31. Juli 2020, 12:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Durch den Film „Into the Wild“ (2008) wurde er endgültig zur Legende: der Bus, in dem der Aussteiger Christopher McCandless lebte und schließlich starb. Immer wieder brachten sich seither andere Menschen auf der Suche nach dem Bus in Gefahr – daher wurde er im Juni 2020 abtransportiert. Jetzt hat das Fahrzeug eine neue Heimat gefunden.
Es gibt Dinge und Orte, die durch einen Film eine solche Berühmtheit erlangen, dass immer wieder Menschen sich in Gefahr begeben, um sie zu sehen. Ein Beispiel: Der legendäre Schulbus aus „Into The Wild“, der bis vor Kurzem mitten in Alaska stand. Auf dem Weg dorthin waren in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen verunglückt, einige starben sogar. Der Hype um den Bus war den Behörden schon lange ein Dorn im Auge gewesen – und genau deshalb wurde er bereits Ende Juni 2020 abtransportiert. Jetzt hat er eine neue Heimat gefunden.
Wie das Onlineportal „Stuff” berichtet, wird der Bus in Zukunft im Museum der Universität von Alaska in Fairbanks zu sehen sein, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates. Darauf hätten sich die Institution und das Department of Natural Ressources (DNR), der der Bus „gehört”, geeinigt. „Das Museum stellt sicher, dass dieses historisch und kulturell bedeutsame Objekt in Zukunft vollumfänglich, aber gleichzeitig sicher und mit gebührendem Respekt besichtigt werden kann, ohne daraus Profit zu schlagen”, so ein Sprecher des DNR. Das Museum biete ideale Bedingungen, um den Bus zu restaurieren und auszustellen. „Indem wir dem Bus ein neues Zuhause geben, ehren wir damit alle Leben und Träume, aber auch die Todesfälle und Sorgen, die mit ihm verbunden sind, und das auf eine repekt- und würdevolle Art und Weise.”
Spektakulärer Abtransport
Wie das „Department of Natural Resources“ von Alaska bereits im Juni in einer Pressemitteilung berichtete, wurde das Fahrzeug vorher von seinem ursprünglichen Standort entfernt: Dazu wurde es zunächst an einen Hubschrauber gekettet zur nächstgelegenen Straße geflogen, von wo aus es dann mit einem Laster weiterreiste.
Damit endete vorerst eine fast 60-jährige Geschichte, denn der Bus war bereits 1961 an seinen bisherigen „Parkplatz“ in der Wildnis von Alaska gebracht worden, und zwar von der Yutan Construction Company, die dort während eines Straßenbaus ihre Arbeiter unterbrachte. Weltberühmt wurde das Vehikel durch Jon Krakauers Buch „Into the Wild“, das auf der wahren Geschichte des Aussteigers Christopher McCandless basiert, der 1992 in dem Bus gestorben war. Seit dem Erscheinen des Buches und des gleichnamigen Films hatten sich immer wieder Abenteurer auf die Suche nach dem Bus gemacht, was Einige von ihnen sogar mit ihrem Leben bezahlen mussten.
„Als würde ein Stück unserer Geschichte verschwinden“
In der Pressemitteilung hieß es: „Der Bus wurde zu einem Störfaktor, denn zu oft machten sich Menschen auf die Suche nach ihm, die auf die Gefahren des Weges nicht vorbereitet waren.“ So wurde er also bereits am 18. Juni von der Nationalgarde von Alaska abtransportiert. Die Versetzung des Busses sei auch im Gedenken an all die Menschen passiert, die auf der Suche nach ihm verstorben seien – man wolle „keine alten Wunden aufreißen“, so wie es durch die große mediale Aufmerksamkeit in der Vergangenheit immer wieder geschehen sei.
„Wir erhalten so diesem Stück Geschichte die Möglichkeit, eine Zukunft nicht nur in Alaska zu haben, sondern auch in den Herzen und Erinnerungen von Abenteurern in aller Welt.“ Clay Walker, Bürgermeister der nahen Gemeinde Denali, sagte dem Onlineportal „Stuff”: „Wir wissen, wir haben im Interesse der öffentlichen Sicherheit das Richtige getan. Aber als der Bus dann weggebracht wurde, fühlte sich das an, als würde auch ein Stück unserer Geschichte verschwinden.“ Alleine zwischen 2009 und 2017 habe es insgesamt 15 Rettungsmissionen wegen Abenteurern gegeben, die sich auf der Suche nach dem Bus in Gefahr gebracht hatten oder gar ihr Leben verloren.
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Regelmäßige Rettungsaktionen
Die letzte dieser Rettungsaktionen erfolgte im April 2020, als ein Brasilianer zu verhungern drohte, da er nicht mehr über den reißenden Teklanika-Fluss kam. „CNN“ berichtete zudem im Februar 2020 von fünf Italienern, die auf dem sogenannten Stampede-Trail einen Hilferuf ausgesandt hatten. Auch sie hatten den Bus besucht und wohl im Freien übernachtet, wobei sich einer der Wanderer Erfrierungen an den Füßen zugezogen hatte.
Bereits 2010 war ein Abenteurer aus der Schweiz bei dem Versuch, den dem Bus nahen Teklanika-Fluss zu überqueren, ertrunken, 2013 mussten laut „Los Angeles Times“ drei Deutsche gerettet werden. 2019 dann ertrank eine Frau aus Belarus – ihr Mann, mit dem sie sich zu dieser Zeit auf Hochzeitsreise befand, konnte sie nur noch tot aus dem Fluss bergen. Laut dem Blatt schafften es aber pro Jahr etwa 100 Menschen doch zu dem Bus, und das schuf anscheinend genug Anreize für andere – das rostige Vehikel war derart bekannt, dass man seinen Standort sogar bei Google Maps fand, übrigens unter dem charmanten Namen „Magic Bus“, eventuell eine Anspielung auf einen der Songs von „The Who“.