15. Juli 2020, 11:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es gibt nur wenige Orte auf dieser Welt, von denen nicht bekannt ist, wer sie einmal erschaffen hat. Die sogenannte „Shell Grotto“ in der englischen Kleinstadt Margate ist so ein Ort. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts durch einen Zufall entdeckt, ist das Rätsel bis heute ungelöst geblieben, wer hinter dem Bau der wundersamen Höhle mit ihren reichen Muschelverzierungen steckt – und wozu sie diente.
Wer die „Shell Grotto“ zum ersten Mal betritt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus: Ein langer Spitzbogengang windet sich über mehr als 21 Meter durchs Erdreich, und die Decken und Wände sind mit Mustern in allen erdenklichen Formen verziert. Bei genauerem Hinsehen erkennt man, dass die Mosaike aus Tausenden von Muscheln zusammengesetzt sind – unfassbare 4,6 Millionen an der Zahl, wie man heute weiß.
Der schmale Gang endet schließlich in einem etwa fünf mal sechs Meter großen, ebenfalls mit Muscheln verzierten Raum, den man das Altarzimmer getauft hat. Ein Besucher hat seinen Gang durch die Muschelhöhle mit der Kamera festgehalten und die Aufnahmen bei Youtube hochgeladen:
Auch interessant: Bei Renovierungsarbeiten! Unfassbar, was ein Mann unter seinem Haus fand
Archäologische Sensation Pömmelte – das deutsche Stonehenge
Tauchen im Blautopf ist lebensgefährlich Verbirgt sich unter diesem Traum-See Deutschlands größte Höhle?
Unterirdische Stadt in Australien Hier leben mehr als 1500 Menschen unter der Erde
Alter Tempel, Kultstätte und Treffpunkt einer Sekte?
Bis zum Jahr 1835 war die Shell Grotto noch auf keiner Karte erwähnt, und nicht mal die Einwohner von Margate selbst wussten von der Existenz dieses außergewöhnlichen Ortes, der heute die größte Attraktion in dem Städtchen im Südwesten Englands ist. Entdeckt wurde die Höhle angeblich, so liest man es auf der offiziellen Website, als ein Mann namens James Newlove seinen kleinen Sohn in ein Loch hinabließ, das sich beim Ausheben eines Ententeichs in der Erde aufgetan habe. Einmal unten, fand sich der Junge plötzlich in dem wundersamen, mit Muscheln verzierten Gang wieder.
Sein Vater witterte, dass sie etwas ganz Besonderes entdeckt hatten und machte die Höhle im Jahr 1838 unter dem Namen Shell Grotto für die Öffentlichkeit zugänglich. Sobald die ersten Besucher die Höhle betraten, begannen die Spekulationen darüber, was genau sich hier im Erdreich unter Margate befand. War es ein alter Tempel, eine heidnische Kultstätte, oder hatte hier einst eine Sekte geheime Treffen abgehalten? „Auf den ersten Blick stiften die Muster in der Grotte nur noch mehr Verwirrung“, heißt es auf der Website. Unter anderem entdeckt man hier Blumen, Kreise, Lebensbäume, Götter und Göttinnen, Phallen – verschiedenste Symbole, die Anlass für allerlei Interpretationen bieten.
Obwohl sich mittlerweile schon viele Forscher mit der Höhle und ihren Muschelmosaiken befasst haben, ist bis heute nicht geklärt, wer diesen Ort erschaffen hat – und warum. Auch das genaue Alter konnte bislang nicht bestimmt werden. Nur soviel weiß man: Die verwendeten Schalen stammen weitgehend von lokal vorhandenen Muscheln und könnten in ausreichender Zahl in den umliegenden Buchten im Südwesten Englands gesammelt worden sein.
„Niemand ahnt aufgrund des schlichten und funktionellen Eingangsgebäudes, was für eine großartige Überraschung auf ihn wartet“, schreibt ein Besucher in seiner Bewertung bei Tripadvisor über die Shell Grotto. Und ergänzt: „Dass niemand weiß, wer dieses Kunstwerk geschaffen hat und zu welchem Zweck, macht diese Stätte noch mystischer.“