12. Januar 2021, 8:49 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im italienischen Dorf Balestrino leben aktuell etwas mehr als 500 Menschen. Gleichzeitig ist der Ort aber auch eine der bekanntesten Geisterstädte in Italien. Wie kann das sein? TRAVELBOOK hat sich die Geschichte von Balestrino angeschaut.
Ein italienisches Dorf mitten in Ligurien mit fensterlosen Häusern, die langsam verfallen und heute allenfalls noch vereinzelt von Katzen bewohnt werden – das ist Balestrino. Seit Jahrzehnten ist die Altstadt des Dorfs verlassen, niemand will hier mehr leben. Dabei hat das Dorf eine lange Geschichte, die bis in die Altsteinzeit zurückgeht. Damals siedelten sich hier erste Menschen an und auch aus der Zeit der Römer sind noch Bauwerke erhalten, etwa der Felsenturm Burgus Plebis.
Doch die Römer waren nicht die einzigen, die in dem Dorf herrschten: In der langen Geschichte von Balestrino gab es immer wieder Machtwechsel. So war es im frühen Mittelalter zunächst ein Benediktiner-Kloster, später ging es an die Familie Del Caretto über, wie es auf der Seite des Stadtarchivs von Balestrino heißt. Dessen Familien-Oberhaupt, der Marquis Pirro del Caretto, ließ Mitte des 16. Jahrhunderts das heutige Wahrzeichen der Stadt erbauen, ein mittelalterliches Schloss. Rund um diese Burg entstanden in den folgenden Jahrhunderten immer mehr Häuser und das Dorf wuchs immer weiter.
Doch heute sind die grauen Steinhäuser im ehemaligen Zentrum verlassen. Seine Bewohner ergriffen in den 1960er Jahren die Flucht – aber warum?
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Wieso wurde Balestrino zur Geisterstadt?
Damals, vor knapp 60 Jahren, erschütterte eine Reihe von Erdbeben Balestrino. In der Folge drohte das ganze Dort durch einen massiven Erdrutsch unterzugehen und die Bewohner mussten fliehen. Weit weg wollten die meisten jedoch nicht. So siedelten sich die ehemaligen Einwohner unterhalb des alten Balestrinos an und gründeten quasi ein zweites, „neues“ Balestrino, wie unter anderem die Berliner Zeitung berichtete. Hier leben heute noch 537 Einwohner (Stand 2019).
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Oberhalb des „neuen“ Balestrino liegt immer noch die verlassene, 1,5 Hektar große Altstadt. Sie ist heute einer der beliebtesten Lost-Places in Italien und zieht jedes Jahr Tausende Urlauber an. Die Magie des ligurischen Dorfs hat scheinbar auch die Bestseller-Autorin Cornelia Funke überzeugt. Wie u.a. WELT berichtete, nutzte sie Balestrino 2008 als Kulisse für den Film „Tintenherz“, der auf der Geschichte des gleichnamigen Buchs basiert. Und so haben Filmfans heute noch einen weiteren Grund, diesen spannenden Lost Place in Italien zu besuchen.