26. August 2024, 17:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der vor mehr als 1000 Jahren gegründete Campo Santo Teutonico in Rom ist ein ganz besonderer Friedhof. Denn seit jeher werden hier ausschließlich deutschsprachige Menschen und deren Angehörige bestattet. Zugang zu der außergewöhnlichen Ruhestätte hat man nur über die Mauern des Vatikans, und daher gibt es vor einem Besuch einiges zu beachten. TRAVELBOOK stellt den besonderen Ort vor und verrät, was Sie darüber wissen sollten.
Mitten in Rom befindet sich ein Ort, der technisch gesehen auf italienischem Staatsgebiet liegt, sich aber auf dem Territorium der Vatikanstadt befindet und in einer ganz besonderen Weise allein deutschsprachigen Menschen vorbehalten ist. Es ist ein Ort, an dem heute viele Ruhe suchen, und noch mehr in seiner über 1000-jährigen Geschichte ihre letzte Ruhe fanden. Der Campo Santo Teutonico, übersetzt etwa das „Heilige Deutsche Feld“, ist ein Friedhof, auf dem nur Menschen bestattet sind, die während ihres Lebens der deutschen Sprache mächtig waren.
Laut der offiziellen Seite des Campo Santo Teutonico reicht dessen Geschichte zurück bis in die Zeit von Karl dem Großen, also ins 9. Jahrhundert. Er gründete zu seinen Lebzeiten hier eine sogenannte „Schola Francorum“, eine Anlaufstelle für deutschsprachige Pilger bzw. Landsleute aus dem deutschen Sprachraum. Mit einer Kirche, einem Friedhof und mehreren Gebäuden war der damalige Komplex wohl sogar noch weitaus größer als das heutige „Heilige Deutsche Feld“. Geschichtlich interessant ist auch, dass der Campo Santo Teutonico sich auf einem Gebiet befindet, auf dem die ersten Christen grausam zu Tode kamen.
Grausame Hinrichtungen
Die Rede ist vom sogenannten „Zirkus des Nero“, einer Arena, in der Wagenrennen und andere Spektakel stattfanden. Als 64 nach Christus Rom brannte, lastete man die Schuld dafür den Christen an. Zahllose Märtyrer fanden damals auf schreckliche Weise den Tod, wurden zeitgenössischen Quellen zufolge von Hunden zerrissen, ans Kreuz genagelt oder „nach Sonnenuntergang als Fackeln verbrannt.“ Auch der Heilige Apostel Petrus soll hier sein Martyrium erlitten haben. Unter Karl dem Großen erstmals als Friedhof verwendet, verfiel der Campo Santo Teutonico in den darauffolgenden Jahrhunderten zusehends.
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Mitte des 15. Jahrhunderts, genauer im Jahr 1450, wurde der Friedhof der Deutschen dann aber von einem Mann namens Friedrich Frid aus Magdeburg sprichwörtlich wiederbelebt. Allein in diesem Jahr soll er hier die sterblichen Überreste von 3500 Pilgern bestattet haben lassen. Er setzte zudem die Gebäude auf dem Campo Santo Teutonico wieder in Stand und begann, sich erneut um die Geschicke deutschsprachiger Pilger in Rom zu kümmern. Aus diesen Bemühungen erwuchs nur vier Jahre später die Gründung einer Bruderschaft. Die offizielle Website schreibt dazu: „Zentrales Anliegen war es, Pilgern und Fremden eine würdige letzte Ruhestätte zu geben. Zudem das christliche Totengedenken, die Pflege des Gottesdienstes, die Betreuung von Pilgern und die Sorge für bedürftige und kranke Landsleute.“
Der Papst war auch schon da
Im Jahr 1500 weihten sie auf dem Campo Santo Teutonico die Kirche Maria della Pietà ein, die noch heute hier steht. 1579 erhob Papst Gregor XIII. die Gemeinschaft zur „Erzbruderschaft zur Schmerzhaften Mutter Gottes beim Campo Santo der Deutschen und Flamen“. Diese verwaltet den besonderen Friedhof noch heute. Außerdem ansässig auf dem Gelände ist das deutschsprachige Päpstliche Priesterkolleg sowie die katholische Görres-Gesellschaft. Während der deutschen Besatzung von Rom 1943 bis 1944 fanden auf dem Friedhof etwa 50 Menschen Zuflucht vor Verfolgung. Auch von dem verstorbenen deutschen Papst Benedikt VI. ist bekannt, dass er sich gerne hier aufhielt, um Ruhe und innere Einkehr zu finden.
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Auf dem Campo Santo Teutonio wurden im Laufe der Zeit zahllose Menschen beigesetzt. Darunter Pilger und Mitglieder der Erzbruderschaft, aber auch Mitarbeiter des päpstlichen Hauses, deutsch- oder flämisch-stämmige Handwerker und Schweizergardisten. Betreten dürfen den Friedhof alle Menschen aus Ländern, in denen die deutsche Sprache gesprochen wird. Wer den besonderen Ort besuchen möchte, muss zunächst einmal am Eingang des vatikanischen Staatsgebietes eine polizeiliche Sicherheitskontrolle über sich ergehen lassen. Danach geht es zu einer weiteren Inspektion durch die Schweizergarde. Laut „Stern“ wird nur eingelassen, wer hier auf Deutsch die Worte „Ich möchte auf den Campo Santo Teutonico“ spricht.
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Besuch des Campo Santo Teutonico
Die offizielle Homepage bittet zudem um angemessen Kleidung, die die Schultern und Knie bedeckt. Der Campo Santo Teutonico ist jeden Tag von 9 bis 12 Uhr für Besucher geöffnet, außer Mittwochs während der Generalaudienz des Papstes auf dem Petersplatz. Bereits um 7 Uhr kann eintreten, wer an einer Eucharistiefeier teilnehmen möchte. Von der Mitnahme von Taschenmessern sowie Glas- oder Metallflaschen ist abzusehen. Zur letzten Ruhe gebettet werden darf hier heute allerdings nur noch ein recht kleiner Kreis an Personen, den Sie hier einsehen können. Für alle anderen muss ein Besuch auf dem „Heiligen Deutschen Feld“ genügen.