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Radioaktive Strahlung

Wie gefährlich ist die Region rund um Fukushima 11 Jahre nach der Katastrophe?

Fukushima heute
Ein einsames Haus in der Sperrzone nahe dem Kernkraftwerk Fukushima Foto: Getty Images
Sonja Koller Freie Autorin

14. März 2022, 15:05 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

In Japan gedenken aktuell Millionen Menschen der Opfer, die durch den Tsunami und die Atomkatastrophe in Fukushima vor 11 Jahren ums Leben kamen. Damals wurden ganze Städte und Landschaften zerstört, und Tausende flüchteten vor der radioaktiven Strahlung. Aber wie ist die Lage in Fukushima heute? TRAVELBOOK gibt einen Überblick.

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Fukushima ist seit dem 11. März 2011 weltbekannt. An diesem Tag ereignete sich in dem japanischen Kernkraftwerk eine Nuklearkatastrophe. Begonnen hatte alles mit einem Erdbeben, das einen Tsunami erzeugte, der ganze Städte entlang der japanischen Küste auslöschte. Infolgedessen passierte im Kernkraftwerk Fukushima etwas, das Dörfer in der Umgebung bis heute unbewohnbar machte: Der Strom fiel aus und die Kernschmelze begann. Vor der dadurch ausgesetzten radioaktiven Strahlung flüchteten Tausende Menschen.

Heute gelten einige Orte des Bezirks Fukushima wieder als bewohnbar, die Regierung erklärte die Strahlenbelastung dort als unbedenklich. Trotzdem sind nicht viele Menschen zurückgezogen: Zwischen 30 und 60 Prozent dürften es in Städten und Gemeinden sein, die in größerer Entfernung des Atomkraftwerks wohnten, wie die Deutsche Welle berichtet. Nicht nur psychologisch dürfte der Alltag in Fukushima eine Herausforderung sein. Auch die Langzeitfolgen und die derzeitige Strahlenbelastung sind nicht vollends geklärt. Einige Bereiche, die sich direkt am Kraftwerk und in nordöstlicher Richtung davon befinden, sind aufgrund der hohen Radioaktivität bis heute nicht bewohnbar. Dabei handelt es sich um eine Fläche von 340 Quadratkilometern.

Fukushima Atomkraftwerk
Graffiti sollen ehemalige Bewohner dazu bringen, wieder in die als bewohnbar eingestuften Bereiche um das Atomkraftwerk zu ziehen Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Koji Ito

Wie hoch ist die Strahlenbelastung heute noch in Fukushima?

Die Aufräumarbeiten am beschädigten Kernkraftwerks sind bis heute noch nicht beendet, im Gegenteil: Sie könnten noch Jahrzehnte dauern. Dabei werden zum Teil Roboter benutzt, da die Strahlung für Menschen zu gefährlich sei, schreibt Galileo.

Wie hoch die Strahlenwerte in der Sperrzone heute noch sind, berichtete unter anderem Greenpeace Japan. Die Organisation untersuchte 2019 die Strahlenwerte und kam zu dem schockierenden Ergebnis, dass sie ein „signifikantes Risiko für die Öffentlichkeit, einschließlich Kindern darstellen“. Das Strahlenniveau liege um das Fünf- bis mehr als 100-fache über dem international empfohlenen Maximum, berichtet Heise. Selbst die Gemeinden Namie und Litate, für die der Evakuierungsbefehl nicht mehr gilt, seien gefährdet. Laut einem Bericht der „Zeit“ sind seit der Katastrophe in Fukushima rund 300 Kinder an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Der Staat behaupte aber, es gäbe keinen Zusammenhang mit dem Atomunfall. 

Kann man Lebensmittel aus Fukushima essen?

Ob Essen aus der Region langfristig der Gesundheit schadet, ist noch nicht zu 100 Prozent geklärt, die Bevölkerung ist jedenfalls verunsichert. In Fukushima wächst wieder Reis – und das nur wenige Kilometer von den Atomreaktoren entfernt. Damit dabei nichts schiefgeht, bewachen japanische Behörden die Ernte und kontrollieren die Strahlenwerte der Reispflanzen. Nur, wenn der Strahlenwert unter dem erlaubten Wert liegt, darf der Reis verkauft werden.

 Ob dieser Getränkeautomat in Fukushima oft gefüllt werden muss?
Ob dieser Getränkeautomat in Fukushima oft gefüllt werden muss? Foto: Getty Images

Tourismus im Katastrophengebiet Fukushima

Das Ausbleiben der Urlauber hatte Japan nach der Atomkatastrophe in eine tiefe Tourismus-Krise gestürzt. Das ganze Land hatte mit sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen. Doch mittlerweile gibt es sogar einige Touren-Anbieter, die Touristen durch mittlerweile unbewohnbares Gebiet führen, zudem auch das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi gehört.

Auf der Website des Tourenanbieters „Real Fukushima“ wird die Standardtour beschrieben: Sie dauert fünf Stunden und kostet etwa 65 Euro. Während der Standardtour durch die Stadt, so verspricht „Real Fukushima“ fährt man durch die Sperrzone und kann einen Blick auf das Kernkraftwerk erhaschen und besucht mehrere Dörfer, deren Evakuierungsbefehl mittlerweile aufgehoben ist.

Surfschulen vor Ort wollen hier sogar einen neuen Hotspot fürs Wellenreiten erschaffen und in Tomioka eröffnete 2018 ein Hotel – nur neun Kilometer von dem Katastrophen-Kraftwerk entfernt, wie der „Südkurier“ berichtete.

 Ob Fukushima ein neuer Surf-Hotspot wird? Die Japaner hoffen darauf.
Ob Fukushima ein neuer Surf-Hotspot wird? Die Japaner hoffen darauf. Foto: Getty Images

Eigentlich ist Fukushima ein klassisches „Dark Tourism“-Ziel. Doch die Einheimischen präferieren den Begriff „Hope Tourism“ und wollen zeigen, dass ihre Heimat nicht gefährlich sei. Ziel ist dabei der Austausch zwischen Touristen und Einheimischen. Typische Aktionen von „Hope Tourism“ sind gemeinsames Backen von Reiskeksen oder Hilfe bei der Landwirtschaft. Doch ist eine Reise nach Fukushima wirklich so unbedenklich, wie von den Tourenanbietern und Reiseunternehmen vermarktet wird?

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Wie hoch ist die Strahlenbelastung bei einer Tour durch Fukushima?

„Wir kriegen weniger radioaktive Dosis ab, als wenn man sich beim Zahnarzt röntgen lässt“, sagt zumindest eine Reiseleiterin des Touranbieters „Real Fukushima“ zum Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). Die Gesamtmenge der Strahlenexposition während der Tour beträgt etwa drei bis fünf Millisievert, wie auf der Webseite des Anbieters „Real Fukushima“ nachzulesen ist.

Zum Vergleich: In Deutschland ist man im Jahresdurchschnitt 2,1 Millisievert im Jahr ausgesetzt. Das berichtet das Bundesamt für Strahlenschutz. Je nach Wohnort, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten kann dieser Wert von einem Millisievert bis zu zehn Millisievert reichen. „Über die Atemluft und die Nahrung nimmt der Mensch seit jeher natürliche radioaktive Stoffe in den Körper auf“, heißt es auf der Website des zuständigen Bundesamts.

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Insofern nimmt man bei einer Tour durch die Zone rund um das Kraftwerk eine deutlich höhere Strahlenexposition als im bundesdeutschen Durchschnitt auf sich. Eine Tour sollte aber kein außerordentlich großes gesundheitliches Risiko darstellen. Dennoch: An vielen Orten in Fukushima ist die Strahlenbelastung auch heute noch sehr hoch. Die langfristigen Folgen sind nicht absehbar – auch, wenn die Katastrophe bereits vor 11 Jahren geschah.

Themen Japan
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