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Der tödlichste See der Welt

Wer sich am Karatschai-See mehr als eine Stunde aufhält, stirbt!

Karatschai-See
Der Karatschai-See nahe der russichen Stadt Osjorsk Foto: Google Earth
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TRAVELBOOK Redaktion

1. Dezember 2020, 17:46 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wer sich nur eine halbe Stunde lang hier aufhält, riskiert sein Leben: Der Karatschai-See in Russland birgt ein tödliches Geheimnis – denn ganz in der Nähe ereignete sich 1957 der wohl schlimmste atomare Unfall der Weltgeschichte.

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Stellen Sie sich vor, Sie würden an einem Ort leben, der so gefährlich ist, dass nur eine halbe Stunde Aufenthalt dort Sie töten könnte. Was sich zunächst völlig absurd anhört, ist in der russischen Stadt Osjorsk tatsächlich traurige Realität – denn hier liegt der Karatschai-See, das tödlichste Gewässer der Welt.

Der Grund für die Gefahr um den Karatschai-See: Er ist stark verstrahlt, denn ab 1948 wurden hier radioaktive Abfälle des lange geheimen Kraftwerks „Majak“ (Leuchtturm) gedankenlos ins Wasser eingeleitet. Laut MDR reichen bereits wenige Minuten Aufenthalt an den Ufern des 130.000 Quadratmeter großen Sees heute noch aus, um einer lebensgefährlichen Dosis Strahlung ausgesetzt zu sein.

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Mehr Radioaktivität als bei der Tschernobyl-Katastrophe

Doch die Einleitung des Giftmülls war nur der Anfang: 1957 kam es in Osjorsk zu der weltweit wohl bislang größten nuklearen Katastrophe, als in der Nuklearanlage „Majak“ ein Tank mit 80 Tonnen radioaktiver Flüssigkeit explodierte. Der ohnehin schon stark belastete Karatschai-See wurde dadurch endgültig zu einer Todesfalle. Noch heute ist die Stadt Osjorsk und ihre Umgebung deshalb unter strenger Bewachung durch das russische Militär, Ausländer haben praktisch keinen Zutritt.

Laut „Zeit“ lagern im Karatschai-See heute noch vier Exabecquerel des radioaktiven Elementes Cäsium-137 – eine unfassbare Zahl, denn das bedeutet, dass hier jede Sekunde vier Milliarden (sic) radioaktive Zerfälle stattfinden. Zehn Jahre nach dem Atomunglück von Osjorsk sorgte der Karatschai-See zudem laut „Welt“ für eine erneute atomare Katastrophe: Aufgrund eines heißen Sommers ohne nennenswerte Niederschläge trocknete der See aus, radioaktiver Staub mit einer Strahlkraft von 200.000 Gigabecquerel wurde über das ohnehin bereits verseuchte Land geweht.

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Auf Jahrtausende verstrahlt

Der 300 km lange und 50 Kilometer breite Streifen, auf dem die Abfälle sowohl 1957 als auch 1967 besonders konzentriert niedergingen, wird heute nur ironisch als „Uralspur“ bezeichnet, und wird noch auf Jahrhunderte verstrahlt bleiben. Der See selbst wird wohl noch einige tausend Jahre radioaktiv verseucht sein. Erst ab den 90er Jahren wurde er endlich mit einer meterdicken Betondecke abgedichtet. Jeder, der daran beteiligt war, durfte nur eine kurze Zeit arbeiten, um die Strahlenbelastung zu verringern, alle Arbeitsfahrzeuge waren zum Schutz vor der Strahlung mit Bleiplatten verstärkt.

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Schlimm: Die erst 2015 komplett fertiggestellte Betonabdichtung über dem Karatschai-See bröckelt mittlerweile laut MDR schon wieder, und es wird sogar befürchtet, Radioaktivität könne über das Grundwasser bis ins Arktische Meer gelangen. Ein Aufenthalt am See soll trotz der Betondecke noch immer tödlich sein.

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Das Bizarrste an der ganzen Sache: Die Bewohner von Osjorsk waren lange Zeit nicht einmal unglücklich über ihre „Lage“, im Gegenteil. Denn um sie, viele davon Forscher und ihre Familien, bei Laune zu halten, schuf man in der Sowjetunion eine abgeschottete kleine Welt voller Luxus. Während der Großteil des Landes in Armut lebte, gab es in Osjorsk für die Bewohner alles im Überfluss, auch exotische Delikatessen wie Kaviar und Bananen waren verfügbar, dazu gute Schulen für die Kinder, ein breit gefächertes kulturelles Angebot und, es klingt wie blanker Hohn, auch Gesundheitsvorsorge.

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Der Preis dafür: Noch heute sind durch Strahlung hervor gerufene Erkrankungen wie zum Beispiel Leukämie rund um den Karatschai-See deutlich häufiger zu finden als im Rest des Landes bzw. der Welt, Kinder kamen und kommen immer noch mit teilweise grausamen Missbildungen zur Welt. Das havarierte Kraftwerk „Majak“ ist heute übrigens in anderer Funktion weiter in Betrieb: Hier wird mittlerweile Kernbrennstoff wieder aufbereitet.

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