14. Mai 2018, 8:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Mit dem Werbeslogan „Berlin blubst vor Vergnügen“ lockte das „Berliner Luft- und Badeparadies“ (kurz: Blub) in den 1980er-Jahren in den Westberliner Bezirk Neukölln, genauer gesagt nach Britz. Das Freizeitbad war zu Beginn eine echte Attraktion – mit mehr als einer halben Million Besucher jährlich. Doch dann ging es bergab. Heute ist das Blub zum Ort der Verwahrlosung in der deutschen Hauptstadt geworden.
Wellness, Sauna, In- und Outdoor-Bereich, Wildwasser-Wellengang, Spaßrutsche – das Blub war nach seiner Eröffnung 1985 jahrelang ein Erlebnis-Freizeitbad für die ganze Familie. Doch 2002 kam das Ende: „Aus seuchenhygienischen Gründen und wegen akuten Rattenbefalls“ wurde das Blub geschlossen. Wie die „Berliner Morgenpost“ damals berichtete, seien „im Außenbecken schwimmende Ratten, tote Ratten im Innenbereich und frischer Rattenkot beim Baby-Schwimmbecken“ sowie „Taubenkot im Restaurantbereich“ gefunden worden. Nach der Schließung passierte erst einmal nichts. Stattdessen verwahrloste das Gelände zunehmend, und auch ambitionierte Pläne, das Areal zu einem Freizeitresort umzugestalten, blieben ergebnislos.
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Eigentlich sollte auf dem Gelände seit 2016 gebaut werden
2012 erwarb schließlich die Münchner Höcherl-Group das zum Lost Place mutierte Gelände. Ziel: Auf den 40.000 Quadratmetern sollten rund 450 Wohneinheiten gebaut werden. So steht es aktuell auf der Homepage des Projektentwicklers. Allerdings ist dort auch zu lesen, dass der Baubeginn schon 2016 gewesen sein sollte; die Fertigstellung sei für 2020 anvisiert. Tatsache ist: Die Blub-Ruine ist immer noch da, und Bauarbeiter sieht man an der Buschkrugalle 64 nirgendwo.
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Auf Nachfrage von TRAVELBOOK verwies die Höcherl Group an die Frankenstein Consult GmbH, zuständig für Projektsteuerung und Baumanagement – und eben auch für die Bebauung des Grundstücks, das am Teltowkanal durchaus attraktiv gelegen ist. Auf mehrfache Anfrage von TRAVELBOOK nannten aber auch diese Projektsteuerer keine Angaben zu einem möglichen Baubeginn.
Indes kommt es immer wieder zu Bränden: 2016 sorgte eine Feuer dafür, dass das ohnehin schon marode Gebäude als einsturzgefährdet galt. Zuletzt brannte es im März 2018.
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Neubebauung kann sich noch lange hinziehen
Ein möglicher Grund für die Verzögerung ist auch der Regierungswechsel in Berlin: Nachdem 2016 bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus eine Rot-rot-grüne Regierung gebildet wurde, ist der neue Baustadtrat für Neukölln, Jochen Biederman (B’90/Die Grünen), nun für das Blub-Gelände zuständig. Die Folge: neue Verhandlungen, Verzögerungen und verschobene Bewilligungen.
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Ende Februar 2018 schlossen nun aber die zwölf Berliner Bezirke und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen die „Bündnisse für Wohnungsneubau und Mieterberatung in Berlin 2018 – 2021“. Gesondert dazu entstand auch eine Vereinbarung zwischen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und dem Bezirksamt Neukölln. Darin findet sich unter dem Absatz „Ausgewählte Wohnungsneubauvorhaben“ immerhin eine Angabe zur Buschkrugallee 64, ehemals Blub-Gelände: 450 Wohneinheiten sind weiterhin geplant, und durch den Bebauungsplan soll „ein neues Wohnquartier nebst Kindertagesstätte auf brachgefallenen innenstadtnahen Flächen in Lagegunst zu einer übergeordneten Grünverbindung entlang des Teltowkanals“ entstehen.
Aber auch hier sollte man bedenken, dass bis 2021 nur das nötige Baurecht geschaffen werden soll. Wann genau der Abriss der Freizeitbad-Ruine und eine Neubebauung erfolgen soll, bleibt unklar. Auch eine entsprechende Anfrage von TRAVELBOOK beim Baustadtrat Jochen Biederman blieb bislang ohne Antwort.