8. Mai 2024, 14:26 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Wenn an einem Ort die Sorge davor berechtigt ist, abends auf dem Weg vom Restaurant zum Hotel überfallen zu werden, trübt dies das Urlaubsgefühl erheblich – da können die Strände oder Sehenswürdigkeiten noch so schön sein. Wer vor einer Reisebuchung derartige Umstände überprüfen will, der könnte im aktuellen Ranking der Datenbank Numbeo über die gefährlichsten Städte der Welt nützliche Infos finden. Alle Platzierungen – und warum man die Ergebnisse auch etwas kritisch sehen darf – zeigt TRAVELBOOK im Überblick.
Numbeo, eine auf User-Informationen basierende globale Datenbank, veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen Rankings zu spezifischen Themen an weltweiten Orten. Neben solchen zu Lebensqualität, Lebenshaltungskosten, Gesundheitsversorgung und Umweltverschmutzung zählt dazu auch der Kriminalität-Index. Um dieses aktuelle Ranking über Städte auf der ganzen Welt zu erstellen, sei unter Numbeo-Nutzern das persönliche Sicherheitsempfinden abgefragt worden. Das Ranking basiert somit auf den subjektiven Wahrnehmungen der Umfrageteilnehmer, was für die Interpretation der Ergebnisse durchaus eine Rolle spielt. Doch zunächst zum Ranking.
Übersicht
Das sind laut Numbeo die gefährlichsten Städte der Welt
Es seien nur Städte mit mindestens 300.000 Einwohnern, in denen zum Zeitpunkt der Datenerhebung kein Krieg herrschte, in das Ranking aufgenommen worden. Und von ihnen nur solche, für die es genügend Umfrageteilnehmer gibt. Dabei wurden bei der Befragung verschiedene Kriterien berücksichtigt, etwa die Sorge vor Überfällen und Einbrüchen, Drogenproblemen und Rassismus sowie die Wahrnehmung von Problemen mit Korruption und Bestechung. Weiterhin ermittelte Numbeo, ob man befürchte, wegen der eigenen Hautfarbe, ethnischen Herkunft, des Geschlechts oder der Religion körperlich angegriffen zu werden. Jede Übereinstimmung wurde bei der Erstellung des Rankings mit Punkten versehen, „wobei – 2 für eine stark negative Wahrnehmung und + 2 für eine stark positive Wahrnehmung steht“, erklären die Verantwortlichen im Kleingedruckten. Daraus errechneten sie eine Gesamtzahl, sodass sich die gerankten Städte auf einer Punkteskala von 0 – 100 wiederfinden.
Plätze 1 bis 20 des Rankings
- 1. Caracas, Venezuela (82,0)
- 2. Pretoria, Südafrika (81,8)
- 3. Durban, Südafrika (81,0)
- 4. Johannesburg, Südafrika (80,7)
- 5. Port Moresby, Papua-Neuguinea (80,6)
- 6. San Pedro Sula, Honduras (80,2)
- 7. Rio de Janeiro Stadt, Brasilien (77,4)
- 8. Gqeberha, Südafrika (77,0)
- 9. Fortaleza, Brasilien (76,8)
- 10. Salvador, Brasilien (76,8)
- 11. Memphis, Tennessee, USA (76,7)
- 12. Port of Spain, Trinidad und Tobago (76,3)
- 13. Recife, Brasilien (75,9)
- 14. Rosari, Argentinien (75,7)
- 15. Baltimore, Maryland, USA (74,5)
- 16. Guayaquil, Ecuador (74,3)
- 17. Detroit, Michigan, USA (74,2)
- 18. Kapstadt, Südafrika (73,6)
- 19. Tijuana, Mexiko (72,0)
- 20. Albuquerque, New Mexico, USA (71,7)
Was Caracas auf Platz 1 des Rankings so gefährlich macht
Wie bereits im vergangenen Jahr hat das venezolanische Caracas im Ranking am schlechtesten abgeschnitten. Der Kriminalitätswert liegt hier bei 82,0 und somit im weltweiten Vergleich am höchsten. Die Befragten gaben unter anderem eine spürbare Gewaltzunahme innerhalb der vergangenen drei Jahre an – in fast allen abgefragten Punkten zum empfundenen Kriminalitätsniveau lautete die durchschnittliche Beurteilung „sehr hoch“. Einzig die Angst vor Diskriminierung scheint unter den Teilnehmern nicht stark ausgeprägt zu sein.
Auch das Auswärtige Amt warnt eindringlich vor Gewaltkriminalität in Venezuela. „Entführungen zur Erpressung von Geldzahlungen und Überfälle mit Waffengewalt erfolgen regelmäßig. Auch Deutsche waren schon davon betroffen“, heißt es da. In Caracas und weiteren Großstädten sei die Straßenkriminalität unvermindert hoch und auch außerhalb, etwa auf Landstraßen, mit Gewaltkriminalität und Überfällen zu rechnen.
In Venezuela gibt es seit 2016 einen landesweiten Ausnahmezustand. Große Teile der Bevölkerung leiden unter einem wirtschaftlichen und medizinischen Versorgungsnotstand, Stromausfälle gehören zum Alltag. Die Gewaltkriminalität wird durch die zunehmende Verarmung der Bevölkerung verstärkt.
Südafrika und Brasilien besonders häufig vertreten
Hintereinander auf Platz 2, 3 und 4 des Numbeo-Rankings folgen Städte von einem anderen Kontinent: Pretoria, Durban und Johannesburg in Südafrika. Letztere belegte im Vorjahres-Ranking noch Platz 5. In allen drei Städten liegt der ermittelte Kriminalitätsindex bei mehr als 80. Die Befragten gaben unter anderem an, sich vor Ort nicht zu trauen, nachts die Wohnung zu verlassen. Auch scheint im lange von der Apartheid dominierten Südafrika die Sorge vor Diskriminierung aufgrund etwa der Hautfarbe weiterhin hoch zu sein.
Brasilien ist gleich viermal in der unrühmlichen Top 20 zu finden. Auf den Plätzen 7, 9, 10 und 13 landen die Städte Rio de Janeiro, Fortaleza und Salvador und Recife. Zwar ist etwa in Rio die Sorge vor Diskriminierung und Beleidigungen nur „moderat“, dafür aber die Werte von über 90 zu Gewaltdelikten (z. B. bewaffneten Überfällen) und bei „Korruption und Bestechung“ extrem hoch.
So schneidet Deutschland im Ranking ab
Während westliche Staaten auch recht weit oben im Ranking zu finden sind – mit Balitmore, Memphis und Detroit sind es gleich drei US-Städte in der Top 20 –, schneiden europäische Metropolen besser ab. Die erste aufgeführte ist Marseille in Frankreich auf Platz 40. In einem gesonderten Ranking von Numbeo über die gefährlichsten Städte in Europa belegt die Großstadt entsprechend Platz 1. Erklärungen dafür sind die unter den Befragten verbreitete Angst vor Vandalismus und Diebstahl in Marseille, daneben vor Gewaltdelikten, Korruption und Bestechung. Es wurde weiterhin von einigen angegeben, dass sie nachts ungern allein unterwegs sind, und selbst tagsüber wird das Sicherheitsgefühl bei Spaziergängen allenfalls als „mäßig“ bewertet.
Mit Frankfurt am Main liegt die erste deutsche Stadt auf Rang 155. Das ist wahrlich kein gutes Ergebnis – im Ranking aus dem Jahr 2023 fand man die Main-Metropole erst auf Platz 219. In den vergangenen drei Jahren ist das Kriminalitätsniveau laut den Umfrageteilnehmern massiv angestiegen, und auch Frankfurts Ruf als Drogen-Hotspot kommt nicht von ungefähr. Probleme im Zusammenhang mit Drogenkonsum und -handel werden von einer großen Zahl der Befragten als hoch eingeschätzt.
Crime Index von Numbeo Die neue gefährlichste Stadt in Europa liegt in Frankreich
Aktuelles „Forbes“-Ranking Die (un)sichersten Städte der Welt für Reisende
Neues Ranking Die gefährlichsten Länder für Frauen
Einschränkung der Ergebnisse
Die Daten von Numbeo sollten Sie mit Vorsicht bewerten. Denn es handelt sich keinesfalls um eine Sammlung offizieller, zuverlässiger Informationen. Jeder kann die Datenbank mit Informationen füllen. Zwar gibt Numbeo an, die Umfragen zu filtern, um potenziellen Missbrauch zu verhindern. Doch das ändert nichts daran, dass keine offiziellen Daten zu Verbrechensfällen in den jeweiligen Städten abgefragt werden. Als Begründung hierfür schreibt Numbeo, dass in einigen Ländern die Bereitschaft von Menschen, Verbrechen zu melden, viel größer sei als in anderen. Und weiter: „Daten könnten von staatlichen Institutionen gefälscht werden“, und zudem seien für weite Teile der Welt keine verfügbar.
Die Autoren räumen eine oft mangelnde Transparenz der Behörden ein, welche bei der Datenermittlung Schwierigkeiten bereitet habe, und dass daher einige der Zahlen auf Schätzungen beruhten.
Anderes Ranking, andere „gefährlichste Städte der Welt“
Natürlich spielt auch die Frage danach, was eine Stadt subjektiv oder objektiv gefährlich macht, in die Belastbarkeit entsprechender Ergebnisse mit hinein. Ein anderes jüngeres Ranking etwa, erstellt von einer mexikanischen Bürgerorganisation für öffentliche Sicherheit und Strafrecht, setzt Colima auf Platz 1 der demnach gefährlichsten Städte der Welt – nach Mordrate. Im Jahr 2023 kam es dort zu 140,32 Mordfällen pro 100.000 Einwohner, wie eine Statista-Erhebung aufzeigt. Andere Städte in Mexiko schnitten nicht viel besser ab.
Wie sicher sind Reisen nach Mexiko aktuell? Falls Sie sich das fragen, finden Sie darauf hier von TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel ermittelte ausführliche Antworten.