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Auf einer Felsnadel in Indien

Kalavantin Durg – die wohl gefährlichste Festung der Welt

Kalavantin Durg
Die Felsnadel Kalavantin Durg ragt aus der Landschaft hervor. Der Aufstieg ist extrem schwierig und gefährlich. Foto: Wikimedia Commons / Dinesh Valke / CC-BY-SA-2.0
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TRAVELBOOK Redaktion

5. März 2021, 15:30 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Mitten in der Wildnis Indiens erhebt sich eine steile Felsnadel mit einer Festung auf ihrer Spitze: die Kalavantin Durg. Die Besteigung des Felsens mit seinen extrem steilen Steinstufen ist eigentlich nur etwas für erfahrene Trekking-Profis. Schon mehrere Menschen ließen beim Versuch, die wohl gefährlichste Festung der Welt zu erklimmen, ihr Leben.

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Etwa eine Autostunde entfernt von Mumbai, im Westghatgebirge zwischen Matheran und Panvel im Staat Maharashtra, liegt einer der mysteriösesten Orte in ganz Indien. 700 Meter erhebt sich mitten in der Landschaft ein riesiger, majestätischer Felsen, der alle anderen Punkte in der Umgebung bei Weitem überragt. Moos- und pflanzenbewachsen, scheint er dort mitten in die bizarre Landschaft geworfen worden zu sein. Schon seit Urzeiten steht er wohl so dort, doch es war der Wille des Menschen, der ihn einst für sich eroberte. Und es waren Menschen, die dort eine scheinbar uneinnehmbare Trutzburg errichteten. Sie wird noch heute von vielen ehrfurchtsvoll als die gefährlichste Festung der Welt bezeichnet: die Kalavantin Durg.

Schon zu den Zeiten von Buddha, also um etwa 500 vor Christus, soll das Fort auf dem Gipfel des steilen Felsens erbaut worden sein. Eine architektonische Meisterleistung, denn die Stufen dorthin wurden damals per Hand in den Fels gehauen. Man kann sich die Anstrengungen nur vorstellen, die diese Arbeit gekostet haben dürfte. Ganz zu schweigen von den Leben, die die Errichtung auf der steilen Felsnadel aller Wahrscheinlichkeit nach gefordert hat. Der Legende nach soll die Festung zu Ehren einer Königin namens Kalavantin erbaut worden sein, doch in den Geschichtsbüchern lassen sich dafür keine Nachweise mehr finden.

Die Kalavantin Durg heute. Foto: Wikimedia Commons/Rohit Gowaikar / CC BY-SA 2.0
Die Kalavantin Durg heute. Foto: Wikimedia Commons/Rohit Gowaikar / CC BY-SA 2.0

Tödliche Schlacht

Die Kalavantin Durg war nur einer von vielen Wachposten, die in der Westghatebene errichtet wurden, um ihre Herrscher vor den Angriffen zahlreicher Feinde zu schützen. Wer einmal oben auf dem Gipfel des mörderischen Felsens steht, wird leicht verstehen warum: Der Ausblick ist einfach atemberaubend, man überblickt von dort das gesamte Tal und kann sogar verschiedene Städte am Horizont erahnen – unter anderem Mumbai, Peb, Chanden, Matheran, Karnala und Ershai. Von unten aus gesehen muss dieser Punkt absolut uneinnehmbar gewirkt haben.

Während seines mehr als 2000 Jahre langen Bestehens hat das Fort viele Herrscher kommen und gehen sehen. Doch ein Ereignis sticht aus seiner Historie besonders hervor: 1657 eroberte der Feldherr Shivaji den Felsen von seinen Feinden aus der Mughal-Dynastie und besiegte dabei Kesar Singh, den dort das Kommando führenden Sardar (alter Herrschertitel). Aus Angst vor Schändungen begingen daraufhin die meisten Frauen in dem Fort einen rituellen Massenselbstmord. Singh selbst starb während des Kampfes. Doch Eroberer Shivaji zeigte sich gnädig und gewährte später Singhs Mutter und ihrem Enkel freies Geleit aus der Stadt.

Kalavantin Durg
Man ahnt, dass hier jeder falsche Schritt der letzte sein könnte…Foto: Wikimedia Commons / Anthonyrosyl / CC-BY-SA-4.0

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Extrem gefährlicher Aufstieg

Danach verliert sich die Geschichte des Forts im Strom der Zeit. Heute ist Kalavantin Durg wieder ein viel besuchter Ort. Touristen aus aller Welt kommen hierher und wollen die steile Felsnadel für sich „erobern“. Allerdings gab es schon zahlreiche Unfälle und Todesfälle. Zuletzt rutschte 2018 ein 27-jähriger Trekker am Berg aus und stürzte in eine 700 Meter tiefe Schlucht in den Tod. Wie die „Hindustan Times“ berichtet, wurden im Anschluss daran striktere Regeln für den Besuch von Kalavantin Durg eingeführt. So ist der Aufstieg mittlerweile nur noch mit Führern erlaubt, die hat eigens für diese verantwortungsvolle Aufgabe geschult hat. Jeder Besucher muss sich zudem vorher registrieren und ein Eintrittsgeld entrichten. Nach Einbruch der Dunkelheit ist der Aufstieg generell nicht mehr erlaubt.

Nach dem Aufstieg muss man sich wohl tatsächlich so fühlen wie ein Eroberer, denn die Stufen den Fels hinauf zu klettern gleicht einer extremen Mutprobe. Der Aufstieg erfolgt bis heute vollkommen ungesichert. Der „Weg zum Himmel“, wie er auch genannt wird, ist weder von Geländern noch von Halteseilen geschützt. Nicht umsonst wird die Besteigung ausschließlich für erfahrene Trekker empfohlen. Drei Stunden dauert es durchschnittlich, bis man auf diesem Naturwunder steht und seinen Blick über die weiten Landschaften schweifen lassen kann.

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Doch tatsächlich ist nicht der Aufstieg der gefährlichste Teil der Reise, sondern der Abstieg.  Stufe um Stufe muss man seine Füße sehr vorsichtig positionieren, denn jeder falsche Schritt könnte der letzte sein, würde im Extremfall einen ungebremsten Sturz Hunderte Meter tief bedeuten. Umso erstaunlicher, dass jedes Jahr während des Shimga-Festes (bei uns auch bekannt als Holi-Fest) die Bewohner eines nahen Dorfes den beschwerlichen Aufstieg auf sich nehmen. Ihr Ziel: Sie wollen auf dem Gipfel zu Ehren ihrer Kultur und ihrer Ahnen tanzen.

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Wie gefährlich und schwierig der Weg nach oben und unten ist, sehen Sie in diesem Video, das Besucher bei Youtube veröffentlicht haben:

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Nicht während der Regenzeit kommen

Besucher erreichen das Fort leicht über die Mumbai-Pune-Schnellstraße. Es wird jedoch dringend empfohlen, nur während der Monate zwischen Oktober und Mai dorthin zu reisen. Denn sonst herrscht Monsunzeit und die steilen Steinstufen können sehr nass und rutschig werden. Erfahrene Trekker empfehlen, mindestens drei bis vier Liter Wasser für die Besteigung mitzunehmen – und natürlich festes Schuhwerk. Wer nur wenig Klettererfahrung hat, sollte es am besten ganz bleiben lassen.

Themen Asien Indien
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