3. September 2015, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Orte dieser Welt sind uns bekannt – ohne jemals dort gewesen zu sein. Wir haben sie in Filmen gesehen. Malerische Kulissen, beeindruckende Städte oder einfach Schauplätze, an denen wir zusammen mit den Helden gelebt, geliebt und gelitten haben. Unsere Serie ist der Frage auf der Spur: Wie sehen die Drehorte berühmter Filme in Wirklichkeit aus? Heute hat TRAVELBOOK dem berühmten Café des Deux Moulins aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“ einen Besuch abgestattet.
Verfolgungsjagden durch romantische Gassen, eigenwillige aber liebevolle Großstadtcharaktere und eine wunderschöne Filmmusik: Kaum ein anderer französischer Film hat in den vergangenen 15 Jahren so viel zum Image von Paris als die Stadt der Liebe beigetragen wie „Die fabelhafte Welt der Amélie“. Eine junge Frau, perfekt von Audrey Tautou in Szene gesetzt, lebt in einem pittoresken Pariser Appartement und kellnert in einem Café im Montmartre Viertel.
Ohne Glück in der Liebe und Freunde vorweisen zu können, begegnet sie eines Tages einem jungen Mann (Schauspieler: Mathieu Kassovitz), der zerrissene Bilder unter einem Fotofixautomaten sammelt. Dieses verschrobene Hobby erinnert Amélie an ihre schrägen Marotten und sie entdeckt in dem Unbekannten ihren Seelenfreund. Mehrere Versuche, den Fremden kennenzulernen scheitern an der Schüchternheit der charmanten Kellnerin. Erst mit der Hilfe ihrer Mitmenschen, einem Nachbarn mit gläsernen Knochen und der reizenden Kollegin aus dem Café des Deux Moulins kommt es zu einem Happy End.
Legendäre Bistros auf dem Butte Montmartre
Obwohl sich viele der Szenen an Amélies Arbeitsplatz abspielen, blockierte die Filmcrew rund um den Regisseur Jean-Pierre Jeunet nur zwei bis drei Tage die Brasserie in der Rue Lepic. Selbst während der Dreharbeiten war das Café für Gäste zugänglich, weiß der aktuelle Chef Anthony Malbec auf TRAVELBOOK-Nachfrage zu berichten. Kaum zu glauben, denn lange bevor das Café durch den Kassenschlager endgültigen Kultstatus erreichte, stellte es eine echte Institution im Viertel dar. Um 1912 gegründet, teilt es sich mit dem Le Sancerre den Status des ältesten Bistros im Quartier.
Berühmte Mühlen gibt es nicht nur in Holland. Wie der Name bereits andeutet, befindet sich das Café des Deux Moulins zwischen zwei Mühlen. Konkret handelt es sich um keine geringere als das berühmte Moulin Rouge, das legendäre Varieté im Vergnügungsviertel Pigalle und der Windmühle Moulin de la Galette.
Durch die imposante Basilique du Sacré Coeur, dem Künstlerplatz Place du Tertre und den vielen anderen malerischen Cafés in unmittelbarer Nachbarschaft gelingt es Besuchern leicht, die Kultbrasserie schnell zu übersehen. Hebt sie sich mit ihrer roten Marquise mit goldenen und weißen Schriftzügen sowie rosafarbenen Plastikstühlen äußerlich keineswegs ab. Erst wenn man das Café betritt, sind die Spuren Amélies nicht mehr zu übersehen: Ein riesengroßes Filmplakat wurde, in einem gelben Rahmen gespannt, an der Hauptwand angebracht.
Ein weiteres Foto von der berühmten französischen Kellnerin hängt an der Bar, die, anders als im Film, vollkommen männerdominiert ist. Echte Amélie-Fans sollten es keinesfalls versäumen, die Toilettenräume zu inspizieren. Dort, wo sich im Film die Tabakstandverkäuferin mit einem Stammkunden vergnügte, befindet sich eine Vitrine, in der Gegenstände aus dem Film zu sehen sind. Natürlich ist auch der kitschige Gartenzwerg dabei, der von einer Stewardess auf markanten Plätzen der Welt abgelichtet wurde, um Amélies Vater ein wenig Freude in seinen festgefahrenen Alltag zu bringen.
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Touristen pilgern in Amélies Café
Neben der Anbringung von Plakaten, Fotos und Requisiten hat sich seit dem Filmdreh im Jahr 2001 wenig verändert. Lediglich die Stühle wurden ausgetauscht, eine Vitrine entfernt und der Tabakstand aufgrund von Unrentabilität abgerissen. Die Stammgäste von einst und das Personal lassen sich keineswegs von den vielen Touristen, die täglich ins Café des Deux Moulins pilgern, abschrecken. Überwiegend handelt es sich um Japaner, die um eine „fabuleuse Crème Brulée“ und um ein Erinnerungsfoto bitten, welches gern von den Kellnern gewährt wird. Die freundlichen Servicekräfte wissen, mit dem Amélie-Trubel professionell umzugehen. Direktor Anthony Malbec empfiehlt indes, den „fabuleux burger au cantal, frites maison et salade“ (Burger mit Cantalkäse, Pommes Frites nach Art des Hauses und Salat) zu probieren. Am besten dienstags oder donnerstags am Abend. Denn dann sorgen, neben den leckeren Speisen und der Amélie-Kulisse, tolle Musikbands für eine ausgelassene Stimmung im Saal.