8. März 2022, 7:38 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
In „Inventing Anna“ wird der spektakuläre Betrugsfall der deutsch-russischen Hochstaplerin Anna Sorokin verfilmt. Sie gab sich als gut betuchte Erbin aus, wollte ihre eigene Kunststiftung gründen und etablierte sich dafür in der New Yorker Schickeria. Bis der Schwindel aufflog. Wo die Netflix-Miniserie gedreht wurde – und welcher Ort besonders überrascht.
Trotz lediglich neun Folgen ist die Miniserie „Inventing Anna“ auf Netflix ein voller Erfolg: Mit 195,97 Millionen gestreamten Stunden war die Serie aus der Feder von Shonda Rhimes („Bridgerton“, „Grey’s Anatomy“) bis Ende Februar in 94 Ländern in den Top 10 vertreten. Schauspielerin Julia Garner schlüpft in die Titelrolle der Betrügerin Anna Sorokin, die sich in New York über Jahre hinweg als die reiche deutsche Erbin Anna Delvey ausgab. Die Serie beruht auf dem realen Fall von Anna Sorokin, die für ihren Betrug 2019 zu einer Haftstrafe verurteilt. Zwischen 2013 bis August 2017 gab sie vor, Teil der Highsociety Manhattans zu sein. Sie täuschte damit Hotels, Geschäftspartner, Banken und vermeintliche Freunde um insgesamt 275.000 US-Dollar, umgerechnet etwa 246.000 Euro.
Noch während Sorokin im Gefängnis saß, schloss sie einen Vertrag mit Netflix ab. Dafür erhielt sie 320.000 Dollar, die sie zur Bezahlung von Anwaltskosten, Strafkosten und Rückerstattungen an Gläubiger benutzte. Nach nur 20 Monaten Haft wurde sie am 11. Februar 2021 auf Bewährung wegen guter Führung entlassen. Ihren Lebensstil scheint sie nicht geändert zu haben: Nach ihrer Entlassung checkte sie in ein Fünfsternehotel ein, reaktivierte ihr enttarntes Hochstapler-Profil in mehreren sozialen Netzwerken und gab an, wieder „back“ (zurück) zu sein. Aktuell wartet sie darauf, dass ihr Asylantrag in den USA bewilligt wird, damit sie nicht nach Deutschland abgeschoben wird. Denn hier, genauer gesagt in Eschweiler in Nordrhein-Westfalen, verbrachte Anna Sorokin ihre Zeit als Teenager. Sie ist deutsche Staatsbürgerin.
Wurde also auch in Deutschland gedreht? TRAVELBOOK blickt hinter die Kulissen der Netflix-Hype-Serie und zeigt die Drehorte aus „Inventing Anna“.
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„Inventing Anna“: Glanz und Glamour in New York
Ein Großteil der Serie spielt in New York, an dem Ort, wo Anna Sorokin durchstarten wollte. Die pulsierende US-Metropole an der Ostküste hat mehr als 8 Millionen Einwohner und eine breite Kunstszene, die Wall Street ist nicht weit – dementsprechend reiche Menschen gibt es hier. Das nutze Anna Sorokin aus. Die Stadt bietet aber auch die perfekte Kulisse dafür.
Ein besonders oft vorkommendes architektonisches Highlight ist das Church-Missionshouse in der 281 Park Avenue South. Es ist eben jenes Gebäude, in dem die deutsche Fake-Erbin ihren Traum von einem exklusiven Kunst-Club-Haus wahr lassen werden wollte. Das Gebäude im gotischen Stil ist sechs Stockwerke hoch und weist unzählige kunstvolle Details wie Buntglas und mittelalterlich inspirierte Säulen auf. Gedreht wurde aber nur von außen. Während der Dreharbeiten zu „Inventing Anna“ wurde es renoviert. Heute ist hier ein Fotomuseum. Zudem waren das Storm King Art Center sowie das Whitney Museum of Modern Art Schauplätze für die Produktion der Serie.
Das Jetset-Leben von Anna Delvey in Marokko
In der sechsten Folge geht Delvey, beziehungsweise Sorokin, mit zwei ihrer Freundinnen und einem Kameramann auf eine rasante Reise nach Marokko. Angeblich will sie alles selbst bezahlen, doch am Ende bleibt ihre Freundin Rachel auf den exorbitant hohen Kosten sitzen. Kein Wunder, denn genächtigt haben die Freunde im legendären La Mamounia in Marrakesch. Hier haben schon Stars wie Kim Kardashian ihren Urlaub verbracht. Eine Übernachtung für vier Personen dort beginnt bei 31.000 marokkanische Dirham – fast 3.000 Euro. In dem echten Luxus-Resort konnte das Produktionsteam nicht drehen, hat aber in einem ähnlichen Hotel in Marokko die Szenen zum Leben erweckt.
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Ein weiterer Schauplatz ist der Jardin Majorelle, ebenfalls in Marrakesch. Die Museumsvilla wurde vom französischen Maler Jacques Majorelle gegründet, während sein letzter Besitzer der Modedesigner Yves Saint Laurent war. Umgeben von Palmen und Kakteen zeigen die Strukturen einen unverwechselbaren Blauton.
Der Absturz von Anna Delvey in Los Angeles
Als Sorokins Schwindeleien nach dem Marokko-Fiasko aufzufliegen drohen, setzt sie sich nach Los Angeles ab. Ihre erste Station: das legendäre Château Marmont. Das Hotel am Sunset Boulevard in Hollywood gilt seit jeher als Zufluchtsort der Reichen und Berühmten. Britney Spears und Lindsay Lohan haben hier übrigens Hausverbot.
Hier verbrachte Anna Sorokin ihre Jugend: Eschweiler
Im Jahr 2007, als Sorokin 16 Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie nach Deutschland, genauer gesagt nach Eschweiler. Eine typische deutsche Stadt in der Metropolregion Aachen. Dort besuchte sie die Bischöfliche Liebfrauenschule in Eschweiler. Nach dem Abi verschwand sie Richtung London und Paris, ehe sie nach New York ging. Kein Wunder, denn so viel hat Eschweiler nicht zu bieten, außer ein paar alte Gründerzeithäuser. Dafür ist die Eifel gleich vor der Haustür.
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Funfact: Die Stadt Eschweiler selbst war kein Drehort der Serie. So wurde etwa die Ankunftsszene von Journalistin Vivian Kent und ihrer deutschen Kollegin am Bahnhof Eschweiler tatsächlich am Bahnhof Wandlitzsee gedreht. Der befindet sich in Wandlitz, eine Gemeinde Landkreis Barnim in Brandenburg. Sie ist etwa 26 Kilometer von Berlin entfernt.
Die restlichen Szenen, die in Deutschland spielen, wurden laut der Datenbank „Crew United“ in Nauen gefilmt. Die idyllische Kleinstadt mit historischem Stadtkern in Brandenburg hat gerade einmal 18.000 Einwohner. Zum Vergleich: Eschweiler hat über 56.172. Einige Szenen wurden zudem in Berlin produziert.
Der BER ist in Wirklichkeit der Flughafen Leipzig/ Halle
Einigen dürfte dieser offensichtlich „falsche“ Schauplatz bereits aufgefallen sein. In einer Szene ist zu sehen, wie die noch junge Anna mit einer Tasche voll Geld angeblich am Flughafen Berlin landet. Wer selbst in der Vergangenheit vom alten Terminal in Schönefeld oder dem ehemaligen Flughafen Tegel abgereist oder gelandet ist, wurde da wohl stutzig. Das Gate sowie die Abflughalle sehen ganz und gar nicht nach einem der Berliner Flughäfen aus. In Wirklichkeit wurde nämlich am Flughafen Leipzig/ Halle in Sachsen-Anhalt gedreht.
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Keiner der „Inventing Anna“ Drehorte: Die Heimatstadt von Anna Sorokin, Domodedowo
Anna Sorokin wurde 1991 in der Nähe von Moskau geboren. In Domodedowo, einem Vorort mit fast 100.000 Einwohnern. Es gibt eine Anbindung ins 37 Kilometer entfernte Moskau, einen Flughafen und jede Menge Plattenbauten. Da über Anna Sorokins Kindheit in Russland wenig bekannt ist, spielt allerdings keine einzige Szene von „Inventing Anna“ hier.