Burg Kreuzenstein, so ihr Name. Und tatsächlich wird dort heute regelmäßig gedreht, ist auch immer wieder Hollywood zu Gast. Dabei ist es nur einem einzigen Mann zu verdanken, dass es die Burg heute überhaupt noch gibt – beziehungsweise wieder.
Laut der offiziellen Seite der Burg Kreuzenstein wird der Ort erstmals um das Jahr 1115 als „Grizanstein“ erwähnt. Der Ursprung dieses Namens liegt im Dunkel der Geschichte, dürfte aber zurückgehen auf den ersten Burgherren Dietrich von Grizanstaine. Bereits tausende Jahre zuvor hatte es aber an der strategisch wichtigen Stelle hoch über dem Donau-Tal einen befestigten Ringwall zu Verteidigungszwecken gegeben. Im 13. Jahrhundert fällt die Burg für einen Zeitraum von 250 Jahren an das mächtige Habsburger-Geschlecht. Diese residieren hier jedoch kaum, sondern lassen die Festung von Statthaltern verwalten.
Von den Schweden gesprengt
Im Zuge des 30-Jährigen Krieges (1618-48) lässt ihr damaliger Besitzer Graf Karl von Saint-Hilaire Burg Kreuzenstein dann zu einem der mächtigsten Verteidigungs-Bollwerke vor den Toren Wiens ausbauen. Und so hält sie denn auch lange stand, bis im Jahr 1645 ihre finsterste Stunde schlägt. Zunächst nahmen die übermächtigen Schweden sie kampflos ein. Als sie dann ihrerseits von einer Armee unter Erzherzog Leopold Wilhelm zurück gedrängt werden, zerstören sie Burg Kreuzenstein weitgehend. Die Festung wird beim Rückzug der Schweden einfach gesprengt. Was übrig bleibt, verwendet die Bevölkerung in den folgenden Jahrzehnten als Baumaterial.
Im Jahr 1702 dann geht die Ruine der Burg Kreuzenstein durch eine Hochzeit in den Besitz der Familie von Wilczek über. Dieser Umstand wäre wohl nicht weiter erwähnenswert ohne den Namen Johann Nepomuk Graf Wilczek. Seinerzeit eine bedeutende Figur am Wiener Hof wie des österreichischen Kunst-und Kulturlebens, entschließt er sich 1874 zu einem aus heutiger Sicht historischen Schritt. Er möchte Burg Kreuzenstein wieder zu ihrem alten Glanz führen, und lässt das Gemäuer in den Folgejahren sukzessive wieder aufbauen.
Auch interessant: Burg Houska in Tschechien: Das Tor zur Unterwelt?
Ein Mann und seine Vision
Wilczek, einer der reichsten Unternehmer Österreichs und größten Philanthropen des Landes, hatte zuvor schon durch aufsehenerregende Projekte von sich Reden gemacht. So finanzierte er unter anderem die erste österreichische Nordpol-Expedition von 1872 bis 1874. Noch heute tragen zwei dabei entdeckte Inseln im Arktischen Meer seinen Namen. Ursprünglich will er nur die Kapelle der Festung restaurieren. Doch ein Mann wie Wilczek denkt nicht in so kleinen Dimensionen, und so entschließt er sich, Burg Kreuzenstein in Gänze wieder auferstehen zu lassen.
Zunächst denkt er dabei wohl vor allem an eine Ausstellungsfläche für seine gewaltige Kunstsammlung, die etwa 100.000 Objekte aus aller Welt umfasst. Innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte jedoch erschafft er bis zur Fertigstelung 1906 gemeinsam mit zwei bekannten Architekten aus den Überresten der Festungs-Ruine jene Burg Kreuzenstein, die Besucher aus aller Welt noch heute in Scharen anlockt. Laut Webseite ist das Gemäuer eines der beliebtesten und bekanntesten Ausflugsziele vor allem für Familien nahe Wien.
Hollywood liebt Burg Kreuzenstein
Für seinen Bau verwendet Wilczek Originalteile, die er auf Reisen in ganz Europa zusammenträgt. Auf diese Weise entsteht eine quasi „echte“ Burg wie aus dem Mittelalter. Doch schon kurz nach dem Wiederaufbau muss erneut restauriert werden. 1915 vernichtet ein schwerer Brand hier einen großen Teil der unschätzbar wertvollen Kunstsammlung, darunter Werke von Dürer und Cranach. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges dann wird Burg Kreuzenstein durch Artilleriefeuer wiederum schwer beschädigt. Noch heute kann man in ihren Mauern Einschusslöcher sehen.
Doch auch diesen Fährnissen trotzt Burg Kreuzenstein. Und wird so nicht nur zum Touristenmagneten, sondern auch zu einem Liebling von Hollywood. Laut der Fernsehzeitschrift „Hörzu“ wurden hier in der Vergangenheit bereits mehr als 100 Filme und Serien gedreht. Dazu gehören so bekannte Streifen wie die Neufassung von „Die drei Musketiere“ oder „Der letzte Tempelritter“ mit Nicolas Cage. Auch für die Netflix-Blockbuster-Serie „The Witcher“ wurden hier Aufnahmen gemacht. Schon vor etwa 100 Jahren diente die Burg laut den „Niederösterreichischen Nachrichten“ als Kulisse für den Stummfilm „Das tapfere Schneiderlein“.
Auch interessant: Schloss Predjama – die größte Höhlenburg der Welt
Beliebter Drehort in Nordengland Alnwick Castle – das Zauberschloss aus den „Harry Potter“-Filmen
Touristenmagnet Schloss Moosham – Österreichs grausige Hexenburg
Touristenattraktion nahe Chicago Old Joliet Prison – das Horror-Gefängnis, das Hollywood liebt
Unzählige Blockbuster und ein Softporno
Beau Bridges, Rex Harrison, Charlie Sheen, Kiefer Sutherland und sein Vater Donald, sie alle und noch viel mehr Stars aus Hollywood drehten seitdem auf der Burg Kreuzenstein. Besonders unvergessen dürfte aber unter den Loebendorfern die Produktion des Softpornos „Die Stoßburg – Wenn nachts die Keuschheitsgürtel klappern“ sein. Zahlreiche Bewohner des Ortes waren damals Statisten – ohne jedoch zu wissen, um was für eine Art von Film es sich handelte.
Für Gäste ist die Burg Kreuzenstein in diesem Jahr vom 1. April bis 1. November täglich geöffnet. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr kann man dann die altehrwürdigen Mauern besuchen und an einer Führung teilnehmen. Diese ist verpflichtend, um die Burg sehen zu können. Leider ist die Teilnahme für Menschen mit eingeschränkter Mobilität aufgrund der vielen Stufen nicht möglich. Der Eintritt beträgt aktuell für einen Erwachsenen 15 Euro, Kinder bis 16 Jahre zahlen 8 Euro.