1. Januar 2024, 16:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Plötzlich und ohne Vorwarnung brach der Vulkan Sinabung auf der indonesischen Insel Sumatra nach einer 400-jährigen Ruhephase 2010 wieder aus. Seitdem kommt er nicht mehr zur Ruhe, was bereits zehntausende Menschen aus ihrer ehemaligen Heimat vertrieben hat. Ganze Regionen rund um den Vulkan sind längst unbewohnbar geworden.
Der 29. August 2010 ist für viele Bewohner der indonesischen Insel Sumatra ein Tag unvorstellbaren Schreckens gewesen. 400 Jahre lang hatte der Vulkan Sinabung im Norden der Insel geschlafen, doch an diesem Sonntag erwachte er mit gewaltiger Zerstörungskraft wieder zum Leben. Mehrere Menschen starben, Zehntausende mussten evakuiert werden. Sie verloren vermutlich für immer ihre Heimat. Eine kilometerbreite Todeszone wurde schon vor Jahren als unbewohnbar abgeriegelt. Denn der Feuerberg bricht immer wieder aus und versetzt ganz Indonesien in Panik.
Wie die „Deutsche Welle“ berichtet, vertrieb die erste Eruption 2010, die mehrere Tage andauerte, fast 20.000 Menschen aus dem Bezirk Karo – die Regierung ließ die höchste Alarmstufe ausrufen. Die drei Dörfer Simacem, Suka Meriah und Bekarah wurden bei dem Vulkanausbruch komplett zerstört. Die Rauch- und Aschewolke, die der Sinabung damals fast zwei Kilometer hoch in die Luft schleuderte, betraf aber auch noch 40 weitere Dörfer. Unzählige Menschen, die bis dahin als Bauern von der Hand in den Mund gelebt hatten, verloren über Nacht alles. Man brachte sie zunächst zu Tausenden in Flüchtlingscamps unter, versuchte sie in den folgenden Jahren umzusiedeln.
Dramatische Folgen
Zu besonders dramatischen Szenen kam es in Simacem, wie etwa Bilder der Agentur „Getty Images“ zeigen. Darauf ist zu sehen, wie Menschen, die ihr zerstörtes Dorf für immer verlassen müssen, ihre Toten ausgraben, deren sterbliche Überreste sie nicht zurücklassen wollten. Und seit diesem dramatischen Tag im August lässt der 2460 Meter hohe Sinabung den Menschen im Norden Sumatras keine Ruhe mehr. Im Netz finden sich zahllose Berichte renommierter Zeitungen aus fast allen Jahren seit 2010, in denen von neuen, verheerenden Ausbrüchen des Vulkans berichtet wird. Er zählt somit zu den gefährlichsten aktiven Feuerbergen der Welt.
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Denn nur drei Jahre später brach der Sinabung im September 2013 erneut aus, woraufhin 6000 Menschen in einem Radius von drei Kilometern um den Vulkan fliehen mussten. Schon im Winter 2014 dann schleuderte der Vulkan schon wieder eine zwei Kilometer hohe Wolke aus Asche und Gestein in die Luft. Laut „Welt“ kamen bei diesem neuerlichen Ausbruch mindestens 16 Menschen ums Leben. Das Dorf Sukameriah, in dem sich die Tragödie ereignete, war von einer 30 Zentimeter dicken Ascheschicht bedeckt, die auch die Leichen überzog, darunter die von vier Schulkindern.
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Erweiterte Sperrzone
Die indonesische Regierung ließ daraufhin die bereits existierende Sperrzone rund um den Sinabung auf einen Radius von sechs Kilometern erweitern. Seit der ersten Eruption im August 2010 hatten bis dahin 30.000 Menschen vor dem Vulkan fliehen müssen. Und auch in den Jahren danach rissen die Katastrophenmeldungen nicht ab. Im Sommer 2015 ließen Polizei und Militär auf Sumatra laut „Süddeutscher Zeitung“ vier Dörfer komplett evakuieren, als der Berg erneut Feuer spuckte. Mehr als 2700 Menschen in einem Umkreis von 13 Kilometern konnte man damals rechtzeitig in Sicherheit bringen. 2016 gab es bei einem neuerlichen Ausbruch sieben Tote.
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Auch zwischen 2018 und 2021 spuckte der Sinabung dann wieder Feuer. 2020 war der „Berliner Morgenpost“ zufolge die Aschewolke bis zu sieben Kilometer hoch. Für Sumatra wurde daraufhin eine Flugwarnung ausgesprochen. In all diesen Jahren gab es aber glücklicherweise keine Todesopfer, weil niemand mehr in der Sperrzone um den Vulkan lebt, bzw. überhaupt leben könnte. Und so unglaublich es klingt, der Sinabung ist in Indonesien nicht der aktivste oder gefährlichste Vulkan. Dieser „Titel“ gebührt dem „Tagesspiegel“ zufolge dem gut 2900 Meter hohen Merapi auf der Insel Java.
Als dieser 2010 ausbrach, kostete das fast 350 Menschen das Leben, Zehntausende mussten flüchten. Auch der Merapi brach erst 2021 erneut wieder aus. Doch wie ist diese scheinbar plötzliche vermehrte Aktivität der Feuerberge überhaupt zu erklären? Die Antwort: Indonesien liegt laut „Welt“ auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo mehrere Kontinentalplatten aufeinandertreffen. Diese Bewegungen lösen permanent Vulkanausbrüche und auch Erdbeben aus. In Indonesien gibt es insgesamt fast 130 aktive Vulkane, so viele wie in keinem anderen Land der Welt.