28. Januar 2021, 6:23 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Heutzutage verirren sich nur selten Touristen nach Leri Cavour, die ehemalige Siedlung im Norden Italiens. Dabei lebte hier einst ein berühmter Adliger, der das Dorf nach sich benannte – und sogar Napoleon riss den Ort an sich. Die Geschichte des Dorfs, von dem heute niemand mehr etwas wissen will.
Verlassene Häuserruinen, eine halb zerstörte Kirche und im Hintergrund zwei gigantische Kühltürme, die sich am Horizont erheben – dieser Anblick bietet sich Besuchern des Geisterdorfs Leri Cavour. Der kleine Ort hat eine lange Geschichte, die sogar weltberühmte Herrscher umfasst, doch heute scheint er in Vergessenheit geraten zu sein.
Das etwa 900 Hektar große Dorf entstand schon im 11. Jahrhundert und war bis ins 15. Jahrhundert unter der Herrschaft von Zisternermönchen. Überregional bekannt wurde es aber erst später, durch seine Landwirtschaft. Rund um den Ort wurde Getreide angebaut und die Produktion lief so gut, dass das Land sogar von Napoleon annektiert wurde, wie etwa „Atlas Obscura“ berichtet. Doch es blieb nicht lange in den Händen des französischen Imperators, sondern wurde kurz darauf verkauft, an den künftigen Namensgeber, den Marquis Michele Benso di Cavour – der Vater des berühmten italienischen Staatsmanns Camillo Benso von Cavour, eine treibende Kraft zur Vereinigung Italiens.
Einstige Prachtresidenz ist seit Jahrzehnten ein Geisterdorf
Der alte Marquis ließ „sein“ Dorf erblühen. Er erbaute Kirchen, Häuser und eine prachtvolle Villa, in der er lebte und herrschte. Laut der italienischen Tageszeitung „La Stampa“ verbrachte der Graf hier seine Sommer, machte Geschäfte und traf andere Adlige aus dem ganzen Land, darunter Könige und den bekannten Komponisten Giuseppe Verdi. Doch nach dem Tod des Marquis wurde das Land immer wieder an unterschiedliche Besitzer verkauft und nach Misswirtschaften fiel die bislang einträgliche Landwirtschaft als Wirtschaftszweig weg. So blieb den wenigen verbliebenen Bewohnern in den 1980er Jahren nichts mehr übrig, als ihre Heimat zu verlassen – und Leri Cavour wurde zum Geisterdorf.
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Seitdem gab es immer wieder Vorschläge, wie man das Land nutzen könnte. 2010 wollte das Energieunternehmen Enel eine der größten Photovoltaikanlagen Italiens errichten, doch der Vorschlag scheiterte daran, dass die Landschaft „irreversibel“ entstellt worden wäre. Im Jahr darauf wurde, nach zahlreichen Petitionen und Bemühungen von Bürgern, beschlossen, dass die Gemeinde Trino, die seit 2008 Besitzer des Dorfes ist, und die Region Piemont Leri Carvour wiederherstellen sollen. Doch diese Maßnahmen wurden nie umgesetzt.
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Leri Cavour verfällt immer weiter
Stattdessen verfällt das ehemalige Pracht-Dorf immer weiter – und der Vandalismus nimmt zu. Obwohl an den Haupteingängen des Dorfes zahlreiche Videokameras installiert wurden, werden viele Orte immer wieder beschädigt, zum Beispiel der Innere der alten Kirche, wie „La Stampa“ berichtete. Doch nicht alle Besucher sind Vandalen.
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Viele Fans von „Lost Places“ trauen sich nach Leri Cavour, das man eigentlich nur mit einer Berechtigung betreten darf, und machen Fotos von einem der bildgewaltigsten Geisterdörfer Italiens. Denn gerade der Verfall der alten Prachtbauten in Kombination mit den neuen Kühltürmen machen den Ort so einzigartig.
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