21. Januar 2021, 11:48 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
In der Tiefe lauert der Tod: In den letzten 15 Jahren haben etwa 150 Taucher ihren Besuch im Blue Hole in Ägypten mit dem Leben bezahlt, Schätzungen gehen sogar von circa 300 Todesfällen insgesamt aus. Zum Verhängnis wurde ihnen die Schönheit dieses Ortes – denn um sie zu erleben, gehen nicht wenige unverantwortliche Risiken ein. Am Ende wird der eigene Körper zum Feind…
In dem kleinen Badeort Dahab im Golf von Akaba liegt eines der bekanntesten Naturwunder Ägyptens: das Blue Hole, ein faszinierender Tauchspot, in dem es eine unvergleichliche Unterwasserwelt zu bestaunen gibt. Und nicht nur das, auch unerfahrene Taucher können hier in eine andere Welt hinabgleiten, denn es gibt hier weder gefährliche Strömungen noch Tiere. Doch genau diese Schönheit ist es, die laut dem Wissensmagazin „Galileo“ schon mindestens 150 Menschen das Leben gekostet hat.
Die Todesgefahr lauert in etwa 52 Metern Tiefe, denn hier öffnet sich im Blue Hole eine Art Tunnel, ein Durchgang zum offenen Meer. Durch ihn erleuchtet an guten Tagen das Sonnenlicht auf geradezu magische Art und Weise das Meer und verlockt so viele dazu, hier hindurch zu tauchen. Unerfahrene Taucher machen hier nicht selten einen fatalen Fehler: Sie tauchen noch tiefer hinab.
Der tödliche Tiefenrausch im Blue Hole
Was spätestens dann unweigerlich passiert, nennt man den Tiefenrausch – ein Gefühl, als wäre man beschwipst, nur mit potenziell tödlichen Folgen. Der Tiefenrausch kann zu Schwindelgefühl, Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Halluzinationen und schließlich gar zur Bewusstlosigkeit führen, was unter Wasser den sicheren Tod bedeutet. Zudem wird ab einer Tiefe von 64 Metern der Sauerstoff toxisch, was verheerende Folgen haben kann.
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Der Tiefenrausch ist eine Folge der anderen Druckverhältnisse unter Wasser und ergibt sich dadurch, dass, anders als beim Ausatmen an Land, der in der Atemluft enthaltene Stickstoff nicht aus dem Körper entweicht, sondern sich im Gegenteil anreichert, so auch im Gehirn. Wie das Magazin „Faszination Wissen“ erklärt, wird dadurch die Kommunikation der Nervenzellen gestört und die Weiterleitung von Impulsen verhindert – die Folge sind erst euphorische Glücksgefühle, die dann in Panik und schließlich Kontrollverlust umschlagen. Das einzige Gegenmittel: Sofortiges Auftauchen, doch das ist im Tunnel des Blue Hole natürlich nicht möglich.
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Blue Hole erlangte bereits traurige Berühmtheit
Traurige Berühmtheit erlangte der beliebte Tauchspot spätestens im Jahr 2000, als der Russe Iouri Lipski genau diesem Umstand zum Opfer fiel und seinen eigenen Todeskampf mit einer Unterwasserkamera filmte. Zum Verhängnis wurde ihm laut einem Bericht von BILD nicht nur sein Leichtsinn, sondern auch, dass seine Tauchweste, beim Versuch sie aufzupumpen, platzte – sie hätte ihm Auftrieb verliehen und ihn so vermutlich gerettet. Zum Gedenken an ihn und zahllose weitere Opfer stehen überall an der Küste von Dahab Tafeln mit den Namen der Verstorbenen – diese zu bergen ist die Aufgabe von Tarek Omar, den sie nur noch den „Totentaucher“ nennen. Er wisse mittlerweile selbst nicht mehr, wie viele Leichen er im Laufe der Jahre geborgen habe, zitiert ihn BILD.
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Viele Taucher bezahlten ihre Faszination auch deshalb mit dem Leben, weil sie sich, um Geld zu sparen, mit zwielichtigen Tauchfirmen in die Tiefe begäben, zudem in dem beliebten Badeort nicht selten in der Nacht vor einem Tauchgang noch feierten. Sporttauchern ist es ohnehin nicht gestattet, tiefer als 40 Meter zu tauchen – erste Effekte des Tiefenrauschs können allerdings schon ab 30 Metern einsetzen. Daher ist wohl zu befürchten, dass das Blue Hole noch nicht sein letztes Opfer gesehen hat.