28. Oktober 2022, 16:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mitten im Atlantik liegt vor der französischen Küste ein Leuchtturm, der als „Hölle aller Höllen“ bezeichnet wird. Fast 120 Jahre lang kämpften hier Menschen mit den Gezeiten – und ihrer eigenen Einsamkeit.
30 Kilometer vor der Küste der Bretagne trotzt ein ganz besonderes Bauwerk seit fast 150 Jahren Wind und Wellen: der Leuchtturm „Ar-Men“. Sein Name ist bretonisch und bedeutet übersetzt „der Stein“, doch aufgrund seiner Lage und der Einsamkeit, in der seine Bewohner lange Zeit leben mussten, wird er auch „Hölle aller Höllen“ genannt.
1881 wurde er nach 14 Jahren Bauzeit in Betrieb genommen. Laut „Deutschlandfunk“ lebten dort immer zwei Leuchtturmwärter gleichzeitig. Dennoch war jeder von ihnen einsam, denn sie mussten das Signalfeuer rund um die Uhr in Betrieb halten und daher in Schichten arbeiten. Der nur 105 Quadratmeter große Felsen, der oft komplett vom Meer überflutet wird, war ihre ganze Welt, teilweise für Monate, manchmal sogar für Jahre.
Die Faszination der Hölle
Oft mussten die Wärter sogar tage- oder wochenlang, während es stürmte, ohne natürliches Licht ausharren. Denn bei Sturm mussten die Fenster mit Metallplatten vor den Gezeiten geschützt werden. Es war ein karges, entbehrungsreiches Leben, das die Bewohner des „Steins“ führten – heute kann jeder ein Stück der Geschichte des Leuchtturms nachlesen, denn der ehemalige Leuchtturmwärter Jean-Pierre Abraham hat über seine Zeit dort bereits 1967 ein Buch geschrieben.
In „Der Leuchtturm“ beschreibt er Eindrücke aus seiner Dienstzeit von 1959-64, und das offenbar so eindrücklich, dass sein Werk in Frankreich seit Erscheinen 1967 Kultstatus genießt. Der „Deutschlandfunk“ schreibt über das Buch: „(…) Abraham verzichtet bewusst auf Leuchtturm- und Meeres-Poesie. Ohne zu verklären oder den einsamen Held im Sturm zu stilisieren, beschreibt er die Grenzerfahrungen eines Lebens als Leuchtturmwärter.“
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Noch heute faszinierend
„Ar-Men“ ist seit 1881 ununterbrochen in Betrieb, auch heute leuchtet sein Licht noch Schiffen den sicheren Weg entlang der bretonischen Küste – laut „WELT“ jedoch wird er seit 1990 automatisch betrieben. Das heißt: Alle 20 Sekunden wird ein Signal bestehend aus drei weißen Blitzen gesendet, alle 60 Sekunden gibt’s drei laute Töne. Von der Landspitze Pointe du Raz, am westlichsten Punkt der Bretagne aus, kann man ihn an klaren Tagen aus dem Meer aufragen sehen. Etwas mehr als 33 Meter ist er hoch, seine Laterne hat einen Durchmesser von drei Metern.
Die „Hölle aller Höllen“ ist immer noch ein Wunderwerk menschlicher Baukunst, sie wirkt aus der Ferne betrachtet aber alles andere als schrecklich, sondern faszinierend. Besonders beeindruckend sind die Fotos, wenn bis zu 30 Meter hohe Wellen an dem Leuchtturm brechen.