24. April 2024, 11:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
An der Küste vor der englischen Stadt Essex liegt der Broomway – ein Weg, der zu einer nur schwer zu erreichenden Insel führt. Die Natur hier mag auf den ersten Blick malerisch wirken, doch der Schein trügt: Wer sich auf diesen Pfad begibt, riskiert mitunter sein Leben.
Rund 10 Kilometer lang ist der Broomway, der zwischen Wakering Stairs auf dem Festland und Fisherman’s Head auf der Insel Foulness durch das Wattenmeer Maplin Sands verläuft. Da der Pfad vor der Küste liegt, kann er nur bei Ebbe beschritten werden. Und auch dann warten auf dem Weg einige Hindernisse bzw. Gefahren: Sandbänke, Treibsand, Schlamm – Schilder warnen: „In diesem Gebiet können sich nicht explodierte Objekte befinden.“ Etwa drei Stunden dauert der Marsch, den in den vergangenen 600 Jahren bereits mehr als 100 Menschen mit ihrem Leben bezahlt haben sollen. Diese fatale Bilanz führte dazu, dass Broomway auch als gefährlichster Pfad Großbritanniens oder auch „Doomway“ bezeichnet wird – Weg der Verdammnis.
Viele der Opfer wurden nie gefunden
Die größte Gefahr auf dem Broomway ist aber nicht unbedingt die Munition, die im Rahmen von militärischen Schießübungen dort verschossen wird und auch zu Blindgängern führt, sondern die Flut, die rasant kommen kann. Wer dann nicht rechtzeitig den Weg an die sichere Küste findet, ist in Lebensgefahr. Und die richtige Richtung einzuschlagen, ist ohne Kompass oder GPS-Gerät bei dichtem Nebel kaum möglich und kann selbst bei guten Sichtbedingungen zur Herausforderung werden – mit mitunter tödlichem Ausgang.
Die armen Seelen, denen dieses schreckliche Schicksal widerfuhr, liegen heute auf dem kleinen Friedhof der Insel Foulness begraben – jedenfalls die 66, die man laut „EssexLive“ nach ihrem Verschwinden überhaupt fand. Viele der anderen Opfer hat die See nie wieder freigegeben.
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Der Tod dreier Männer im Januar 1969 war sogar Gegenstand einer Parlamentsanhörung: Richard Pinch, Andrew Bull und Robin Perry waren in den Maplin Sands auf der Jagd nach Wildvögeln, als sie im dichten Nebel die Orientierung verloren. Ihr Verschwinden löste eine verzögerte und unkoordinierte Suchaktion aus, bei der wertvolle Zeit durch mangelnde Kommunikation zwischen den militärischen und zivilen Behörden verstrichen. Erst Stunden nach ihrem Verschwinden wurde die Küstenwache alarmiert.
Später fand man die Körper von Richard Pinch und Andrew Bull in unterschiedlichen Abständen und Zeiten. Der von Robin Perry jedoch wurde nie geborgen. „Wie sie genau gestorben sind, wird wahrscheinlich nie bekannt werden“, sagte bei der Anhörung im Parlament der Politiker Bernard Braine.
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Broomway bietet eigentlich nicht viel Sehenswertes
Obwohl der Broomway eigentlich wenig Sehenswertes bietet, zieht er weiterhin Menschen an, darunter auch viele Großstädter, die einmal den „gefährlichsten Pfad Großbritanniens“ sehen und vielleicht auch beschreiten wollen; London ist nur etwa zweieinhalb Auto- bzw. Zugstunden entfernt.
Heute ist der Broomway überhaupt nicht mehr als eigentlicher Pfad zu erkennen, denn zweimal am Tag wird er von der einsetzenden Flut überspült. Nur an einigen Tagen im Monat ist er zudem für mutige Spaziergänger freigegeben, die sich dann auf eigene Verantwortung auf den Weg nach Foulness Island machen können. Mittlerweile fährt zwar ein auch ein Bus dorthin, den dürfen aber nur Bewohner benutzen, die sich an einem Kontrollposten vor dem Ort ausweisen können.
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Der Ursprung des Namens Broomway
Der Broomway besteht seit mindestens 1419, als er erstmals urkundlich erwähnt wurde – und hat seinen ungewöhnlichen Namen wohl daher, weil er früher anhand von Hunderten Besenstielen (Brooms) entlang der Küste relativ klar abgesteckt gewesen sein soll. Diese gibt es aber heute nicht mehr – und so bleibt ein Beschreiten des Broomway auf eigene Faust das, was es auch schon vor Jahrhunderten war: ein Risiko. Im Rahmen von Touren mit ortskundigen und erfahrenen Führern ist eine Wanderung aber möglich. Angeboten werden sie von „The Broomway“. Auf der Webseite ist zu lesen: „Der offizielle Anbieter von geführten Wanderungen auf Großbritanniens ungewöhnlichstem Wanderweg.“