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Was heute noch vom Paradies für Gesetzlose geblieben ist

Deadwood – die einst „härteste Stadt der Welt“

USA Deadwood härteste Stadt der Welt
Die Vergangenheit als „härteste Stadt der Welt“ hat Deadwood längst abgelegt – aber Glücksspiel gibt es hier auch heute noch Foto: dpa Picture Alliance
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TRAVELBOOK Redaktion

22. Februar 2021, 12:29 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Als im Jahr 1876 in den Black Hills in South Dakota Gold gefunden wurde, entstand in kürzester Zeit ein Ort, der als die „härteste Stadt der Welt“ bekannt werden sollte. Deadwood war bald schon ein beliebter Ort für Prostituierte und Gesetzlose.

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Es ist der Januar des Jahres 1876, als sich in den Städten und Saloons im Westen der USA eine Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet: In einem Ureinwohner-Reservat in den Black Hills im heutigen US-Bundesstaat South Dakota hat man Gold gefunden. In einer Zeit, in der die vage Hoffnung auf schnellen Reichtum für viele Menschen schon genug ist, um ihr altes Leben hinter sich zu lassen, schlägt diese Neuigkeit ein wie eine Bombe. Die Legende von Deadwood ist geboren.

Und so wächst der Ort, an dem das Gold entdeckt wurde, in einer fiebertraumhaften Geschwindigkeit vom wilden, illegalen Camp zu einer improvisierten Stadt heran. Im Februar 1876 leben hier bereits 400 Einwohner, im März 600, noch im selben Sommer 5000, wie die Zeitschrift „Geo“ rekonstruiert hat. Hunderte Häuser, die meisten notdürftig zusammengezimmert, säumen bald das nur etwa 250 Meter breite Tal, dass Deadwood Gulch getauft wurde.

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Ein Ort für Glücksritter

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Eine historische Aufnahme von Deadwood. Nachdem hier Gold gefunden wurde, wuchs die Stadt rasant Foto: dpa Picture Alliance

Den Goldsuchern folgen natürlich schnell andere Glücksritter: Revolverhelden, Prostituierte, Glücksspieler. In Deadwood suchen sie das schnelle Geld: In Windeseile ziehen die Neuankömmlinge Saloons und Bordelle hoch, ein eigenes Vergnügungsviertel mit dem zweifelhaften Namen „Badlands“ entsteht. Dort treibt es die Goldgräber Abend für Abend hin. Denn hier kann ein Mann seinen schnell erworbenen Wohlstand ganz schnell wieder verlieren.

Doch auch Geschäftsleute nehmen die beschwerliche mehrtägige Reise nach Deadwood auf sich, obwohl es immer wieder Angriffe durch Ureinwohner gibt, die das illegale Eindringen der Neuankömmlinge nicht dulden. Schon bald existieren in Deadwood allein 21 Lebensmittelgeschäfte, zudem Eisenwarenhändler und Apotheker. Die Wirte schenken den heiß begehrten Whiskey für den damaligen Wucherpreis von 50 Cent pro Glas aus.

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Stadt ohne Gesetz

Doch die Stadt zieht auch Gesetzlose an. Weil Deadwood derart schnell aus dem Boden gestampft wurde, gibt es hier weder Ordnungshüter noch Gerichtsbarkeiten oder überhaupt ein Gefängnis. Die im Falle eines Verbrechens schnell zusammengestellten Tribunale aus Minenarbeitern sprechen fast jeden Verbrecher frei. Und jagen ihn anschließend einfach aus der Stadt.

Durch die Gier nach Gold werden die Menschen in Deadwood zeitweise derart unersättlich, dass sie sogar unter ihren Häusern graben. Oder mitten auf der Straße. Der gesamte Ort ist durchzogen von Stollen und Minen. Die US-Armee hat es längst aufgegeben, Neuankömmlinge von der illegalen Landnahme auf dem Gebiet der Ureinwohner abzuhalten. Immer wieder desertieren sogar Soldaten und schließen sich dem bunten Trupp in Deadwood an.

Deadwood wird zur Legende

Gem Variety Theatre war das berüchtigtste Bordell der ganzen Stadt – pro Nacht wurden hier 5000 Dollar umgesetzt
Gem Variety Theatre war das berüchtigtste Bordell der ganzen Stadt – pro Nacht wurden hier 5000 Dollar umgesetzt Foto: dpa Picture Alliance

Die Stadt platzt bald aus allen Nähten, längst nicht jeder Einwohner hat eine eigene Unterkunft. Die Hotels sind quasi ständig ausgebucht, vor den Geschäften stauen sich die Planwagen, die neue Waren anliefern. Man gründet eine Postverbindung und eine Lokalzeitung, fliegende Händler verkaufen auf der Straße ihre Güter. Das Bordell „Gem Variety Theatre“ macht jede Nacht 5000 Dollar Umsatz, auch die Spielsalons und Saloons sind immer brechend voll.

Kinder oder alte Menschen gibt es in Deadwood kaum. Für sie ist kein Platz an einem so gesetzlosen Ort. Schnell ist die Stadt landesweit berüchtigt, das Geschehen dort wird zur Projektionsfläche der wildesten Fantasien. Die fiktive Figur „Deadwood Dick“ erlebt in zahlreichen Groschenromanen die unglaublichsten Abenteuer. Zeitungen berichten, hier würden jeden Tag fünf bis sechs Männer ermordet. Deadwood erhält den Beinamen „die härteste Stadt der Welt“.

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Ein sehr berühmter Toter

Tatsächlich sterben im gesamten Jahr 1876 in Deadwood „nur“ vier Männer gewaltsam. Darunter allerdings mit „Wild Bill“ Hickok eine Legende des Wilden Westens. Er war durch zum Großteil erfundene Geschichten über sein Leben berühmt geworden und brüstete sich selbst oft, mehr als 100 Männer getötet zu haben. Sein Mörder, der ihm von hinten in den Kopf schießt, wird zunächst frei gesprochen, später dann aber doch gehängt. Im August 1876, zwei Wochen nach Hickoks Tod, beruft man erstmals ein Bürger-Komittee ein. Der immer mehr ausufernden Gesetzlosigkeit soll endlich Einhalt geboten werden.

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Schon im September wird eine Stadtregierung gewählt, die fortan Gesetze erlässt, Strafen festsetzt und Abgaben eintreibt. Im Oktober dann kommt es zu einer noch einschneidenderen Veränderung, denn die US-Regierung nimmt den Indigenen des Sioux-Stamms ihr Reservat wieder weg. Deadwood unterliegt damit nun offiziell dem Recht der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Stadt wird sogar Verwaltungssitz im neu gegründeten Lawrence County. Ein Jahr später sitzen in Deadwood derart viele Menschen hinter Gittern, dass ein größeres Gefängnis gebaut werden muss.

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Das Ende des alten Deadwood

Am 25. September 1879 bricht in einer Bäckerei ein Feuer aus, dass sich rasend schnell durch die ganze Stadt frisst. Am Ende sind 2000 Bewohner von Deadwood vorübergehend obdachlos. Im Zuge des Wiederaufbaus werden die alten Holzhäuser durch solche aus Stein und Ziegeln ersetzt. So entsteht langsam eine „echte“ Stadt, die es auch heute noch gibt. Sie hat allerdings aktuell nur etwa 1500 Einwohner und die Gesetzlosigkeit aus Zeiten, als Deadwood noch „die härteste Stadt der Welt“ genannt wurde, sind lange vorbei.

Laut der offiziellen Seite der Stadt haben sich aber einige Dinge doch nicht so sehr verändert: Das Glücksspiel ist geblieben, in Deadwood gibt es mehrere Casinos. Über die Zeit ab 1876, als Deadwood als die „härteste Stadt der Welt“ galt, informiert heute in einem Museum. Oder, um es mit den Worten zu sagen, mit denen die Stadt für sich selbst wirbt: „Deadwoods Wildwest-Vergangenheit ist nie komplett verschwunden.“

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Deadwood als Serie und Film

Bei so einer bewegten Vergangenheit ist es kein Wunder, dass es die Geschichte des Ortes auch auf die Leinwand geschafft hat. Die Serie mit dem Namen „Deadwood“ erschien im Jahr 2004, insgesamt gibt es drei Staffeln. Die Serie war so erfolgreich, dass sie mit acht Emmys und einem Golden Globe Award ausgezeichnet wurde. 2019 erschien der gleichnamige Film, der an die Serie anknöpfte.

Themen Nordamerika USA
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