18. April 2016, 10:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wer den Huashan, den höchsten der fünf heiligen Berge Chinas, besteigen will, braucht zwar keine Kletterkenntnisse, aber eine gehörige Portion Mut. Streckenweise führt der Weg nämlich nur auf schmalen Brettern um den Berg, zum Festhalten dient lediglich eine in den Fels geschlagene Eisenkette. Und was erwartet den Tapferen am Ziel seiner Wanderung? Ein Teehaus!
Die Konstruktion erinnert an ein Bücherregal, das man an die Wand geschraubt hat – und die Holzbretter, die hier am Fels des Huashan hängen, sind auch kaum breiter als die für Bücher und Nippes daheim. Gerade mal 30 Zentimeter messen sie, dahinter geht es steil bergab. Schon beim Blick auf die Bilder wird einem Angst und Bange. Wie muss es dann erst den Wagemutigen gehen, die sich hierauf um den Berg bewegen, mit dem Ohr am Fels und den Händen an der Eisenkette, dem einzigen Hilfsmittel, an dem sie sich festhalten können?
Der „Himmelholzsteg” ist Teil des Wanderweges auf den 2100 Meter hohen Südgipfel des Huashan, dem höchsten der fünf heiligen Berge Chinas. Und auch sonst hat es der Trail in sich: In den Fels wurden Treppen gehauen, so steil, dass sie eher Leitern ähneln – und von der Witterung inzwischen so glatt geschliffen, dass man hier schnell ins Rutschen gerät. Und streckenweise gibt es noch nicht mal Stufen oder Bretter, sondern nur Löcher im Fels, in die man den Fuß platziert – während man sich an Eisenketten in die Höhe zieht.
Die Gefahr klettert immer mit. Jeder Schritt muss sitzen, sonst stürzt man in die Tiefe. Rutscht ein Vordermann aus, ist ein Dominio-Effekt verheerend. Kommt es auf schmalen Wegen zu Gegenverkehr, wird die Tour schnell zur Hängepartie. Und wer einmal im Fels hängt, ist Regen und Sturm hoffnungslos ausgeliefert.
Warum aber sollte man sich das Ganze antun? Weil der Thrill natürlich unbeschreiblich ist und die Landschaft grandios. Und weil der Huashan ein nationales Symbol des chinesischen Volkes und der chinesischen Zivilisation ist. Forscher haben festgestellt, dass die chinesischen Bezeichnungen für China – Huaxia und Zhonghua – sowie für die Chinesen – Huaren – etymologisch allesamt auf den Huashan zurückzuführen sind. Auch soll Laotse, Begründer des Taoismus, hier gelebt und gepredigt haben. Noch heute säumen zahlreiche Tempel den Weg.
Ein Tempel war auch das Teehaus, das den Wanderer am Ende seines Weges erwartet. Der Tee allein wird die Mühen sicher nicht wert sein, dafür aber: die Aussicht! Und man könnte beides sicher noch mehr genießen, wenn nicht der Gedanke an den Abstieg bereits ordentlich aufs Gemüt drücken würde. Denn der Weg nach unten ist keineswegs leichter als nach oben.
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So kommt man zum Berg Huashan
Anreise: Von Peking mit dem Zug oder Flug nach Xi’an. Die 4-Millionen-Einwohner-Stadt Xi’an besitzt eine nahezu vollständig erhaltene Stadtmauer, war der Ausgangspunkt der Seidenstraße und ist für die Terrakotta-Armee berühmt. Vom Bahnhof in Xi’an fahren Busse in das Örtchen Huashan am Fuße des Bergmassivs (Fahrtzeit etwa 2 Stunden).
Unterkunft: In Xi’an gibt es zahlreiche gute Unterkünfte, eine Übersicht über die Hotels finden Sie hier. An der Basisstation zum Huashan Berg gibt es zudem diverse Hotels mit günstigen Zimmern, die man auch mieten kann, um sich einfach ein bisschen auszuruhen.
Saison: Hochsaison ist von April bis Oktober. Am ersten Tag des dritten Monats des traditionellen chinesischen Kalenders öffnet der Tempelmarkt im Huashan seine Pforten.
Verpflegung: Am besten nimmt man sich ausreichend Getränke mit. Allerdings gibt es auch alle paar Meter Verkaufsstellen – doch mit zunehmenden Höhenmetern steigen auch die Preise.