26. August 2014, 10:14 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Das Dorf Erriadh auf Djerba macht gerade eine einzigartige Wandlung durch. 2014 verzierten 150 Streetart-Künstler aus 30 Nationen Häuser und Mauern mit ihren Werken und machen aus dem Ort im Landesinneren der Ferieninsel das wohl bunteste Dorf der Welt, aber vor allem: eine Touristenattraktion in Tunesien.
Wer bisher nach Erriadh ins Landesinnere von Djerba kam, hatte vor allem ein Ziel: die Synagoge La Ghriba, die älteste erhaltene Synagoge Nordafrikas und die zweitgrößte der Welt. „Erstaunlich” heißt La Ghriba im Arabischen, und das passt. Denn dass sich hier im muslimisch geprägten Raum eine jüdische Gemeinde über Jahrhunderte behaupten, mehr noch: friedlich mit Moslems zusammenleben konnte, ist für viele mehr als erstaunlich.
Und auch die Synagoge selbst hat Erstaunliches zu bieten: nämlich einen Stein aus dem zerstörten Tempel in Jerusalem, den – so geht die Legende – einst Priester nach Djerba brachten. Und den man heute hier noch bewundern kann. Eine Pilgerstätte für Juden aus der ganzen Welt ist die Synagoge daher.
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Als hätte Erriadh mit seiner Synagoge und Geschichte nicht schon genug zu bieten: Seit diesem Sommer gibt es noch einen weiteren Grund, den Ort zu besuchen. Die weißen Wände und Mauern der kleinen Häuschen wurden jetzt nämlich zur Leinwand für 150 Streetart-Künstler aus der ganzen Welt. In den einst verträumten Gässchen wird gemalt und gesprüht, und unter den neugierigen Augen von Einheimischen und Touristen macht der einst verträumte, romantische Ort eine gewaltige Wandlung durch: Aus Erriadh wird – Djerbahood.
Das offizielle Video des Projekts:
Die Idee stammt von der französischen Galerie Itinerrance aus Paris, die verschiedene Streetart-Stars vertritt. Die gut 150 Künstler, die Erriadh in diesen Wochen verzieren, kommen zum Beispiel aus Brasilien, Japan, China, Marokko, Saudi-Arabien und Australien. Darunter sind Szene-Größen wie Roa, C215, Faith47, Know Hope, Herbert Baglione und eL Seed.
Die Künstler bleiben jeweils eine Woche und dürfen verschiedene Wände gestalten. Und zwar ganz nach ihren Vorstellungen, spezielle Vorgaben gibt es nicht. Nur eins sollen alle Künstler beherzigen: dass nicht der Charakter des Dorfes verloren geht. Die Straßenkunst soll es vielmehr ästhetisch aufwerten. Allerdings – wie die Sprühdose zur Streetart, so gehört zu dieser Kunstgattung ebenfalls: dass sie polarisiert.