7. Februar 2014, 10:10 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Wussten Sie, dass der Film „Grand Hotel Budapest” in Görlitz gedreht wurde? Es ist nicht der einzige Streifen mit Starbesetzung, der hier seine Kulissen fand. Inzwischen nennt sich die östlichste Stadt Deutschlands ganz selbstbewusst „Görliwood“ und lockt Cineasten auf die Spuren von Kate Winslet und Co.
Schon in den 1950er-Jahren fungierte Görlitz als Kulisse, und zwar für das Lustspiel „Der Ochse von Kulm“. Seitdem wurden mehr als 70 Filme hier gedreht, zuletzt immer öfter mit Starbesetzung. 2004 zum Beispiel „In 80 Tagen um die Welt“ mit Jacky Chan oder 2008 Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“. Spätestens seit Kate Winslet für ihre Rolle in „Der Vorleser“, der 2008 teilweise hier entstand, einen Oscar bekam, war Görlitz in Hollywood angekommen. Auch Wes Andersons „The Grand Budapest Hotel“, der 2014 die Berlinale eröffnete und vier Oscars gewann, wurde hier gedreht.
Für Andersons Film mit Bill Muray, Jude Law und Tilda Swinton – um nur einige zu nennen – wurde aus dem Görlitzer Kaufhaus das Grand Budapest Hotel. Mit seinem aufwändig gestalteten Glasdach gehört es zu den schönsten Warenhäusern Deutschlands, seit der Insolvenz von Hertie im Jahr 2009 steht es leer – und konnte so, Glück im Unglück, problemlos über Monate als Kulisse herhalten. Doch Görlitz hat Filmemachern noch einiges mehr zu bieten als dieses Schmuckstück aus der Blütezeit der Warenhäuser.
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Der coolste Drehort – sagt Ralph Fiennes
Weil die Stadt im Zweiten Weltkrieg nahezu unversehrt blieb, lassen sich hier heute rund 4000 Einzeldenkmäler aus über 500 Jahren Architekturgeschichte finden – von Gotik und Renaissance bis zum Barock, über die Gründerzeit bis zum Jugendstil. Rund 300 Millionen Euro wurden nach der Wende investiert, rund 80 Prozent der denkmalgeschützten Gebäude instand gesetzt.
Filme aus fast jeder Zeitepoche finden hier ihre authentische Kulisse. Außerdem ist die Alt- und Innenstadt nahezu gänzlich frei von greller Leuchtreklame, was man in anderen Städten dieser Größe nicht mehr findet. Und die Görlitzer, sie behandeln ihre Stars unaufdringlich und freundlich – und springen gern auch als Komparsen ein.
Kein Wunder, dass Regisseure und Schauspieler von Görlitz begeistert sind. Ralph Fiennes zum Beispiel, der schon für „Der Vorleser“ in Görlitz vor der Kamera stand, äußerte sich nahezu enthusiastisch: „Danke Görlitz! Ihr seid einfach der coolste Drehort – Görlitz war für uns die bestmöglichste Stadt um den Film ‚The Grand Budapest Hotel‘ zu produzieren.“
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Filmproduktionen kurbeln den Tourismus an
Wie die Filmerei den Tourismus ankurbelt, ist direkt messbar. Von Januar bis März 2013, in der Zeit also, als Wes Anderson seinen neuen Film in Görlitz drehte, stiegen die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 75 Prozent. Offenbar hatte die Chance, beim Abendessen einen Jude Law oder Adrian Brody zu sehen, zahlreiche Cineasten in den Osten Deutschlands gelockt.
Mittlerweile wirbt die Stadt auch offensiv mit ihren Filmstars. Im Oktober 2013 ließ sich Görlitz einen neuen Zweitnamen patentieren und nennt sich seitdem ganz bescheiden: „Görliwood“.