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Größter See in Venezuela

Umweltkatastrophe im Maracaibo-See – Wasser führt zu „wunden, offene Stellen am Körper“

Ein Junge zerrt im Rahmen einer Reinigungskampagne am Ufer des Maracaibo-Sees an einem Stück Müll. Die Verschmutzung des Sees, eines der größten Lateinamerikas, ist nach Ansicht von Umweltschützern das Ergebnis jahrzehntelanger exzessiver Ölförderung auf seinem Grund, unzureichender Wartung und fehlender Investitionen zur Verbesserung einer bereits veralteten Infrastruktur.
Ein Junge zerrt im Rahmen einer Reinigungskampagne am Ufer des Maracaibo-Sees an einem Stück Müll. Die Verschmutzung des Sees, eines der größten Lateinamerikas, ist nach Ansicht von Umweltschützern das Ergebnis jahrzehntelanger exzessiver Ölförderung auf seinem Grund, unzureichender Wartung und fehlender Investitionen zur Verbesserung einer bereits veralteten Infrastruktur. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ariana Cubillos
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TRAVELBOOK Redaktion

18. August 2023, 12:43 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der Lago Maracaibo, Venezuelas größter See, ist ein außergewöhnlicher Ort. Fast jede Nacht wütet hier ein weltweit einzigartiges Wetterphänomen: Bis zu 60 Blitze in der Minute entladen sich hier. Deshalb der Ort sogar im „Guinnessbuch der Rekorde“. Doch nicht nur diese Naturgewalt ist gefährlich – auch das Wasser selbst ist mittlerweile zu einem Gesundheitsrisiko geworden.

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Im Südwesten von Venezuela liegt der Lago Maracaibo, der größte See des Landes. Jahrzehntelang war er Lebensgrundlage der Fischer vor Ort. Doch das hat sich mittlerweile geändert. Grund ist eine dramatische Umweltkatastrophe. Wie die Nachrichtenagentur „AFP“ berichtet, sei der See aufgrund von massiven Ölverschmutzungen und einer Algenpest zu einer „toxischen Müllhalde“ geworden. Es handele sich um das Ergebnis „jahrzehntelanger exzessiver Erdölförderung, schlechter Wartung der veralteten Infrastruktur und fehlender Kläranlagen in der Region“. Tatsächlich befinden sich unter dem Lago Maracaibo immense Mengen Erdöl, weshalb sich im See große Ölförderrohre befinden. Diese sind jedoch so veraltet, dass immer wieder Rohöl austritt.

Nicht nur Fische, sondern auch Wasservögel, leiden unter der Umweltkatastrophe. Im Foto ein von Öl bdeckter schwarzer Kormoran.
Nicht nur Fische, sondern auch Wasservögel, leiden unter der Umweltkatastrophe. Im Foto ein von Öl bdeckter schwarzer Kormoran. Foto: Getty Images

Zudem werde das Abwasser der Bundesstaaten Zulia, Mérida und Trujillo sowie des kolumbianischen Departements Norte de Santander in den Lago Maracaibo geleitet. Das führte zur Ausbreitung einer Blaugrünalge namens Microcystis. In Kombination mit der Ölverschmutzung sind die Folgen für alle Lebewesen im See verheerend. So zitiert etwa „Euronews“ den lokalen Fischer Jose Aular: „Jeder Mensch, der ins Wasser geht, bekommt wunde, offene Stellen am Körper. Ich spreche aus Erfahrung.“ Nach dieser Erfahrung habe er aufgehört zu fischen.

Die Blitze vom Lago Maracaibo

Über dem Lago Maracaibo in Venezuela toben fast jede Nacht heftige Gewitter. Der Ort steht deshalb sogar im Guinnessbuch der Rekorde
Über dem Lago Maracaibo in Venezuela toben fast jede Nacht heftige Gewitter. Der Ort steht deshalb sogar im Guinnessbuch der Rekorde Foto: picture alliance / Newscom | RODOLFO RIVERA

Abgesehen von der aktuellen Umweltkatastrophe ist der Lago Maracaibo eigentlich für etwas anderes weltberühmt: An bis zu 300 Tagen im Jahr kann man hier nämlich ein weltweit einzigartiges Spektakel beobachten. Sobald die Abenddämmerung hereinbricht, beginnt es zu gewittern, und das bis zu neun Stunden lang, Nacht für Nacht. Und obwohl das Phänomen bereits seit Jahrhunderten berüchtigt ist, gab es lange keine Erklärung dafür.

Laut der wissenschaftlichen Seite „Scienceline“ schlägt über dem Lago Maracaibo pro Minute bis zu 60 Mal ein Blitz ein, durchschnittlich sind es 28 Blitze alle 60 Sekunden und bis zu 40.000 über eine ganze Nacht. Im Jahr 2014 wurde der Lago Maracaibo deswegen sogar ins „Guinnessbuch der Rekorde“ aufgenommen, als der Ort mit den meisten Blitzschlägen pro Stunde. Die Naturgewalt wird heute von den Einheimischen ehrfurchtsvoll Relámpago del Catatumbo genannt. 

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Gewitter als Navigations-Hilfe 

Der Name, der übersetzt „Blitz von Catatumbo“ bedeutet, stammt daher, dass sich die Gewitter immer über derselben Stelle im Lago Maracaibo entladen – und zwar an der Fluss-Mündung des Catatumbo. Während eines solchen Unwetters ist es auch nachts so hell, dass man sogar Zeitung lesen kann. Die Menschen, die rund um den See leben, verschließen ihre Fensterläden, weil man ansonsten nicht schlafen könnte.  

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Wie entsteht das Wetter-Phänomen vom Lago Maracaibo? 

Laut der NASA, die das Phänomen bereits seit geraumer Zeit untersucht, dienten die Gewitter, da sie derart regelmäßig auftauchten, schon im 16. Jahrhundert Seeleuten zur Navigation – quasi als natürlicher Leuchtturm. Die Blitze sieht man noch aus einer Entfernung von 400 Kilometern. Der Lago Maracaibo könnte sogar dem Land Venezuela seinen Namen gegeben haben: Demnach segelte der italienische Entdecker Amerigo Vespucci auf dem See, als er eine Fischersiedlung auf Pfahlbauten entdeckte. Diese habe er nach einer heute weltberühmten Stadt benannt: Venezuela, oder „Kleines Venedig“. 

Die Menschen rund um den Lago Maracaibo haben sich mit dem Extrem-Wetter längst arrangiert, denn seit Jahrhunderten leben sie auch vom Fischfang, den sie auf Venezuelas größtem See betreiben. Dies ist allerdings ein durchaus gefährlicher Brot-Erwerb. Laut „New York Times“ sterben hier bis zu drei Menschen pro Jahr durch Blitzschläge. Und die Fische beißen ausgerechnet bei Abenddämmerung besonders gut, wenn sich gerade ein Gewitter zusammenbraut.  

Lange war unklar, wie die Unwetter über dem Lago Maracaibo entstehen. Von April bis Oktober wüten sie besonders stark, um dann im Januar und Februar etwas abzuflauen. Laut NASA liegt es vermutlich daran, dass sich hier, wie vor jedem Gewitter, Luftströme verschiedener Temperatur miteinander vermischen. Dadurch entsteht elektrische Spannung in der Luft. Dass das passieren kann, liegt wiederum an der Lage von Venezuelas größtem See. 

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10 Minuten Gewitter könnten ganz Südamerika beleuchten 

Der Lago Maracaibo ist zu drei Seiten quasi umstellt von den Ausläufern des Anden-Gebirges, von denen besonders nachts kalte Luft über den See strömt. Diese mischt sich dann mit der warmen Luft, die wiederum aus dem Golf von Venezuela ins Inland gelangt. Denn über den Catatumbo-Fluss ist der Lago Maracaibo direkt mit dem karibischen Meer verbunden. Treffen diese zwei extrem unterschiedlich temperierten Luftschichten aufeinander, entsteht die besagte elektrische Spannung, die sich in den vielen Blitzen entlädt.  

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Mit der Energie aus nur einem von ihnen könnte man demnach 100 Millionen Glühbirnen zum Leuchten bringen. Würde man diese Energie auch nur für 10 Minuten ernten, könnte man damit ganz Südamerika beleuchten. Die Wissenschaftler der NASA haben über einen Zeitraum von 17 Jahren Wetterdaten gesammelt, um in etwa voraussagen zu können, wie sich die Gewitter über das Jahr entwickeln werden. Das Ziel der Wissenschaftler ist es, quasi einen Blitz-Report herauszugeben, der über Monate verlässlich die zu erwartende Schwere der Unwetter voraussagen könnte.

Themen Südamerika
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