25. Januar 2025, 7:38 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einsame Gebäude, verlassene Straßen: Weltweit gibt es zahlreiche Orte, die bereits auf den ersten Blick darauf schließen lassen, dass hier schon länger niemand mehr lebt. Doch neben Lost Places wie Ruinen und alten Fabrikgeländen gibt es ebenfalls ganze Dörfer, die seit Jahren unbewohnt sind – einige auch in Deutschland. TRAVELBOOK stellt Ihnen sechs unbewohnte Geisterdörfer vor und verrät, wo sie zu finden sind.
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an verlassenen Orten, die bereits von Weitem ausstrahlen, dass sie längst nicht mehr Teil des modernen Lebens sind. Zu diesen „Lost Places“ gehören auch die folgenden sechs Geisterdörfer.
Übersicht
Wollseifen, Nordrhein-Westfalen
Mitten im Nationalpark Eiffel in Nordrhein-Westfalen auf der Dreiborner Hochfläche liegt das verlassene Dorf Wollseifen (großes Bild oben). Heute erinnern nur noch die kleinen Fachwerkhäuschen an das damalige Leben der Dorfgemeinschaft. Doch der Ort nahe der Gemeinde Vogelsang birgt ein schweres Schicksal: Während des Zweiten Weltkrieges wurde Wollseifen durch seine Nähe zur Nazi-Ordensburg in Vogelsang Ziel von Luftangriffen. Nach Kriegsende mussten die Bewohner ihre Heimat schließlich schlagartig verlassen. So räumten britische Streitkräfte den Ort nach 1945, um dort einen Truppenübungsplatz zu errichten. Dabei blieben den Bewohnern keine drei Wochen, um ihre Häuser zu räumen. Erkundet werden kann das Geisterdorf über einen Wanderweg oder per Kutschfahrt.
Bügellohe, Bayern
Ein weiteres Geisterdorf findet sich im bayerischen Landkreis Neustadt an der Waldnaab unweit der tschechischen Grenze. Auf der Bügellohe siedelten sich laut dem Tourismuszentrum Oberpfälzerwald nach dem Zweiten Weltkrieg elf Familien an, die ihre Heimat in der böhmischen Ortschaft Wenzelsdorf verlassen mussten. Doch die harten Lebensbedingungen ohne Strom und fließend Wasser sorgten dafür, dass die Bewohner dem Dorf im Laufe der Jahre zunehmend den Rücken kehrten. Heute ist auf der Waldsiedlung nur noch das letzte verbliebene „Fleischhackerhaus“ zu sehen, das bei Wandertouren begutachtet werden kann.
Berich im Edersee, Hessen
Auch wenn das Dorf Berich im Edertal bereits seit 1914 offiziell nicht mehr existiert, sind seine Überbleibsel ab und zu noch immer zu sehen. So wurde der Ort im Zuge der Errichtung des Edertalsperre und des heutigen Edersees geflutet. Dabei wurden rund 400 Bewohner des Dorfes umgesiedelt. Bei niedrigen Wasserständen sind die Überreste des ehemaligen Dorfes, das im heutigen Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen liegt, allerdings noch heute zu sehen.
Lopau, Niedersachsen
Ein Geisterdorf, das sogar heute noch besucht werden kann, ist das in der Lüneburger Heide gelegene Lopau. Seit mehr als vierzig Jahren ist das rund dreißig Minuten von Lüneburg entfernte Dorf unbewohnt. Der Grund: Als die Bundeswehr in den 1980er-Jahren eine Schießbahn in unmittelbarer Nähe baute, mussten die Bewohner ihr Dorf nach und nach verlassen. Heute erinnern nur noch vereinzelte Häuser, eine Kirche sowie ein altes Schulgebäude an vergangene Zeiten. Das Dorf steht zwar seit über vier Jahrzehnten leer, doch einige Gebäude nutzt die Bundeswehr bis heute. An ausgewählten Tagen, meist am Wochenende, können Besucher das Gelände am Rande des Truppenübungsplatzes Munster-Nord erkunden. Die Schranke am Ortseingang gibt Hinweis darauf.
Kursdorf, Sachsen
Ein vergleichsweise „junges“ Geisterdorf ist der sächsische Ort Kursdorf. Bis zum Jahr 2016 lebten hier die letzten Bewohner, dann fiel Kursdorf dem Bau des Flughafens Leipzig/Halle zum Opfer. Der Ausbau des Flughafens und die damit verbundene Lärmbelästigung machten das Wohnen unzumutbar. In den 1990er-Jahren startete schließlich die Umsiedlung der Bürger. Viele Kursdorfer zog es dabei in das nahegelegene Altscherbitz. An das ehemalige Kursdorf erinnern heute nur noch vereinzelte Gebäude, darunter die denkmalgeschützte Kirche des Orts.
Bewohner wurden vertrieben Wollseifen – das verlassene Dorf in der Eifel
Asel, Berich und Bringhausen Die versunkenen Dörfer im Edersee
Gruorn wurde 1939 zwangsgeräumt Das Geisterdorf auf der Schwäbischen Alb, das nicht sterben will
Bonnland, Bayern
Auf den ersten Blick scheint das Örtchen Bonnland im Landkreis Bad Kissingen nahe Schweinfurt wie ein gewöhnliches Dorf. Doch die Gebäude sind bereits seit den 1960er-Jahren unbewohnt. Seither dient das „Musterdorf“ Bonnland laut „BR“ als Truppenübungsgelände der Bundeswehr im unterfränkischen Hammelburg. Das ehemalige Dorf mit seinen rund 100 Gebäuden dient dabei regelmäßig als Übungsplatz für Häuserkampftraining. Für Besucher öffnet das Geisterdorf in der militärischen Sperrzone seine Tore allerdings nur einmal im Jahr zum beliebten „Bonnlandfest“.