22. Juni 2017, 12:58 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit Wandern verbinden viele meist Landschaften, welche die Natur erschaffen hat – ganz anders dagegen das Leipziger Neuseenland. Wo einst Braunkohle abgebaut wurde, können Besucher heute auf Wander-Touren eine einmalige Kulisse bestaunen. Wie ein verlassener Ort neu entdeckt wird.
Weites Land und wüste Kippen, irgendwo zwischen Autobahn und Zentraldeponie: Wer den Bergbau-Technik-Park im Leipziger Neuseenland besucht, darf getrost alle Vorstellungen von Parklandschaften über Bord werfen. Im Gegenzug bekommt er ein Gefühl für die Gigantomanie des Braunkohletagebaus, der die Region einst so prägte und ihr heute ein ganz neues Gesicht verpasst.
„Die Bayern haben die Berge und die Seen. Wir Leipziger erschaffen sie uns selbst“, sagt Henry May vom Bergbau-Technik-Park. Der sonnengebräunte Gästeführer mit kräftigen Händen und weichem, sächsischen Dialekt könnte gut einen Bergmann abgeben. Aber den mimt er bloß, um zum Nachdenken anzuregen über Ortschaften, die überbaggert und über Menschen, die umgesiedelt wurden. Damit der „Energiehunger der DDR gestillt werden konnte“, wie er betont. Jetzt liegen hier auf 40 Quadratkilometern begrünte Kippenareale und geflutete Tagebaurestlöcher.
Leipzig erschuf sein eigenes Wasserwanderland
Nicht nur Wolfgang Flohr ist davon überzeugt, dass Leipzig so sein eigenes Wasserwanderland erschaffen kann. Er suchte vor zehn Jahren nach einer Tour, die Besonderheiten der Region, Aussichts- und Anziehungspunkte verbinden und bekannter machen sollte. Ein Jahr später startete er die erste Sieben-Seen-Wanderung. Heute gibt es Tag und Nacht geführte Touren zwischen fünf und 104 Kilometern Länge. Für so viele Wanderer sind breite, feste Wege und Kompromisse gefragt.
So wie die Tour auf die Halde Trages, die höchste Erhebung des Landstrichs. Allerdings führt der Weg dorthin an der Bundesstraße 95 entlang. Claudia Siebeck konzipiert deshalb für den Tourismusverband Region Leipzig einen neuen Wanderweg. Er soll ebenfalls sieben Seen verbinden, aber Hauptstraßen und Asphalt meiden. „Ich habe mich an den Kriterien des Deutschen Wanderverbandes orientiert“, sagt sie.
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Eine schwimmende Insel
Siebecks Weg startet im Zentrum des Neuseenlandes am Ufer des Cospudener Sees, den die Leipziger liebevoll den „Cossi“ nennen und an dem sie im Sommer Wassersport betreiben oder Beachvolleyball spielen. Dass überall, wo ein See entstanden ist, auch Dörfer abgebaggert wurden, lernt man am Platz der verlorenen Orte in Großzössen oder auf der schwimmenden Kulturinsel Vineta im Störmthaler See.
Doch die Menschen haben die Landschaft zurückerobert. „Baden, Rad fahren, Wandern, das sind die drei Hauptbedürfnisse der Gäste“, sagt Siebeck. Und rund um Leipzig ist all das möglich – in einer wahrlich einzigartigen Kulisse.