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Künstlerkolonie Bussana Vecchia

Droht den Bewohnern von Italiens bekanntestem Geisterdorf endgültig der Rauswurf?

Italien
Bussana Vecchia wurde 1887 von einem gewaltigen Erdbeben zerstört - seine Ruinen wurden jedoch wieder zur Heimat für Menschen Foto: Getty Images
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TRAVELBOOK Redaktion

8. Juli 2024, 15:06 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Der kleine Ort Bussana Vecchia wurde 1887 von einem Erdbeben zerstört – und erwachte ab 1960 wieder zu neuem Leben. Damals zogen zahlreiche Künstler in die Häuserruinen, bauten das Nest wieder auf. So wurde es zu dem wohl ungewöhnlichsten Geisterdorf Italiens und einer Touristenattraktion. Seit Jahren jedoch droht seinen Bewohnern der Rauswurf.

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In der italienischen Provinz Ligurien gibt es einen Ort, dessen Namen wohl mittlerweile jedes Kind im Land kennt. Denn Bussana Vecchia, so sein Name, hat eine äußerst ungewöhnliche Geschichte. 1887 von einem Erdbeben zerstört, bauten es Künstler aus aller Welt ab Beginn der 1960er-Jahre wieder auf. Einige von ihnen leben bis heute hier. Sie haben Italiens wohl ungewöhnlichstes Geisterdorf zu einer gewaltigen Touristenattraktion gemacht. Doch bereits seit einigen Jahren macht ihnen der Staat genau deswegen jede Menge Ärger.

Und das ist noch gelinde ausgedrückt. Laut „BBC“ schwebt schon seit 2017 das Damoklesschwert der Zwangsräumung über Bussana Vecchia und seinen Einwohnern. Damals erhielten sie Briefe von den Behörden. In diesen wurden sie darüber informiert, dass sie kein legales Recht auf die Häuser hätten, die sie teilweise seit Jahrzehnten bewohnen. Denn juristisch gesehen „gehört“ das Dorf wohl dem Staat. Und das, obwohl dieser es nach dem Erdbeben kurzerhand aus dem Katasteramt streichen ließ. Damit hatte es de facto eigentlich offiziell aufgehört zu existieren.

Bussana Vecchia – Staat gegen Künstler

Ebenfalls 2017 gründeten einige Bewohner von Bussana Vecchia als Antwort auf die Behörden-Schikane das Kollektiv „I Resilienti“, zu Deutsch etwa „Die Widerständler“. Seitdem tobt zwischen den beiden Parteien ein erbitterter Grabenkampf. Die Künstler, die ihre Häuser mit den eigenen Händen wieder aufgebaut haben, möchten als rechtmäßige Eigentümer anerkannt werden. Die Autoritäten hingegen planten ursprünglich, die „Hausbesetzer“ mit einer Geldstrafe für ihre Übertretung zu belegen. Erst im Juni 2024 kippte ein Beschluss des italienischen Staatsrates die Strafmaßnahme.

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Die Stadt Sanremo, zu der Bussana Vecchia heute als eigener Ortsteil gehört, hatte wiederum eigene Vorschläge. Unter anderem eine Auktion des Geisterdorfes, bei der die Bewohner auf ihre eigenen Häuser hätten bieten sollen. Aus dem Bürgermeisteramt der Stadt kommen Bedenken, dass es in dem Künstlerdorf zu unsicher für Touristen sei. Eine Aussage, der die Einheimischen wiederum vehement widersprechen. Ihre Befürchtung ist, man wolle ihre Heimat zu einer „Touristenfalle“ umwandeln, die dadurch ihren besonderen Spirit zu verlieren droht.

Italien
Eingang zum Atelier eines Künstlers in Bussana Vecchia Foto: Getty Images

Selbst innerhalb von Bussana Vecchia gibt es Uneinigkeit darüber, wie es nun weitergehen soll. So wären einige Bewohner durchaus zufrieden damit, für ihre Häuser zukünftig eine symbolische Pacht an den italienischen Staat abzutreten – im Ausgleich für lebenslanges Wohnrecht. Andere fordern Garantien, die ihnen den rechtmäßigen Besitz der Häuser bescheinigen. Besonders bizarr: Wegen des andauernden Streits gingen 15 Millionen Euro aus einem europäischen Fond, die eigentlich für die Restaurierung von Bussana Vecchia gedacht waren, stattdessen nach Sanremo. Wie der Streit am Ende auch ausgeht, eines ist gewiss: Die Geschichte des Ortes an sich dürfte wohl weltweit ihresgleichen suchen.

Geisterdorf mit weltweit einmaliger Geschichte

Es ist der 23. Februar 1887, als in dem kleinen italienischen Bussana Vecchia in der Provinz Ligurien die Erde heftig anfängt zu beben. Häuser stürzen ein, insgesamt wird der Ort so heftig erschüttert, dass seine Bewohner ihn fluchtartig verlassen. Nach dem Erdbeben, das mit einer Stärke von 6,5 auf der Richterskala gewütet hat, gilt er als unbewohnbar. In der gesamten Region sind dadurch etwa 2000 Menschen umgekommen, und die Überlebenden haben nur noch ein Ziel: Bussana Vecchia vergessen und von vorne anfangen.

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Ab 1960 passiert dann aber das Unglaubliche: Künstler aus Italien und später der ganzen Welt entdecken den Ort für sich – und ziehen einfach kurzerhand in die Ruinen ein, machen sie für sich so wohnlich wie nur irgendwie möglich. Das Einzigartige: Sie restaurieren die Häuser nicht etwa, sondern belassen sie in dem Zustand des Verfalls, den damals das Erdbeben angerichtet hatte. Zunächst leben sie sogar ohne Strom, fließend Wasser und Kanalisation, doch zumindest diese Annehmlichkeiten werden mit der Zeit installiert.

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Kunstszene und Ambiente begeistern Besucher

Laut „Bussanarte”, der offiziellen Websiite des Ortes, wurde 1961 die „Comunità Internazionale degli Artisti” gegründet, eine internationale Künstlerkommune, die sowohl einheimische Kunstschaffende als auch solche aus Frankreich, England, Deutschland und den Niederlanden anzog. Viele blieben nur für eine kurze Zeit, doch auch heute noch gibt es einen harten Kern, der in Bussana Vecchia lebt und arbeitet. Mit den Jahren hat sich Bussana Vecchia zu einem echten Besuchermagneten entwickelt, in dem heute Maler, Bildhauer, Keramiker, Fotografen, Schriftsteller, Musiker, Poeten und Tänzer leben.

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Besonders im Sommer ist Italiens ungewöhnlichstes Geisterdorf sehr beliebt, vor allem bei einheimischen Touristen. Neben den Ateliers gibt es heute hier auch einige Bars, Restaurants und Bistrots, die die Künstler betreiben. Laut ihnen ist Bussana Vecchia ein Platz, an dem man „in Freiheit und Frieden leben kann – einer der letzten auf der Welt, die man noch als Paradies betrachten kann. Dieser Ort ist voll von Kreativität und bleibt eine Inspiration für Künstler wie auch Besucher”,

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