7. Mai 2024, 12:08 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten
Wie sicher oder gefährlich ist es eigentlich in Mexiko? Diese Frage stellen sich Reisende, die einen Urlaub in das Land planen, oft vor der Abreise. Nicht zu Unrecht – denn immer wieder gibt es erschreckende Nachrichten. So gehen aktuell Nachrichten von drei getöteten Surftouristen in Mexiko um die Welt. Und das Auswärtige Amt rät gleich von Reisen in mehrere Gebiete dringend ab. TRAVELBOOK hat die Infos.
Mexiko-Reisende freuen sich auf beeindruckende Maya-Stätten, wunderschöne Strände, köstliches Essen und eine bunte Kultur. Leider hat das Nachbarland der USA jedoch auch eine Schattenseite: Kriminalität und Gewalt sind an der Tagesordnung. Gerade erst gehen wieder Meldungen um die Welt, nach denen drei Männer aus Australien und den USA, die zum Surfen ins mexikanische Baja California gekommen waren, erschossen worden sind. Der vermutete Grund: ein schiefgegangener Diebstahlversuch ihres Geländewagens, wie unter anderem die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Auch angesichts dieser neuen Horrornachrichten stellt sich für Reisende die Frage: Wie sicher ist Mexiko als Reiseland?
Übersicht
Wie sicher ist Mexiko?
Im aktuellen Global Peace Index (GPI) aus 2023, der jährlich vom Institute for Economics and Peace (IEP) herausgegeben wird (TRAVELBOOK berichtete), steht Mexiko auf dem 136. von insgesamt 163 Plätzen. Das Nachbarland der Vereinigten Staaten ist das größte und bevölkerungsreichste Land Mittelamerikas – und es war das unfriedlichste in dieser Weltregion im vergangenen Jahr. Gleichzeitig verbesserte sich die Lage in Mexiko, so dass es im Vergleich zum Vorjahr drei Plätze nach oben klettern konnte. Laut dem aktuellen GPI gab es vor allem im Militarisierungsbereich Verbesserungen, viele Bereiche blieben auch gleich. Verschlechtert haben sich hingegen die „Inhaftierungsrate, gewalttätige Demonstrationen und externe Konflikte“. Weiterhin verfüge Mexiko über eine „sehr große Zahl an Todesfällen durch interne Konflikte“. Der anhaltende Konflikt zwischen der Regierung und kriminellen Organisationen stelle weiterhin „eine ernsthafte Bedrohung für den inneren Frieden dar“, heißt es im GPI.
Die aktuelle „Risk Map“ vom Unternehmen „International SOS“ aus 2024 (TRAVELBOOK berichtete) schätzt das Sicherheitsrisiko in Mexiko als mittelmäßig ein. Und das Auswärtige Amt (AA) mahnt gleich mehrere Regionen des Landes an, so unsicher zu sein, dass Reisende sie dringend meiden sollten. Von einem generell sicheren Reiseziel kann bei Mexiko leider keine Rede sein.
Kriminalität und innenpolitische Lage
Wie das aktuelle Beispiel der erschossenen Touristen zeigt, ist Gewaltkriminalität in Mexiko weiterhin an der Tagesordnung und auch Urlauber in Touristenorten bleiben davon nicht verschont. Das Auswärtige Amt schreibt dazu, die Gewalt in Mexiko stagniere „auf weitflächig hohem Niveau“. Besondere Gefahr bestehe in Gebieten, die von organisierten Banden kontrolliert würden (siehe unten). Hier würden bei Auseinandersetzungen mit Schusswechseln zwischen rivalisierenden Kartellen oder auch den Kriminellen mit den Sicherheitskräften mitunter Unbeteiligte wie etwa Touristen in die Schusslinie geraten. „Insoweit bieten auch öffentliche und vielbesuchte Orte nicht immer Sicherheit“, schreibt das Auswärtige Amt.
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Gefahr besteht außerdem durch Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikte wie Diebstähle, Raubüberfälle und Entführungen. Besonders die Gewalt an Frauen sei hoch, darunter sexuelle Übergriffe bis hin zu Morden. Das gelte auch für Touristengebiete. Schusswaffen seien weit verbreitet und würden hemmungslos eingesetzt, wie das Auswärtige Amt schreibt. Auch die Korruption ist hoch, oftmals seien auch Polizeikräfte oder uniformiertes Sicherheitspersonal an Straftaten beteiligt. Teils gäben sich auch Kriminelle als solche aus.
Aktuell befindet sich Mexiko im Vorwahlkampf-Modus. Am 2. Juni 2024 gibt es sowohl Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sowie Wahlen in verschiedenen Bundesstaaten. Laut Auswärtigem Amt verläuft der Wahlkampf bislang weitgehend friedlich. Es rät aber dennoch dazu, sich von Demonstrationen und größeren Menschenansammlungen fern zu halten.
Mexikos gefährlichste Regionen
Das Auswärtige Amt unterteilt seine Reisewarnungen für Mexiko in drei Kategorien. Besonders gefährlich für Touristen sind demnach sechs der 31 Bundesstaaten. So rät das AA dringend davon ab, nach Colima zu reisen, mit Ausnahme Manzanillos, solange die Anreise mittels Schiff oder Flugzeug erfolge. Ähnlich sieht es beim Bundesstaat Guerrero aus, in dem das AA nur Ixtapa-Zihuatanejo und Taxco als Ausnahmen nennt. Bei Taxco mahnt das Amt zusätzlich an, dass man dort nicht übernachten, sondern die Stadt am selben Tag wieder verlassen solle. Solange eine direkte An- und Abreise mit dem Flugzeug erfolgt, können laut AA auch die Zona Dorada und das historische Zentrum von Mazatlán sowie Los Mochis auf der Bahnstrecke des „El Chepe“ besucht werden, von Reisen in den Rest des Bundesstaat Sinaloa rät es dringend ab. Gleiches gilt für Gebiete westlich der Landeshauptstadt Morelia in Michoacán, die Regionen nördlich von Ciudad Victoria in Tamaulipas sowie den Bundesstaat Zacatecas.
Außerdem nennt das Auswärtige Amt in dieser höchsten Gefahrenkategorie auch die Grenzregion zu den USA. Das Minimum der Ein- und Ausreiseformalitäten nach und aus Mexiko scheint hier aber einigermaßen sicher machbar zu sein.
Abgeraten wird darüber hinaus von Reisen in den Bundesstaat Guanajuato und dort besonders die Gebiete südwestlich der Bundesstraße 45D, Celaya, Salamanca und Irapuato. Dort habe es vermehrt Fälle drogenbedingter Gewalt gegeben. Ebenso wird von Reisen in das Grenzgebiet zu diesem Bundesstaat vom benachbarten Jalisco abgeraten.
In einer dritten Sicherheitskategorie rät das Auswärtige Amt außerdem, bei Reisen in einigen Regionen besondere Vorsicht walten zu lassen. Das gilt generell für den Bundesstaat Jalisco, den Bundesstaat Veracruz, die östlichen Landesteile Michoacáns sowie dessen Hauptstadt Morelia. Außerdem sollten Reisende bei Besuchen der nicht-touristischen Stadtteile Mexiko-Stadts aufpassen, ebenso wie im Bundesstaat Chiapas, wo es regelmäßig zu Straßenblockaden und anderen Vorfällen käme.
Gefährlichste Städte der Welt in Mexiko
In einem Ranking von Numbeo zu den gefährlichsten Städten der Welt taucht Mexiko gleich mehrfach auf. So steht etwa Grenzstadt Tijuana im mexikanischen Bundesstaat Baja California auf Platz 19 des weltweiten Rankings. Die Hauptstadt Mexico-Stadt folgt auf Platz 32 und Guadalajara auf Platz 52. Wie TRAVELBOOK in einem Artikel zum Thema schrieb, wird in diesem Ranking jedoch die Mordrate nicht aufgegriffen. Tatsächlich sei einer Studie der Nichtregierungsorganisation „Seguridad, Justicia y Paz“ (zu Deutsch „Sicherheit, Gerechtigkeit und Frieden“) zufolge die mexikanische Grenzstadt Tijuana die gefährlichste Stadt der Welt. Laut einem Bericht der NGO lag die Rate der Tötungsdelikte 2023 hier bei 138,8 pro 100.000 Einwohner. Hinter Tijuana rangierte der Studie zufolge das mexikanische Acapulco (110,5) auf Platz zwei.
Naturkatastrophen und Gesundheit
Nicht nur durch Bandenkriminalität und dergleichen besteht für Mexiko-Besucher mitunter Gefahr. Auch die Hurrikan- und Erdbebensituation ist in Mexiko nicht ganz sicher. So ist etwa von Juni bis November Hurrikan-Saison und besonders an den Küsten kann es zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen. Außerdem kommt es in Mexiko regelmäßig zu mitunter schweren Erdbeben, besonders in den älteren Stadtvierteln Mexiko-Stadts sowie an der Pazifikküste ist die Lage unsicher. Das Auswärtige Amt warnt darüber hinaus vor starken Strömungen und hohem Wellengang.
Ein weiterer Gefahrenherd sind darüber hinaus Krankheiten. Laut dem Auswärtigen Amt hat zuletzt das Auftreten von Dengue-Fieber zugenommen, außerdem warnt es vor Zika-Virus-Infektionen, Chikungunya-Fieber sowie vor Malaria in bestimmten Landesteilen. Zusätzlich besteht Gefahr durch HIV-Infektionen, Durchfallerkrankungen, Cholera, Leishmaniasis sowie Leptospirose.
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Darauf sollten Mexiko-Urlauber beachten
Das Auswärtige Amt hat in seinen Reisehinweisen zu Mexiko eine lange Liste an Ratschlägen zusammengestellt. TRAVELBOOK fasst die wichtigsten zusammen:
- Meiden Sie die Regionen und Städte, von denen das Auswärtige Amt abrät. Sollten Sie fahren müssen, fahren Sie mit einem gut durchdachten Sicherheitskonzept.
- Reisen Sie nicht in der Dunkelheit. Besonders Frauen sollten nachts nicht allein unterwegs sein. Vermeiden Sie abgelegene Gegenden, inklusive einsamer Strände.
- Leisten Sie bei Überfällen und ähnlichem keinesfalls Gegenwehr, auch nicht verbal.
- Nutzen Sie mautpflichtige Autobahnen und stoppen Sie nur für kurze Zeit an belebten Rastplätzen und Tankstellen.
- Fahren Sie nur mit geschlossenen Fenstern und verriegelten Türen, stellen Sie Fahrzeuge auf bewachten Parkplätzen ab und lassen Sie niemals Wertsachen im Auto.
- Halten Sie keine Taxis auf der Straße an, da hier ein großes Risiko besteht, entführt oder ausgeraubt zu werden. Nutzen Sie nur offizielle Taxis von offiziellen Taxiständen (Sitios) oder bestellen Sie Taxis über entsprechende Apps.
- Seien Sie bei ungewohnten Kontaktversuchen per Email, Telefon und Co. skeptisch, teilen Sie keine Daten mit und legen Sie auf, wenn Sie bedroht werden.
- Melden Sie (auch versuchte) sexuelle Übergriffe umgehend bei der nächstgelegenen Dienststelle des „Ministerio Público“ (Staatsanwaltschaft).
- Übernachten Sie nicht bei Fremden oder in unbekannten Gegenden abseits touristischer Gebiete.
- Reisen Sie am besten in Gruppen, übernachten Sie in geschützte Hotelanlagen und nutzen Sie organisierte, geführte Touren.
- Nutzen Sie Geldautomaten am besten tagsüber und innerhalb gesicherter Gebäude und behalten Sie Ihre Kreditkarte beim Bezahlen im Blick.
- Werfen uniformierte Sicherheitsbeamte oder Polizisten Ihnen Straftaten vor, die Sie nicht begangen haben, und drohen mit hohen Bußgeldern oder Festnahmen, kontaktieren Sie den mexikanischen Notruf 911 oder den Bereitschaftsdienst der Botschaft.
- Nehmen Sie keine Drogen. Die Mindesthaftstrafe für Drogenbesitz beträgt in Mexiko ungeachtet der Menge zehn Jahre. Außerdem kommt es immer wieder zu schweren Gesundheitsschäden und Todesfällen durch verunreinigte Betäubungsmittel. Vielerorts ist auch Rauchen verboten und wird mit Geld- oder Gefängnisstrafen geahndet.
- Beachten Sie Verbote, Hinweisschilder und Warnungen sowie die Anweisungen mexikanischer Behörden und verfolgen Sie den Wetterbericht.
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Der Mexico Peace Index
Eine detaillierte Auskunft darüber, wie sicher Mexiko ist, gibt der Mexico Peace Index (MPI). Die Teilstudie des Global Peace Index hat den Fokus ausschließlich auf dem Land und untersucht auch die einzelnen Bundesstaaten. Der letzte MPI stammt allerdings aus dem Jahr 2022.
Damals hatte sich der Frieden in Mexiko im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent verbessert. Dennoch war die Mordrate weiterhin sehr hoch. 2017 hatte Mexiko bereits 24 Todesfälle auf 100.000 Menschen und 29.000 Getötete insgesamt. 2020 waren es sogar mehr als 35.000 ermordete Menschen, 28 pro 100.000. Die Zahl von Feminiziden stieg ebenfalls: Seit 2015 wurde eine Zunahme von insgesamt 116 Prozent festgestellt. Auch die Fälle von Waffengewalt, sexuellen Übergriffen und Drogenkriminalität verdoppelten sich im gleichen Zeitraum teilweise.
Die Mordrate ist in Mexiko von 2015 bis 2020 um 86 Prozent gestiegen und erlebte 2021 Jahr schließlich zum ersten Mal eine leichte Abnahme. Der Grund für die starke Zunahme in den Vorjahren sind Konflikte innerhalb und zwischen kriminellen Organisationen. Laut des Index war Mord die häufigste Todesursache von Menschen im Alter zwischen 15 und 54 Jahren, bei Kindern zwischen fünf und 15 Jahren ist es der vierthäufigste Todesgrund.
Grundsätzlich wird in ganz Mexiko zur Vorsicht geraten, die Sicherheitslage ist laut MPI fragil und kann sich jederzeit verschlechtern. Gleichzeitig variieren die Bedingungen innerhalb der 32 Bundesstaaten. Die fünf sichersten Staaten Mexikos waren im Jahr 2021 Yucatán, Tlaxcala, Chiapas, Campeche und Nayarit. Dabei galt Yucatán bereits zum vierten Mal in Folge als sicherste Region des Landes. Die Lagen können sich stetig ändern und sollten direkt vor einer Reise überprüft werden.