26. Dezember 2021, 12:44 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
2010 sorgte der Psychothriller „Shutter Island“ mit Leonardo DiCaprio für Gruselmomente in deutschen Kinos. Manch ein Urban Explorer wird sich seither vielleicht schon gefragt haben, wo die düstere Insel mit der Klinik für psychisch gestörte Schwerverbrecher wohl liegen mag. TRAVELBOOK ging auf Spurensuche und zeigt, wo der US-Film gedreht wurde – und was der Leuchtturm von Warnemünde damit zu tun hat.
Mitten im Meer taucht plötzlich eine kleine, dicht bewaldete Insel auf. Ihre Küste fällt in schroffen Felswänden steil ab, der Himmel über ihr ist von dunklen Wolken verhangen. Schon der erste Anblick von Shutter Island löst Unbehagen aus – nicht nur bei den per Schiff eintreffenden US-Marshalls Edward Daniels (Leonardo DiCaprio) und Chuck Aule (Mark Ruffalo), sondern auch beim Zuschauer. Genau diesen Effekt wollte Regisseur Martin Scorsese mit dieser ersten Einstellung von der Insel erzielen. Schließlich ist das, was sich in den folgenden zwei Stunden im Film dort abspielt, alles andere als behaglich. Doch wo genau liegt der Drehort von Shutter Island überhaupt?
Der offizielle Trailer zum Film:
Wir schreiben das Jahr 1954. Edward „Teddy“ Daniels soll auf Shutter Island gemeinsam mit seinem Partner das Verschwinden der als gefährlich geltenden Patientin Rachel Solando aufklären. Die Marshalls sind wegen eines heraufziehenden schweren Sturms gezwungen, mehrere Tage auf der Insel zu bleiben und in den Räumen Ashecliffe Hospital zu übernachten. Die Ermittlungen führen die beiden Männer im Laufe des Films an verschiedene Orte auf der Insel, unter anderem durch einen dichten Wald und zu einem Leuchtturm an der steilen Küste.
Wo liegt Shutter Island?
Tatsächlich gibt es weder in den USA noch sonst wo auf der Welt eine Insel mit diesem Namen. Das Filmteam hat auch ganz offensichtlich keine Insel gefunden, die sich als Drehort für Shutter Island geeignet hätte, und stattdessen etwas getrickst: Der oben beschriebene, erste Blick auf die aus dem Meer auftauchenden Insel ist digital bearbeitet, wie die Filmtourismus-Website „The Worldwide Guide To Movie Locations“ schreibt. Die felsige Küstenlinie selbst gehört indes zu Peddocks Island, einer Insel im Boston Harbor im US-Bundesstaat Massachusetts. Im Film erkennt man nahe der Schiffsanlegestelle die inzwischen leer stehenden Gebäude des Fort Andrews auf Peddocks, das bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zur Verteidigung des Hafengebiets genutzt wurde.
Damit stimmt immerhin das Setting mit dem Handlungsort des Films überein. Die fiktive Insel Shutter Island liegt laut Drehbuch ebenfalls im Boston Harbor. Als Drehort für das Ashecliffe Hospital wiederum diente tatsächlich eine ehemalige Klinik für psychisch Kranke, allerdings auf dem Festland: das Medfield State Hospital in der gleichnamigen Stadt in Massachusetts. Die roten Backsteingebäude erscheinen geradezu ideal als Kulisse für die Handlung, die in den 1950er-Jahren spielt. Der Drehort für die in der Nähe des Krankenhaus stehende imposante Villa, in der die Marshalls auf den Arzt Dr. Cawley (Ben Kingsley) treffen, befindet sich dagegen wieder ganz woanders. Die Aufnahmen sind im schicken Turner Hill Golf Club in der 100 Kilometer entfernten Küstenstadt Ipswich entstanden.
Und auch der Wald, indem sich Teddy und Chuck während des Sturms verlaufen, liegt wiederum in einem völlig anderen Teil von Massachusetts. Er gehört zum Wilson Mountain Reservation, einem State Park in Dedham südwestlich von Boston. Viele andere Außenszenen sind dagegen im Acadia-Nationalpark im US-Bundesstaat Maine entstanden, der für seine zerklüftete Felsküste und die raue Landschaft bekannt ist. Das dortige Otter Cliff etwa war der Drehort für die Szene, in der Teddy eine Felswand herunterklettern muss, um zum Leuchtturm von Shutter Island zu gelangen.
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Warnemünde spielt auch eine Rolle
Wer allerdings nun hofft, die genaue Location ebendieses Leuchtturms zu erfahren, um ihm einen Besuch abzustatten, wird enttäuscht sein. Wie „The Worldwide Guide To Movie Locations“ schreibt, wurde der Turm eigens für den Film an der Küste der Halbinsel Nahant (ebenfalls Bundesstaat Massachusetts) nachgebaut.
Direkt bei uns um die Ecke liegt dagegen jenes Leuchtturm-Exemplar, das auf dem offiziellen Filmplakat von „Shutter Island“ abgebildet ist. Als Vorbild hierfür diente nämlich, glaubt man diversen Medienberichten, kein Geringerer als der Leuchtturm in Warnemünde bei Rostock (Mecklenburg-Vorpommern). Ein Leser der „Ostsee-Zeitung“ hatte die auffällige Ähnlichkeit damals als Erster entdeckt, wie etwa das Onlineportal „ostsee-tipp.de“ berichtet.
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Das Plakat zeigt Leonardo DiCaprio und eine Insel, auf deren schroffen Felsen neben finsteren Gebäuden ein Leuchtturm emporragt. Und tatsächlich: Die Form, die Fenster und die Aussichtsplattformen des Turms sehen genauso aus wie bei dem mehr als 100 Jahre alten Wahrzeichen von Warnemünde. Eine offizielle Bestätigung seitens der Produktionsfirma gab es dazu allerdings nie. Aber in Warnemünde zweifelt niemand daran, dass der Leuchtturm nun eine kleine Hollywood-Berühmtheit ist.