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Hobyo

Die Küstenstadt, um die Schiffe einen großen Bogen machen

Hobyo
Türkisfarbenes Meerwasser trifft auf weißen Sand. Doch die Idylle auf dieser Google-Earth-Aufnahme von Hobyo trügt... Foto: c 2021 Google / Maxar Technologies / Data SIO, NOAA, GEBCO / CNES/Airbus / Terrametrics / Landsat/Copernicus
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TRAVELBOOK Redaktion

15. Juni 2021, 17:26 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Der Ort, den wir heute zeigen, ist alles andere als eine Inspiration für Ihre nächste Reise. Im Gegenteil: Am besten, Sie machen einen riesigen Bogen darum. Denn Hobyo, so der Name des Ortes, zählt zu den gefährlichsten der Welt.

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Von oben betrachtet sieht das Städtchen Hobyo harmlos aus, ja: geradezu idyllisch. Man sieht einen endlosen weißen Sandstrand und das türkisfarben leuchtende Wasser des Indischen Ozeans, das in seichten Wellen auf das Land trifft. Doch die Idylle trügt.

Die rund 12.000 Einwohner zählende somalische Küstenstadt ist von Armut geprägt. Die Häuser sind halb verfallen, es gibt weder Krankenhäuser noch Schulen, und auch keine Option auf Tourismus. Daher, so schreibt der US-Autor Daniel Smith in seinem Buch „Die 100 geheimsten Orte der Welt“, sähen einige Menschen in Hobyo „in der Piraterie den einzigen Ausweg aus der Misere.“

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Zehnjährige mit Kalaschnikow

Vor allem ehemalige Fischer im Ort hätten sich der Piraterie zugewandt, weil sie mit dem Fischfang, bedingt durch Faktoren wie die Meeresverschmutzung, nicht mehr genug verdienten. Heute gilt Hobyo, neben anderen somalischen Küstenstädten wie Eyl und Harardheere, als Hochburg der Piraterie. „Nicht nur, dass hier zahllose Piraten leben, der Hafen von Hobyo dient zuweilen auch als Versteck für gekaperte Boote“, so Smith. Zehnjährige mit Kalaschnikow seien hier kein seltener Anblick.

In den Gewässern vor Hobyo kam es vor allem zwischen 2002 und 2012 immer wieder zu Angriffen von Schiffen und Entführungen. Es waren Schätzungen zufolge mehrere Hundert. Zu den wohl bekanntesten Kaperungen zählt die des Öltankers Sirius Star im Jahr 2008. Das Schiff mit einer Besatzung von 25 Mann war laut einem Bericht von „Spiegel Online“ rund zwei Monate lang in der Gewalt von Piraten. Dann schließlich hat man die Crew-Mitglieder gegen die Zahlung eines Lösegelds von 3 Millionen Dollar wieder in die Freiheit entlassen.

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Nach 2013 wurde es ruhiger in den somalischen Gewässern, was vor allem an den verstärkten Sicherheitsvorkehrungen liegt. Kriegsschiffe patrouillieren, und inzwischen fahren auf immer mehr Schiffen Sicherheitsleute mit. Zudem haben viele Reedereien ihre Routen verlegt, fahren einen großen Bogen um die gefährliche Küste Ostafrikas.

So versuchen Kreuzfahrtschiffe Piratenangriffe zu vermeiden

Auch Kreuzfahrtschiffe, die zum Teil mit mehreren Tausenden Passagieren an Bord durch den Indischen Ozean fahren, planen ihre Routen im Hinblick auf mögliche Piratenangriffe ganz genau. Auf Nachfrage von TRAVELBOOK erklärte eine Sprecherin von Tui Cruises: „Wir haben eine eigene Sicherheitsabteilung an Bord jedes Schiffes, trainieren auch gezielt für solche Szenarien. Jedes Crewmitglied hat in solchen Fällen eine ganz bestimmte Aufgabe.“

Im deutschen Winter verkehre eines der Schiffe der Gesellschaft auch im Persischen Golf, hier würden Gäste gezielt und umfassend über Sicherheitsmaßnahmen informiert – zum Beispiel vorab per Mail, über Bordansage oder per Kabinenbrief. „Im Golf von Aden beispielsweise bitten wir unsere Gäste in den Außenkabinen schon manchmal, das Licht auf den Balkonen zu löschen. Bisher haben wir deshalb aber nie Probleme mit den Passagieren oder Beschwerden gehabt.“

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Auch wenn es ruhiger geworden ist um Hobyo und die anderen Piratenstützpunkte an der somalischen Küste: Verschwunden sind die modernen Freibeuter ganz sicher nicht. Die Maßnahmen machten den Piraten zwar das Leben schwer, so Buchautor Daniel Smith, „dennoch ist und bleibt die Piraterie für viele die einzige Möglichkeit, an Geld zu kommen.“ Und er scheint recht zu behalten: Seit 2017, so schreibt die „Neue Züricher Zeitung“, seien wieder vermehrt Angriffe vor Somalia verzeichnet worden, was vermutlich auch mit der Hungerkrise in Ostafrika zusammenhänge.

Ein Pirat mit Kalaschnikow am Strand von Hobyo vor einem Schiffswrack
Ein Pirat mit Kalaschnikow am Strand von Hobyo vor einem Schiffswrack Foto: dpa Picture Alliance
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Auswärtiges Amt warnt

Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen zu Somalia: „Vor den Küsten besteht weiterhin ein Risiko von Piratenangriffen und Kaperungen. Nach wie vor sind Schiffe vor Somalia gefährdet, angegriffen und gekapert zu werden. Trotz der internationalen Bemühungen zur Eindämmung der Piraterie kommt es immer wieder zu Piratenangriffen; ein wirksamer Schutz kann nicht garantiert werden.“

Diesen und 99 weitere spannende Orte finden Sie im Buch „Die 100 geheimsten Orte der Welt“ von Daniel Smith, erschienen im riva Verlag, 19,99 Euro.

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