21. Januar 2019, 16:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Was soll man machen, wenn man unfreiwillig Single ist und daran gern was ändern möchte? Man kann zum Speed-Dating gehen oder auf Partnerbörsen im Internet surfen. Man kann aber auch nach Japan fahren und im Izumo-Taisha-Schrein ein Münze werfen. Das soll tatsächlich schon vielen geholfen haben.
Wenn es doch nur so einfach wäre. Zweimal verbeugen, viermal klatschen (zweimal für sich selbst, zweimal für den Partner), etwas Geld in einen Holzkasten werfen, ein bisschen beten – und schon, so hoffen zumindest die eigens für diese Prozedur nach Izumo an der Westküste Japans gereisten Liebespaare, ist das gemeinsame Glück auf Dauer garantiert. Beziehungsarbeit ist für gewöhnlich anstrengender.
Das gleiche Prozedere soll aber noch bei anderen Herausforderungen helfen. Nämlich, um überhaupt erst mal einen Partner zu finden. Das scheint in Japan gar nicht so einfach zu sein – dafür spricht allein schon die große Anzahl von Singles, die zu dem berühmten Schrein in der Präfektur Shimane pilgern. Gut Dreiviertel der Besucher des Izumo-Taisha-Schreins sind Frauen auf Partnersuche. Und diese haben für die Reise nicht nur reichlich Zeit, sondern auch viel Geld investiert.
Einer der ältesten Shinto-Schreine Japans
Tatsächlich hat es die Gesellschaft Japans gerade schwer mit der Liebe. Die Zahl der Eheschließungen sinkt kontinuierlich, die Geburtenrate ist eine der niedrigsten der Welt. Der Grund? In Japan klebt die Ernährerrolle am Mann wie Sushireis am Algenblatt. Bevor er es sich überhaupt leisten kann, eine Familien zu gründen, muss er erst einmal einen Job gefunden haben – was derzeit auch nicht gerade einfach ist. Da gehen schon mal Jahre ins Land, werden Gelegenheiten verpasst. Und die Frauen? Sie können offenbar nicht viel mehr tun als warten. Und: beten.
Am besten natürlich am Izumo-Taisha-Schrein, einem der ältesten und bedeutendsten Shinto-Schreine Japans. Vermutlich war er sogar mal einer der größten. Wie jüngste archäologische Funde nahelegen, war der gesamte Komplex in früheren Zeiten erheblich größer und stand auf einer hohen Plattform. Doch da der Schrein traditionell alle 60 Jahre komplett restauriert und umgebaut wird, kann man über dessen einstige Ausmaße und sein früheres Aussehen nur spekulieren.
Je genauer man seinen Wunschpartner vor Augen hat, so glauben die Singles, desto höher seien die Chancen, dass man ihn findet. Am besten hat man schon einen festen Freund, dann muss man nur darum beten, dass er endlich einen Heiratsantrag macht – wie jene junge Frau, die auf einem der Holztäfelchen folgende Botschaft an die Götter schrieb: „Bald bin ich 30. Ich wünsche mir, dass mir mein Freund bis dahin einen Heiratsantrag macht.“
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Manche werfen für das Liebesglück eine Münze
Ein Ultimatum haben so manche dieser Nachrichten: „Dass ich innerhalb der nächsten drei Jahre heirate und glücklich werde“, wünscht sich beispielsweise jemand. Andere Wunschverfasser wären hingegen schon froh, wenn sie überhaupt vom anderen Geschlecht wahrgenommen werden. Aber auch Paare hinterließen Nachrichten und dankten darin den Göttern für ihre Hilfe bei der Partnersuche. Manch Verliebte versprachen sich hier denn auch schriftlich, füreinander die besten Ehepartner der Welt zu werden.
Wer es nicht so mit dem Texten und Formulieren hat, kann sein Glück aber auch noch auf andere Art und Weise versuchen, nämlich: einfach eine Münze werfen. Dazu stelle man sich unter die riesigen Shimenawa, so nennt man die geschlagenen Taue aus Reisstroh, die im Shintō die Welt der Götter von der diesseitigen trennen und unter den Dächern der Schreine hängen. Bleibt die Münze in den Strohballen hängen, hat man einen Wunsch frei. Und wie dieser wohl lautet, kann man sich, zumindest bei den angereisten Singles, wohl denken.
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