29. Juli 2018, 8:05 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der Mensch hat auf der Erde eigentlich überall seine Spuren hinterlassen. Dennoch suchen Touristen mit großem Fernweh nach unberührten Flecken. Auch Wissenschaftler beschäftigen sich mit besonders abgelegenen Orten – sogenannten Polen der Unzulänglichkeit.
Es gibt Orte, die so abgelegen sind, dass kaum ein Mensch sie je zu Gesicht bekommt. Klar, Einsamkeit lässt sich auch beim Wandern in den Dolomiten finden oder auf einer Kanutour in Schweden. Doch selbst an diesen Orten ist die Zivilisation stets nur ein paar Kilometer entfernt.
Doch welche Orte sind eigentlich wirklich abgelegen, unzugänglich und entfernt? Mit dieser Frage beschäftigen sich auch Wissenschaftler. Für besonders abgelegene Orte hat die Geografie einen Fachbegriff geprägt: Als Pole der Unzugänglichkeit werden Orte bezeichnet, die am weitesten von bestimmten Punkten auf der Landkarte entfernt sind.
„Pole der Unzugänglichkeit werden allgemein als kontinental oder ozeanisch bezeichnet“, heißt es etwa beim Institut für Geografie der University of California in Santa Barbara. Je nachdem, ob sie auf dem Festland oder im Meer liegen.
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Es gibt kontinentale und ozeanische Pole der Unzulänglichkeit
Ein kontinentaler Punkt der Unzulänglichkeit ist demnach ein Punkt auf dem Festland, der maximal von einer Küste entfernt ist. Das gilt für den eurasischen Pol der Unzugänglichkeit, der in einer Wüste im Nordwesten Chinas liegt.
Ein ozeanischer Pol der Unzulänglichkeit liegt im Meer und ist maximal weit vom Festland entfernt. Das trifft auf den pazifischen Pol der Unzugänglichkeit im Südpazifik zu, auch Point Nemo genannt. Fast 2700 Kilometer sind es von hier bis zu den Pitcairn-Inseln, den nächsten Nachbarn.
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Die abgelegenste Insel der Welt
Die abgelegenste Insel wiederum ist die unbewohnte Bouvetinsel. Für Aussteigerträume taugt die Vulkaninsel, die im Südatlantik liegt und seit 1930 von Norwegen abhängig ist, jedoch kaum. Wegen des rauen Klimas gibt es dort – neben Albatrossen, Pinguinen und anderen kälteresistenten Vögeln – vor allem Flechten, Moose und Pilze. Und auch sie wachsen nur dort, wo der karge Boden nicht vereist ist. Der entlegenste bewohnte Ort der Welt ist übrigens die winzige Insel Tristan da Cunha im Südatlantik.
Aber sind diese Orte wirklich unberührt? „Der Mensch hat die Erde so umgekrempelt, dass er überall seine Spuren hinterlassen hat“, sagt Prof. Reinhold Leinfelder, Geowissenschaftler an der Freien Universität Berlin. „Etwa drei Viertel des eisfreien Festlands sind nicht mehr als Urnatur zu bezeichnen. Wenn wir in die Meere schauen, sieht es genauso aus.“ Und so dürften sich selbst am Point Nemo Zivilisationsrückstände finden – Mikroplastik zum Beispiel.