29. April 2024, 12:27 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Betreten der Haiku Stairs, einer scheinbar bis in den Himmel reichenden Treppe auf der hawaiianischen Insel O‘ahu, ist streng verboten. Die Menschen kommen trotzdem, um die knapp 4.000 Stufen emporzusteigen – und riskieren dabei nicht bloß harte Strafen. Jetzt wird die beliebte Treppe auf Hawaii abgerissen. Besucher kommen aber weiterhin.
Hinter den Wolkenkratzern Honolulus zeigt sich ein authentisches Stück Hawaii, mit vielen Naturschätzen und beeindruckender Landschaft: die Insel O‘ahu, die übrigens Drehort für die Mystery-Serie „Lost“ war. Neben einzigartigen Stränden und Dschungel, findet man auf O‘ahu auch eine Touristenattraktion, die eigentlich gar keine sein dürfte – die Haiku Stairs, auch bekannt als „Stairway to Heaven“. Zumindest noch. Denn die berüchtigte Treppe wird aktuell abgerissen. Wagemutige Besucher hält das dennoch nicht ab.
Einmal an die Himmelstür klopfen
Die historische „Treppe in den Himmel“ inmitten der prächtigen hawaiianischen Flora wurde während des Zweiten Weltkriegs erbaut. Doch schon seit den 1980er-Jahren patrouillieren hier Wachmänner, die verhindern sollen, dass Besucher sich Zutritt verschaffen – zu baufällig sollten die 3.922 Stufen bereits seit damals sein. Abenteuerlustige schreckt das nicht ab: Sie kamen und kommen trotzdem, quasi um einmal an den Wolken zu kratzen – und oftmals auch, um den spektakulären Blick aus schwindelerregenden Höhen auf Instagram zu teilen:
Geplante Reparatur der Haiku Stairs misslang
Seit Februar 2015 gilt die Treppe als „gefährlicher denn je zuvor“. Der Grund: ein Sturm, der den Haiku Stairs übel zugesetzt hat – und übrigens auch fünf Wanderern. Sie saßen im Zuge der Naturgewalt auf dem Berg fest und konnten erst am nächsten Tag durch Feuerwehrkräfte befreit werden.
Die Behörden sahen sich damals vor der Entscheidung, die Stufen abzureißen oder die Verantwortung an eine qualifizierte Stelle abzugeben. Für die Friends of Haiku Stairs war es die Chance, das Schicksal der Treppe in die Hand zu nehmen. Damit das Wandern künftig ungefährlich wird, wollten die Friends of Haiku, die sich schon vorher um die Instandhaltung kümmerten und beispielsweise überwuchernde Pflanzen trimmten, die Treppe wieder aufbauen und langfristig zu einer sich selbst finanzierenden Besucherattraktion machen. Geplant war es, einen Eintrittspreis von knapp 100 Euro zu verlangen – auch um die Kosten für die Reparaturarbeiten wieder reinzuholen.
Doch die Reparaturarbeiten gestalteten sich aufgrund der extremen Höhe schwieriger als gedacht, weshalb die Treppe weiterhin gesperrt blieb. Wer die Haiku Stairs trotz des offiziellen Verbotes betrat und sich erwischen ließ, musste mit einer Geldbuße von mindestens 560 Euro rechnen, unter Umständen drohte sogar Gefängnis.
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Abriss der Haiku Stairs 2024
Drohende Strafen, die Gefahr für Leib und Leben oder auch die Kosten, die durch eine Rettungsaktion vom Berg entstehen, hielten Touristen weiterhin nicht ab, den Weg zu den Haiku Stairs auf sich nehmen. Im Gegenteil: Mit zunehmender Popularität, unter anderem entstanden durch Posts auf diversen Social-Media-Kanälen, kamen immer mehr Menschen und kletterten den Stairway to Heaven empor. Als Folge dieses gefährlichen Overtourismus votierte der Stadtrat von Honululu schließlich im Jahr 2021 dafür, die beliebten Treppen abbauen zu lassen.
Anfang April 2024 erklärten die örtlichen Behörden, dass der Abriss am 22. April beginnen sollte. Laut einem Artikel von „CNN“ führte das zu einer neuen Flut an Wanderern, die ihre letzte Chance nutzen wollten, um die beeindruckende Attraktion mit eigenen Augen zu sehen. Allein am Wochenende vor Beginn der Abrissarbeiten, also am 20. und 21. April, habe es 60 Verwarnungen für Wanderer gegeben und acht seien wegen Hausfriedensbruch angezeigt worden. Doch damit nicht genug. Auch nach Beginn der Arbeiten versuchen weiterhin Menschen, die Treppen zu erreichen: am 23. April wurden fünf Menschen festgenommen und wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
Der Bezirksmajor der Polizei von Honolulu, Randall Platt, sagte laut CNN: „Zusätzlich dazu, dass (der Zugang) illegal ist, handelt es sich um eine aktive Baustelle“. Dort oben gebe es schwere Maschinen und Helikopter, entsprechend sei das Betreten jetzt umso gefährlicher. Die Treppe wird Stück für Stück mit einem Helikopter abtransportiert. CNN rechnet mit Abrisskosten von rund 2,5 Millionen US-Dollar.