7. Juni 2020, 8:22 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Karibikinsel Curaçao ist weltbekannt, unter anderem für ihre traumhaften Sandstrände und tollen Tauchreviere. Doch haben Sie schon einmal von ihrer kleinen Schwester gehört? Zwei Stunden entfernt liegt nämlich eine Insel namens Klein Curaçao, die ebenso zu den Niederlanden gehört. Doch im Gegensatz zu Curaçao ist sie alles andere als ein Traumreiseziel…
Sie ist unbewohnt und ihre Geschichte düster: Die Insel Klein Curaçao. Sie liegt zwar mitten in der Karibik und ist umgeben von atemberaubenden Korallenriffen, von klassischem Traumurlaub hat sie dennoch wenig. Zu sehen gibt es: einen verfallenen Leuchtturm, zahlreiche Schiffswracks und Gräber. Sie alle sind stumme Zeugen der schrecklichen Vergangenheit der kleinen Insel.
Quarantäne-Insel für Sklaven
Die Gräber erinnern noch heute an die frühe Geschichte von Klein Curaçao. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Insel von dänischen Seglern entdeckt. Zu dieser Zeit betrieb die Niederländische Westindien-Kompanie Menschenhandel und überführte im großen Stil Sklaven. In den schlimmsten Zeiten, etwa von 1640 bis 1740, waren mehr als 300 Schiffe im Einsatz, die von der Westküste Afrikas in die Karibik segelten – mit je bis zu 600 Sklaven an Bord.
Nicht selten brachen an Bord dieser Schiffe, wo Hunderte Menschen unter schlimmsten hygienischen Bedingungen hausten, Krankheiten aus. Da kranke Sklaven nicht verkauft werden konnten und, um die Ausbreitung von Krankheiten zu stoppen, wurden Erkrankte auf Klein Curaçao abgesetzt. Fortan diente die Insel als Quarantäne-Station für Sklaven, wie unter anderem News.au berichtet.
Noch heute findet sich im Nordwesten der Insel die Ruine des Hauses, das damals die Kranken beherbergte. Wer in dieser Quarantäne-Station nicht überlebte, wurde auf der Insel begraben; ebenso wie alle, die während der Überfahrt starben. Auch diese Gräber befinden sich heute immer noch auf der Südseite der Insel.
Karg und gefährlich
Ebenso trist wie diese „Sehenswürdigkeiten“ ist die Natur auf der Insel. Es gibt kaum Pflanzen, denn heute ist der Boden nicht mehr nährstoffreich genug. Das war einst anders. Doch im 19. Jahrhundert entdeckte ein Brite, dass der seit Jahrhunderten auf der Insel abgelagerte Vogelkot durch chemische Verbindungen in Calciumphosphat umgewandelt werden kann – ein wertvolles Düngemittel. Innerhalb von nur 15 Jahren wurde das gesamte Phosphat von Klein Curaçao abgetragen und die Erde bot nicht mehr genug Nährstoffe.
Heute gibt es allerdings ein Aufforstungsprogramm der CARMABI, der Caribbean Research and Management of Biodiversity Foundation. Die Umweltorganisation kümmert sich um die Wiederherstellung der Biodiversität von Curaçao und den dazugehörigen Inseln. Seit etwa zwei Jahrzehnten werden nun wieder heimische Pflanzen, wie etwa Gräser, auf der Insel gepflanzt. Dadurch soll auch die Erosion der Insel gestoppt werden – denn auch das Wetter macht der Insel, die nur 1,7 Quadratkilometer groß ist, zu schaffen.
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Es gibt immer wieder Stürme, die vor allem an der Windseite der Insel zu zahlreichen Schiffsbrüchen führten. Noch heute liegen mehrere Wracks rund um die Insel, das bekannteste ist die „Maria Bianca Guidesman“, ein Tanker, der 1988 auf Grund lief und seitdem von der Witterung zersetzt wird.
Um weitere Schiffsbrüche zu vermeiden, wurde schon 1850 ein Leuchtturm errichtet. Doch auch er konnte nicht jedem Wetter trotzen – zweimal musste er wieder neu gebaut werden, nachdem er während Hurrikans zerstört wurde. Einst lebten hier auch die einzigen Bewohner der Insel, die Leuchtturmwärter.
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Touristen kommen zum Tauchen
Doch mittlerweile ist der Leuchtturm mit einer solarbetriebenen LED-Leuchte ausgestattet, es gibt keine Leuchtturmwärter mehr und die Insel ist wieder verwaist – zumindest gibt es keine dauerhaften Bewohner. Denn ie einzigen Menschen, die Klein Curaçao betreten, sind Touristen, die Ausflüge von der etwa zwei Stunden entfernten Insel Curaçao machen, welche – ebenso wie ihre kleine unbewohnte Schwester – zu den Niederlanden gehört.
Besonders beliebt sind auf Klein Curaçao wegen der Schiffswracks und Korallenriffe Tauchtouren. Aber auch Fotografen und Fans von Lost Places kommen heutzutage auf der Insel auf ihre Kosten.