17. August 2021, 14:50 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Sri Padmanabhaswamy-Tempel im indischen Bundesstaat Kerala birgt einen der größten Schätze, die jemals gefunden wurden. Dass er überhaupt entdeckt wurde, ist einem geschichtsinteressierten Anwalt zu verdanken. Einige Geheimnisse des Ortes sind allerdings bis heute unergründet.
Der Goldtempel Sri-Padmanabhaswamy erhebt sich majestätisch über den Straßen von Thiruvananthapuram (Trivandrum), der Hauptstadt des indischen Bundesstaates Kerala. Im Jahr 2011 wurde in den Kellergewölben des Tempels ein sagenhafter Schatz gefunden. Statuen, Diamanten, Edelsteine und säckeweise Gold – Experten schätzen alleine den Materialwert des wohl größten Schatz Indiens auf 15 Milliarden Euro. Bis heute bewahrt eine ungeöffnete Kammer ein mystisches Geheimnis.
Unvorstellbare Reichtümer: Die Entdeckung der Schatzkammern
Aber der Reihe nach: Im September 2007 reicht ein indischer Anwalt Klage gegen den mittlerweile verstorbenen Marthanda Varma ein – Nachkomme der mächtigen Maharadscha-Familie Varma, die bis zur Unabhängigkeit von Indien im Jahre 1947 über das Königreich Travancore im heutigen Bundesstaat Kerala geherrscht hatte. Grund der Klage: Der Sri Padmanabhaswamy-Tempel wird von den Nachfahren der Königsfamilie verwaltet und der Anwalt wirft ihnen vor, nicht ausreichend für die Sicherheit des Tempels zu sorgen. Er hatte zahlreiche Geschichtsbücher studiert und vermutet im Inneren des Tempels einen Schatz von unermesslichem Wert.
Zunächst leugnen die Verantwortlichen hartnäckig, dass sich unter dem Tempel tatsächlich Schatzkammern befinden. Wenige Tage nachdem die Klage bei Gericht eingegangen ist, gibt der Angeklagte in einem Interview allerdings zu, dass es in der Tat „Reichtümer“ gebe – angehäuft von seiner Familie über mehrere Jahrhunderte, mindestens seit dem 8. Jahrhundert nach Christus. Der Tempel selbst wurde im 16. Jahrhundert für den Gott Vishnu erbaut – Regenten, Gläubige, Pilger und Reisende spendeten ihm zu Ehren ihre Gaben.
Der königliche Nachkomme reicht ebenfalls Klage ein, um der Allgemeinheit den Zutritt zu dem Tempel zu verwehren – vor allem wollte man wohl nicht, dass die Öffentlichkeit von dem Schatz erfährt. Das Gericht gibt hingegen dem Anwalt recht: Zusammen mit Experten darf er den Tempel betreten und sie stoßen tatsächlich auf die erhofften Schatzkammern. Zwei der sechs Kammern können sie betreten und es verschlägt ihnen die Sprache: Ein Thron aus Gold, Edelsteine, Schmuck, Statuen – der Schätzwert geht in die Millionen.
Nach mehreren Jahren Gerichtsverhandlungen entscheidet der Oberste Gerichtshof, dass auch die verbliebenen vier Kammern geöffnet und untersucht werden sollen: Am 30. Juni 2011 wird der wohl größte Schatz Indiens gefunden.
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„Wie Sterne in einer mondlosen Nacht“
Welches Geheimnis der Tempel bewahrt hatte, beschreibt der Zeitzeuge M. Balagovindan im „New Yorker“ so: „Als ich in die dunkle Kammer schaute, sah es aus, als würden Sterne in einer Nacht ohne Mond funkeln. Diamanten und Edelsteine glitzerten, als sie das wenige Licht reflektierten. (…) Die Edelsteine und Gold lagen in Haufen auf dem staubigen Boden. Es war atemberaubend.“
Daniel Smith, Autor des Buches „Die 100 geheimsten Orte der Welt“, beziffert den geschätzten Gesamtwert der entdeckten Reichtümer auf mindestens 15 Milliarden Dollar, das Magazin „Forbes” lässt sich sogar zu der Mutmaßung hinreißen, hier könnte ein Vermögen von Billiarden-Wert schlummern. Denn was sich in einer Kammer befindet, weiß bis heute niemand.
Ein bis heute ungelüftetes Geheimnis
Bis heute lässt sich die letzte Schatzkammer nicht öffnen oder die Verantwortlichen wissen das geschickt zu verhindern. Eine Legende besagt, dass dies nur einer reinen Seele durch das Singen eines heiligen „Garuda Mantras“ gelingen würde – jeder, der versuche, sich unrechtmäßig Zutritt zu verschaffen, würde großes Unglück über sich und die Welt bringen.
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Tatsächlich erinnert die Geschichte an „Indiana Jones“: Die massive Stahltür der mysteriösen Schatzkammer zieren zwei riesige Kobra-Abbildungen. Einige glauben, dass sich hinter dieser Tür der größte bislang unentdeckte Schatz auf der ganzen Welt befindet. Kein Wunder also, dass die Anlage bis heute hoch gesichert ist: Eine eigens dafür gegründete und spezielle Polizei-Einheit bewacht den Tempel rund um die Uhr.
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Der Konflikt um den Schatz
Der Schatz wird mit der Zeit zum Politikum. Gläubige Hindus drohen mit kollektivem Selbstmord, sollte auch nur eine Münze aus dem Tempel entfernt werden. Sozialaktivisten fordern, dass der Schatz zur Bekämpfung der Massenarmut eingesetzt werden müsse. Ein Astrologen-Team warnt, dass das Heben des Schatzes die Götter erzürne. Historiker fordern, den Schatz der Wissenschaft zugänglich zu machen. Andere wollen die Funde in Museen ausstellen.
„Die Reichtümer gehören in den Tempel“, entscheidet Keralas damaliger Ministerpräsident Oommen Chandy. Noch heute ist man sich einig, dass wohl kein Politiker die Hindu-Gemeinde erzürnen würde. Dennoch ist eine Diskussion darüber entfacht, dass in Tempeln unvorstellbare Reichtümer lagern, während in Indien noch immer weitreichende Armut herrscht.
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