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Traumhaft schön und günstig

Der Ohridsee in Nordmazedonien ist noch ein echter Geheimtipp

Die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo ist das Wahrzeichen der Stadt Ohrid
Die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo ist das Wahrzeichen der Stadt Ohrid Foto: Getty Images
Morgane Llanque

21. Juli 2024, 7:48 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Wer Lust auf einen wunderschönen Bergsee-Urlaub mit Wandertouren, gutem Essen, romantischen Restaurants und Kultur pur hat, der sollte das nächste Mal vielleicht nicht an den Gardasee fahren, sondern nach Ohrid in Mazedonien. TRAVELBOOK hat die besten Tipps.

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Der See ist so klar und rein, dass man selbst an metertiefen Stellen bis ganz auf den Grund blicken kann. Grundfarbe: Türkis. Darauf tanzen die Wasserspiegelungen des knallblauen Himmels und der schneebedeckten Berge. An den mit Blumen bewachsenen Felsen am Ufer des Sees führt ein langer Holzsteg an Pavillons und asiatisch anmutenden Laternen vorbei. Während man auf einer weißen Liege im Kiesstrand liegt und entspannter Musik lauscht, blickt man auf Fischerboote mit bunten Sonnenschirmen, die auf den See hinausfahren. Der Ohridsee in Nordmazedonien ist eine Oase, wie man sie in Südeuropa nur noch selten findet.

Der Ohridsee

Nordmazedonien (bis 2019: Mazedonien) liegt im Herzen des Balkans und ist daher ein klassisches Transitland für die meisten Balkan-Touristen. Auf dem Weg nach Albanien, Griechenland, Serbien oder Bulgarien fährt man zwar hindurch. Die wenigsten sehen es sich aber genauer an. Wenn überhaupt, dann verbringen die meisten Reisenden nur ein paar Tage in der für ihre grotesk-überdimensionalen Statuen bekannte Hauptstadt Skopje. Dabei liegt das Juwel des Landes im Süden, an der Grenze zu Albanien. Der Ohridsee, der sich weit bis nach Albanien erstreckt, ist über 350 Quadratkilometer groß. An seiner tiefsten Stelle misst er fast 300 Meter.

Der Ohridsee ist ein Geheimtipp...noch
Der Ohridsee ist ein Geheimtipp…noch Foto: Getty Images

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Die Stadt Ohrid am Ohridsee

Durch das Gletscherwasser vom Gebirge ist das Wasser des Sees unglaublich sauber. Kommerzieller Schiffsverkehr ist nur sehr begrenzt erlaubt, Motorboote benutzen nur die Einheimischen. Die größte Stadt am See heißt ebenfalls Ohrid, eine Stadt, die zum UNESCO-Kulturerbe gehört und der man den Zusammenprall der Kulturen im Balkan deutlich ansieht. Neben terrakottafarbenen orthodoxen Klöstern und griechischen Amphitheatern ragen weiße Moscheen in die Höhe, die roten Ziegeldächer bilden einen starken Kontrast zu den strahlenden Blautönen des Sees. In Ohrid kann man wunderbar entspannen und baden, es gibt archäologische und kulturelle Wunder zu bestaunen und die Berge laden zum Wandern und Skifahren ein. Das Essen ist günstig und köstlich, die Einwohner sind an Gastfreundlichkeit kaum zu überbieten.

Das griechische Amphitheater war einst Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, heute ist es die wichtigste Bühne der Stadt für Tanz und Musik
Das griechische Amphitheater war einst Schauplatz von Gladiatorenkämpfen, heute ist es die wichtigste Bühne der Stadt für Tanz und Musik Foto: Getty Images

Wie kommt man nach Ohrid?

Es gibt einen internationalen Flughafen bei Ohrid, dieser wird zum Beispiel von Wien und Zürich aus angeflogen, jedoch von keiner deutschen Stadt aus.

Von Deutschland kann man unter anderem von Berlin, Düsseldorf und Nürnberg direkt nach Skopje fliegen und von dort mit dem Auto durch die Berge zum See fahren. Die Autostrecke führt etwas über drei Stunden mitten durch die grünen Berge des Landes. Währenddessen kann man die Landschaft bestaunen, wird aber auch Zeuge der stark nationalistischen Kämpfe in Nordmazedonien: Das Grenzgebiet von Albanien hat ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zum Nachbarland, man sieht sehr viele albanische Flaggen und wesentlich mehr Moscheen als im Inneren des Landes.

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Wo schläft man?

Zwar gibt es in Ohrid mittlerweile auch Sternehotels, riesige Wolkenkratzerpaläste sucht man jedoch vergeblich. Die gebräuchlichste Art, hier unterzukommen, ist ein Zimmer oder eine Wohnung in den Häusern der Locals zu mieten – für sehr wenig Geld. Ein großes Doppelzimmer mit Balkon und eigenem Bad direkt am See, noch dazu in einem traditionellen Haus im byzantinischen Stil, kann man im Frühling oder Herbst schon ab 20 Euro die Nacht bekommen. Ab der Hauptsaison von Juli bis September steigen die Preise etwas an, sind aber immer noch ein Witz im Vergleich zu Unterkünften am Gardasee, in den Alpen oder an der französischen Küste. Die Zimmer kann man sich entweder ganz spontan vor Ort suchen oder über Plattformen wie Booking.com oder Airbnb buchen.

Was sollte man sehen?

An der Quelle des Sees gelegen liegt das majestätische, orthodoxe Kloster Sveti Naum
An der Quelle des Sees gelegen liegt das majestätische, orthodoxe Kloster Sveti Naum Foto: Getty Images

Kloster Sveti Naum

Das Kloster Sveti Naum ist eine der Hauptattraktionen Ohrids. Mit dem Auto fährt man etwa eine halbe Stunde am See entlang zu der beindruckenden Kirche, in deren etwa 200 Jahre alter Kapelle man uralte Fresken von den Slawenaposteln bewundern kann und von der man einen großartigen Ausblick auf den See hat. Am beliebtesten sind in Sveti Naum aber vor allem die Pfauen, die dort frei herumlaufen. Gut ein halbes Dutzend blauer Pfauen und ein besonders schöner weißer Pfau stolzieren durch die Gärten der Klosteranlage. Am Fuße des Klosters befindet sich die natürliche Quelle des Sees, zu der man sich für ein paar Euro von einheimischen Bootsbesitzern rudern lassen kann. Das Wasser ist das ganze Jahr über kristallklar und kalt, die natürlichen unteriridischen Quellen, die man beim Blick ins Wasser überall sprudeln sieht, erneuern das Wasser mehrfach am Tag. Wenn man Glück hat, sieht man auf dem Weg zur Quelle auf einer schwimmenden Plattform aus Holz eine mazedonische Feiergesellschaft tanzen und Raki trinken: Die Mazedonier mieten dieses Fest-Floß für Hochzeiten und andere feierliche Anlässe.

Das Museum auf dem Wasser

Plocha Michov Grad
Plocha Michov Grad rekonstruiert eine Siedlung eines antiken Fischervolkes Foto: Jonas Freist-Held

Das Museum auf dem Wasser ist eine archäologische Rekonstruktion eines antiken Fischerdorfs, das schon Herodot bereist hat und davon seinen Chroniken berichtet. Auf Stelzen erbaut lebten hier die Bryger, eines der ältesten Völker des Balkans friedlich von ihrer Fischerei. Die Hütten sind liebevoll und detailverliebt wieder errichtet worden: Im Museum neben dem Dorf befinden sich die originalen Fundstücke und Ruinen der unter mysteriösen Umständen verschwundenen Kultur. Tipp: Wer am späten Nachmittag unter der Woche zum Museum auf dem Wasser fährt, der hat es ganz für sich allein.

Die Altstadt von Ohrid

Ein griechisches Amphitheater, eine mittelalterliche Festungsanlage, bezaubernde Kiestrände, Stege und entspannte Restaurants am Wasser: Ohrids Altstadt gehört wohl zu den wenigen Oldtowns Europas, in denen immer noch überwiegend mazedonische Familien leben. Dennoch wäre es eine Lüge zu behaupten, dass die Altstadt nicht auch sehr touristisch geprägt ist. Aus diesem Grund sollte man immer den Mut haben auf Locals zuzugehen und sie nach den Orten zu fragen, an denen sie essen und trinken. Sie führen einen zu unscheinbaren, aber günstigen und guten Restaurants. Ebenfalls lohnenswert ist es, sich in das türkische Viertel von Ohrid zu begeben. Hier kann man gefüllte Weinblätter, riesigen Börek und andere Köstlichkeiten für 3-5 Euro essen. Dazu wird starker, schwarzer Tee gereicht. Die berühmteste Kirche mit dem spektakulärsten Ausblick auf den See ist die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo. Während die meisten Touristen den Hügel, auf dem die orthodoxe Kirche errichtet ist, jedoch nur für ein Foto besteigen und wieder hinabklettern, sollte man sich vor allem in den Abendstunden die Zeit nehmen, die Pfade zu erkunden, die vom Kloster weg in einen Wald führen. Hier kann man ungestört spazieren gehen und den Sonnenuntergang auf der fast unbewohnten Seite der Ohrider Bucht ungestört betrachten.

Wo kann man wandern?

Die Berge um Ohrid herum sehen zwar schon von Weitem schön aus, sollten jedoch auf jeden Fall näher erkundet werden! Dafür bieten sich gleich mehrere Trips an. Wer auf die Spitze des höchsten Berges der Umgebung möchte, sollte den Galicia-Nationalpark wählen. Hier erhebt sich der Berg Magaro in 2255 Meter Höhe. Wer kein Profi-Wanderer ist, fährt die ersten paar Höhenmeter am Besten mit dem Auto hoch: Dann beginnt von einer Aussichtsplattform der Aufstieg zu Fuß. Man begegnet nur wenigen Wanderern auf dem Gipfelaufstieg, die Aussicht ist magisch: Zwischen Gletschern, Wildblumen, Kräutern und Höhlensystemen findet man völlige Stille. Hat man den Gipfel erreicht, blickt man über zwei Seen, den Ohridsee und den benachbarten Prospasee und befindet sich genau auf der Grenze von Albanien und Mazedonien. Aber Vorsicht: Der Aufstieg ist steil und nicht einfach.

Galičica-Gebirge
Der Galičica-Nationalpark ist einsam und wunderschön wild. Foto: Jonas Freist-Held

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Was sollte man essen und trinken?

Wer denkt, in Mazedonien bekäme man nur billigen Alkohol, der könnte von der Realität nicht weiter entfernt sein: Mazedonischer Wein ist hervorragend. Ein Glas kostet umgerechnet etwa zwei Euro, einen wirklich guten Alexandria-Wein bekommt man schon für 7 Euro. Neben Wein ist in Ohrid auch der goldene Grappa und Raki beliebt. Die lokalen Biere schmecken etwas wässrig.

Die Küche in Mazedonien ist eine Mischung aus alten regionalen Gerichten, griechischen, türkischen und bulgarischen Einflüssen. Überall gereicht wird der Shopska Salat, eine einfache Vorspeise aus Tomaten, Gurken, roher oder gebratener Paprika, Zwiebeln, Petersilie, Salz, Zitronensaft oder Essig, Öl und einem sehr schmackhaften Schafskäse. Andere Spezialitäten in Ohrid sind Börek, scharf gewürzte Wurst, ein Bohnengericht namens Turli Tava und lokale Varianten von gefüllten Weinblättern und Moussaka. Was man in Ohrid nicht verpassen sollte, sind die Fischspeisen. Es lohnt sich für das Abendessen aus Ohrid rauszufahren und in einem der umliegenden Dörfer zu essen: Hier wird der Fisch oftmals direkt vor einem gegrillt und zubereitet. Zum Nachtisch empfiehlt sich das hervorragende mazedonische Baklava (gefülltes Bätterteig-Gebäck).

Sonstige Tipps

Reiseführer

Es gibt kaum englischsprachige und noch weniger deutsche Reiseliteratur zu Mazedonien. Fast immer wird dem Land nur eine kleine Sektion in allgemeinen Balkan-Guides gewidmet. Eine sehr gute Ausnahme bildet der Reiseführer Mazedonien vom Trescher-Verlag, der mit ausführlichen Hintergrundinformationen und guten Karten aufwartet. Für Reisende, die durch mehrere Balkanstaaten touren ist der „Eastern-Europe“ Guide von Lonely Planet zu empfehlen, der bisher aber ausschließlich auf Englisch erscheint. Dafür kann man sich das Kapitel „Mazedonien“ als günstige PDF-Datei herunterladen.

Konzert im Amphitheater von Ohrid

Wo früher Gladiatorenkämpfe ausgerichtet wurden, befindet sich heute eine der bedeutendsten Bühnen des Südbalkans. Wer in der warmen Jahreszeit nach Ohrid reist, sollte es sich nicht entgehen lassen, hier zu einem Openair-Konzert zu gehen. Das ganze Jahr stehen Ballette und Opern, aber auch zeitgenössische Musik und Tanz auf dem Programm.

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