10. Oktober 2019, 14:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit der legendären Orgasmus-Szene aus „Harry und Sally“ kennt die ganze Welt das Katz’s in New York. TRAVELBOOK-Redakteurin Larissa Königs hat den berühmten Drehort besucht und gegessen, was auch Sally damals hatte …
Spätestens seit „Harry und Sally“ (1989) wissen wir alle, wie eine Frau einen Mann so richtig auf die Palme bringen kann. Meg Ryan alias Sally demonstriert ihrem platonischen Freund Harry (Billy Crystal) in einem vollbesetzten New Yorker Restaurant einen Orgasmus – und bringt damit sein Weltbild ins Wanken. War er doch bis dahin überzeugt davon, dass ein Mann einen gespielten Höhepunkt sofort erkennen würde.
Diese berühmte Filmszene spielt im „Katz’s Delicatessen“, kurz „Katz’s“, einem Deli-Klassiker in der New Yorker Lower East Side. Dort haben sich schon zahlreiche Stars wie Bruce Willis, Barbara Streisand und sogar US-Präsidenten die Köstlichkeiten schmecken lassen. Keine Frage, dass auch ich während meines New-York-Urlaubs unbedingt hier essen muss.
Das älteste Diner New Yorks
Das Katz’s Delicatessen ist eine Institution in New York. 1888 eröffnet, ist es das älteste und beliebteste Diner der Stadt. Und zudem ein sehr typisches Exemplar der uramerikanischen Deli-Kultur.
Ich erwarte einen großen Andrang – nach einigen Tagen, die ich bereits in New York verbracht habe, weiß ich, dass sich gerade vor bekannten Lokalen oft lange Schlangen bilden. Doch vor dem unscheinbaren Gebäude, das man nur an den riesengroßen Schriftzügen erkennt, die erste positive Überraschung: Niemand wartet. Auch im Eingangsbereich stehen nur zwei Personen vor mir. Allerdings merke ich gleich, dass es hier ganz schön hektisch zugeht. Der große Raum ist voller Menschen, es ist laut, ich höre über den Lärm aus der offenen Küche Sprachfetzen in spanisch, englisch und mutmaßlich russisch. Die Einrichtung, schlichter Diner-Stil, fällt im allgemeinen Trubel kaum ins Auge, umso mehr dafür die Fotos an den Wänden mit den zahlreichen Promis, die schon einmal hier gegessen haben.
Auch interessant: 13 Dinge, die man in New York besser vermeidet
„I’ll have what she’s having“
Am Tresen, wo ich meine Bestellung aufgebe, bin ich zunächst vom schieren Angebot überfordert. Neben Sandwiches gibt es hier auch Hot Dogs, Omelettes, Wurst und sogar Salate. Der Koch vor mir blickt auf und fragt, was ich mir wünsche. Als er mein Zögern bemerkt, sagt er freundlich, ich könne noch überlegen – eine Nettigkeit, die ich nicht erwartet habe, denn der Laden ist mehr als voll. Während er also bereits das Sandwich des nächsten Gasts vorbereitet und ich noch überlege, schiebt er mir einen Teller mit frisch gebratenem Fleisch zu. „Try this“, sagt er. Ich tue, was er verlangt, und genieße das vermutlich leckerste Fleisch, was ich in diesem Jahr hatte. „Pastrami“, grinst der Koch. Der Klassiker also. Die gewürzten, hauchdünnen Rindfleischscheiben auf Brot sind DIE Spezialität des Hauses und nach Katz’s-Angaben die besten der Welt.
Ich entscheide mich schließlich auch für das Pastrami-Sandwich. Genauso übrigens wie Sally und später im Film dann auch die ältere Dame am Nebentisch, die nach der eindrucksvollen Stöhn-Einlage „genau das, was sie hatte“ bestellte. „I’ll have what she’s having“ wurde zu einem der Top-100-US-Filmzitate aller Zeiten gewählt, und auch im Katz’s amüsiert man sich noch heute darüber. Über dem Tisch, an dem Sally aß, hängt heute ein Schild auf dem steht: „Wo Harry Sally getroffen hat. Wir hoffen, Sie hatten das, was sie hatte… Genießen Sie es!“
Das Katz’s ist fast immer sehr gut besucht
Foto: Getty Images
So schmeckt das Pastrami-Sandwich
Das Geheimnis des Pastrami-Sandwiches liegt, neben der besonders langen Pökel-, Räucher- und Koch-Zeit, die das Fleisch so unglaublich zart macht, in der besonderen Schneidetechnik, die ein Betriebsgeheimnis ist. Lange grübele ich über dieses Geheimnis nicht nach, denn als das gigantische Sandwich schließlich vor mir steht, kann ich nur noch daran denken. Eine Hälfte ist fast so groß wie mein Gesicht, der Belag etwa fünf mal so dick wie das Brot, das ihn umhüllt. Schon der erste Bissen ist ein Genuss. Trotzdem schaffe ich nur die Hälfte meines Sandwichs, von den dazu gereichten eingelegten Gurken nur zwei. Macht aber nichts, die andere Hälfte nehme ich mit und verspeise sie später zum Dinner (sie hat auch kalt hervorragend geschmeckt).
Filmkulissen im Big Apple Berühmte Drehorte in New York
Im Hafen von Philadelphia „SS United States“ – warum das schnellste Schiff der Welt seit Jahrzehnten vor sich hin rostet
Fazit: Lohnt sich ein Besuch?
Ja! Das Sandwich ist tatsächlich unglaublich lecker und sein guter Ruf auf jeden Fall gerechtfertigt. Auch wenn es verhältnismäßig teuer ist, immerhin 22 Dollar ohne Trinkgeld, ist es diesen Preis meiner Meinung nach Wert – vor allem, da die Menge überaus großzügig ist. Für Film- und Fleisch-Fans also ein absolutes „Muss“ bei einem New-York-Besuch.