12. Juni 2021, 7:49 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Im Norden von Äthiopien befindet sich eine berühmte Kirche – vor allem der Aufstieg dorthin macht sich weiter über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Wer sie besuchen möchte, muss eine halsbrecherische Kletterpartie auf sich nehmen. Denn das Gotteshaus Abuna Yemata Guh liegt in eine Steilwand gehauen, 250 Meter hoch auf einem Berg.
Würden Sie dort hinaufklettern? Und dann auch noch ungesichert und barfuß? Klingt lebensgefährlich. Aber genau das ist es, was einige Gläubige in Äthiopiens Norden tun, um sich Gott näher zu fühlen. Denn hier liegt Abuna Yemata Guh. Laut „BBC“ erbaute ein Mann namens Vater Abuna Yemata die Kirche in Äthiopiens nördlicher Provinz Tigray wohl bereits im 6. Jahrhundert nach Christus.
Er haute, 250 Meter über der Erde in den Gheralta-Bergen, den heiligen Ort in den weichen Sandstein. Eine Erklärung, warum die Kirche an einem derart unzugänglichen Ort erbaut wurde: Die Gläubigen fühlen sich hier Gott näher.
Gefährliche Kletterpartie
Wer Abuna Yemata Guh besucht, braucht eine gute Portion Mut. Denn der Aufstieg zu der Kirche dauert etwa 45 Minuten, wobei man auch einige vertikale Passagen erklimmen muss. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Gläubige den Aufstieg barfuß und zudem ungesichert wagen. Zumindest die Einheimischen – es ist auch keine Seltenheit, dass Mütter mit ihren Neugeborenen hier hochklettern, um sie an diesem einzigartigen Ort taufen zu lassen.
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Wer die Mühen auf sich nimmt, den erwartet ein einzigartiger Ort. Abuna Yemata Guh ist geschmückt mit mehreren Fresken, die unter anderem neun der zwölf Apostel zeigen. Im Inneren befindet sich auch eine reich verzierte Bibel aus Ziegenhaut. Über den Ort wacht seit jeher ein Priester, der jeden Morgen den beschwerlichen und gefährlichen Weg auf sich nimmt. Noch nie in der fast 1500-jährigen Geschichte der Kirche sei einer von ihnen zu Tode gestürzt, wie „BBC“ berichtet. Ein besonderes Privileg: Die verstorbenen Priester werden stets auch am Berg, nahe ihres Gotteshauses, bestattet.
Auch die Felsenkirchen von Lalibela sind einzigartig
Laut „National Geographic“ gibt es in Äthiopien hunderte solcher Kirchen, die, teils hoch in den Bergen, in den Stein gehauen wurden. Keine ist jedoch so berühmt wie Abuna Yemata Guh. Demnach ist der Ort mittlerweile sogar ein Touristenmagnet, den Gläubige oder Neugierige aus aller Welt besuchen. Und Abuna Yemata Guh ist nicht die einzige außergewöhnliche Kirche, die man in dem afrikanischen Land findet.
Weltberühmt sind auch die Felsenkirchen von Lalibela. Insgesamt elf riesige Monumente, die zum Teil 40 bis 50 Meter tief unter der Erde in den Fels gehauen wurden, der sie immer noch umgibt. Sie stammen aus dem 13. Jahrhundert nach Christus. Womöglich erbauten sie die Tempelritter, wie „BBC“ schreibt. Eine andere Theorie besagt, dass König Lalibela sie damals errichten ließ, weil er in Äthiopien ein neues Jerusalem schaffen wollte.
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Von Engeln erbaut?
Die zahlreichen Menschen, die die Kirchen täglich besuchen, glauben allerdings daran, dass die Kirchen damals in nur einer Nacht entstanden seien, weil Engel dem König beim Bau halfen. Lalibela selbst soll in der Kirche Biete Golgotha Mikael bestattet liegen. Das Gotteshaus Biete Medhane Alem gilt als die größte monolithische Kirche der Welt. Trotz ihres Alters und der Lage in offenem Gelände sind die Monumente teilweise erstaunlich gut erhalten. Bereits seit 1978 stehen sie wegen ihrer Bedeutung auf der Liste der offiziellen Unesco-Welterbe.
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Laut „Condé Nast Traveler“ sind die Felsenkirchen von Lalibela die wichtigste Glaubensstätte in Äthiopien. Ein Besuch ist für die Christen des Landes vergleichbar mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem. Deshalb finden hier auch sieben Mal am Tag Messen statt, sieben Tage die Woche. Christen in Äthiopien halten es demnach für eine Erfüllung, mindestens einmal im Leben hierher zu kommen. Wobei viele der Gläubigen weitaus häufiger den Ort besuchen. Und: Für einen Gottesdienst muss man bei weitem nicht so gefährliche Voraussetzungen auf sich nehmen wie in der Abuna Yemata Guh.