13. Dezember 2024, 17:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der Bolton Strid in England wird mitunter als „gefährlichster Flussabschnitt der Welt“ oder auch „Mörderbach“ bezeichnet. Denn angeblich soll jeder, der hineinfällt, sterben. Tatsächlich gab es hier in der Vergangenheit immer wieder tödliche Unfälle. TRAVELBOOK erklärt das Naturphänomen.
Wer in der englischen Provinz Yorkshire am Ufer des Bolton Strid steht, der würde wahrscheinlich auf den ersten Blick niemals vermuten, ein hochgefährliches Gewässer vor sich zu haben. Das heißt, befänden sich nicht überall entlang des nur zwei Meter breiten Abschnitts des Flusses Wharfe Warnschilder. Denn der Bolton Strid kann schnell zur tödlichen Gefahr werden.
Wie viele Leben dieser Flussabschnitt nahe dem kleinen Ort Bolton Abbey bereits gefordert hat, weiß offiziell niemand. Jedoch berufen sich diverse Zeitungen wie die „New York Times“ immer wieder auf Anwohner des Bolton Strid. Und einige davon sagen: Jeder, der hier hineinfällt, stirbt. Denn der Strid, wie er auch einfach nur genannt wird, ist ein äußerst trügerisches Wasser. So malerisch er auch aussehen mag, so gefährlich ist er auch.
Tödliche Stromschnellen
Schuld daran ist die Struktur des Flusses Wharfe, die sich am Bolton Strid radikal verändert. Plätschert er zumeist eher träge und mit einer Breite von bis zu zehn Metern vor sich hin, verengt er sich hier plötzlich auf nur noch zwei Meter, was den Fluss des Wassers massiv beschleunigt. Dadurch entstehen tödliche Stromschnellen. Der gewaltige Druck, den die Wassermassen ausüben, hat das Flussbett dadurch zudem auf eine Tiefe von bis zu neun Metern ausgespült. Auf einer Informationstafel vor Ort heißt es: „Der Fluss ist so tief, wie zwei Doppeldeckerbusse übereinander hoch sind.“
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Hinzu kommen höhlenartige Ausspülungen unter Wasser, in die jemand, der in den Bolton Strid hineinfiele, schlimmstenfalls gesogen würde. Zudem gibt es auch überall entlang des tödlichen Flussabschnitts Gesteinsformationen unter Wasser, gegen die Unglückliche geschleudert werden könnten. Überall hier hängen daher Rettungsreifen, Schilder warnen: „Der Strid ist gefährlich und hat in der Vergangenheit Menschenleben gefordert. Bleiben Sie zurück und achten Sie auf rutschige Steine.“
Das Wasser kann rapide schnell ansteigen
Doch nicht nur ist es fast sicher tödlich, in den Flussabschnitt hineinzufallen. Das Wasser des Bolton Strid ist auch dafür berüchtigt, dass es bei starken Regenfällen mit einer geradezu beängstigenden Geschwindigkeit ansteigen kann. In weniger als einer Minute kann sich der Pegel des Strid dann um anderthalb Meter erhöhen.
Dass jemand, der in den Bolton Strid hineinfiele, kaum eine Überlebenschance hätte, zeigen einige tragische Beispiele aus der Vergangenheit. So verschwand 1998 ein Pärchen beim Campen in der Nähe des Flussabschnitts. Ihre Leichen wurden erst Tage später, meilenweit entfernt, im Wasser gefunden. Bereits 1934 war ein in der Gegend berühmter Landschaftsmaler in den Fluss gefallen und getötet worden.
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Verewigt in der Literatur
So berüchtigt ist der Bolton Strid, dass er es sogar bis in die englische Literatur geschafft hat. Schon um 1800 beschrieb ihn der englische Poet William Wordsworth in einem Gedicht, die amerikanische Schriftstellerin Getrude Atherton hat ihn 1896 in einer Kurzgeschichte verewigt. Darin heißt es: „Es gab keinen einsameren Ort in England, oder einen, der sich rühmen konnte, so viele Geister geschaffen zu haben…“
Umso erstaunlicher ist es, dass der Ort Bolton Abbey auf seiner Website explizit für die Schönheit des Bolton Strid wirbt. Entlang des Flussabschnittes gibt es einen Wanderweg, der durch alte Eichenwälder und an einer Abtei vorbeiführt. Und eben auch an dem vielleicht tödlichsten Flussabschnitt der Welt. So zumindest wird er heute in diversen Medien bezeichnet, wahlweise auch „Mörderbach“ genannt. Aber wie heißt es schon auf den zahlreichen Warnschildern: Man muss ihm ja nicht zu nahe kommen.