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Immer wieder brennt es hier

Diese Hotelruine in Portugal ist mit Abstand der gruseligste Lost Place, in dem ich je war

Hotel de Penacova
Die einst prachtvolle Hotelruine steht verlassen da, ihre Fenster eingeworfen, immer wieder brennt es Foto: Anna Wengel
Anna Wengel
Freie Autorin

10. September 2023, 6:25 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

In den Bergen Zentralportugals steht ein verlassenes, verfallenes und zum Teil ausgebranntes Hotel, das früher erst Kirche und dann Tuberkolosekinderheim war. TRAVELBOOK-Autorin Anna Wengel ist hingefahren. Zweimal. Nachdem ihr das erste Mal schon der Weg zu gruselig war, hat sie sich das alte Haus beim zweiten Versuch näher angeschaut. Für TRAVELBOOK hat sie ihre Erlebnisse mit diesem besonderen Lost Place in Portugal aufgeschrieben.

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Hinweis: Das Betreten von Lost Places ist streng verboten, solange es keine offizielle Erlaubnis gibt. Das gilt auch für die hier beschriebene Hotelruine in Portugal. Deshalb unter keinen Umständen nachmachen! Um zu verhindern, dass Urlauber den Lost Place in Portugal suchen, dort eintreten und sich unter Umständen verletzen, haben wir in dem Artikel weder Namen noch Ortsangaben oder weitere Hinweise wie Quellen, die Namen nennen, veröffentlicht.

Nebel. Jede Menge tief stehender Nebel, der immer dichter wird. Die Straße vor uns kann ich kaum sehen. Nur eine Straßenlaterne erhellt ein kleines Stück Asphalt und ein Schild neben mir. „Cemitério“ (zu Deutsch: „Friedhof“) steht da mit ein paar Kreuzsymbolen. Wie passend. Laut Google Maps ist der Lost Place, eine Hotelruine in Portugal, zu der ich gerade unterwegs bin, ganz in der Nähe. Plötzlich wird es dunkel. Erschreckt schaue ich auf. Die Straßenlaterne ist ausgefallen. Ein Schauer zieht mir über den Nacken. Das fängt ja gut an.

Fahrt im Nebel nicht ganz bis zum Hotel

Der Nebel wird immer dichter, das Licht meines Autoscheinwerfers wird davon verschluckt, als wir die letzten Meter bis zu der Straße fahren, die uns zu der verlassenen Hotelruine führen soll. Das ist nicht untypisch hier in den Bergen Portugals, gruselig fühlt es sich dennoch an. Ich biege in die Straße und merke erst beim Hochfahren, wie steil, eng und holprig sie ist. An mehreren Stellen ist der Asphalt gebrochen. Ich fahre langsam, das Auto findet das anscheinend schwierig, schafft es in dem Tempo kaum die steile Straße hoch. Die wird immer enger und geht plötzlich scharf um die Kurve, dahinter geht es noch steiler weiter. Das Auto schafft die Kurve nicht. Heult auf und bewegt sich nicht vom Fleck.

Plötzlich stehen wir da, halb in der Kurve, am Hang, im Nebel. Ich ziehe die Handbremse an und nehme den Fuß kurz von der Bremse, gefährlich schnell rollt das Auto rückwärts, hastig bremse ich. Panik steigt in mir hoch. Hinter mir ist direkt der Abgrund. Nebel soweit das Auge reicht. Ich schaue den Weg hoch. Dunkel. Ist da ein Schatten in dem weißen Dunst?

Mein Herz schlägt schneller, die Haare auf meinen Armen stehen angsterfüllt nach oben, mir ist heiß und kalt. Die Frontscheibe beschlägt. Ich schlage das Lenkrad ein, versuche den Wagen langsam zurück auf die Straße rollen zu lassen – und rolle geradewegs auf den Abgrund zu. Wieder halte ich an. Sitze im Wagen, mein Herz schlägt schnell, ich spüre nichts als Angst. Mein Partner ist mittlerweile ausgestiegen, schaut, wie weit es bis zum Abgrund ist. Ich solle jetzt bitte gar nicht mehr weiter rollen, sagt er. Sehen kann ich ihn kaum, der Nebel verschluckt ihn und mich und das Auto.

Geister aus dem Tuberkuloseheim?

Mich gruselnd schaue ich wieder die Straße nach oben. Dort oben soll das ehemalige Hotel sein. Bevor es 2001 als Hotel eröffnet und bis Ende 2007 als solches geführt wurde, war in dem Gebäude von 1934 bis in die 1980er-Jahre ein Tuberkuloseheim untergebracht, in dem bis zu 150 Kinder zwischen drei und zwölf Jahren Platz fanden. Das Haus wurde an und um eine Kapelle herum gebaut. In der heutigen Hotelruine, ganz klar ein Lost Place, soll es laut Einheimischen aus Portugal spuken. Das glaube ich sofort. Nicht nur, weil schon die Geschichte dieses Lost Places nach Geistern schreit. Ich kann fast spüren, wie sie näher kommen. Sie? Ja, sie. Wer auch immer sie sind, in dem Moment bin ich fast überzeugt, dass wir hier nicht allein sind.

Ich atme tief durch, einmal, zweimal, dreimal. Die Panik wird ein bisschen leiser, der Verstand wieder etwas lauter. Ich lege den Gang wieder ein und drücke fest aufs Gas, während ich das Lenkrad rumreiße. Das Auto heult auf und bewegt sich dann ganz kurz, lange genug, um einigermaßen gerade auf dem Weg zu stehen. Es riecht nach etwas Verbranntem.

Langsam rolle ich die Straße runter. Rückwärts. Wegen des Nebels sehe ich kaum etwas, kann den Abgrund nur erahnen. Dicke Asphaltstücke erschweren mir den Weg, das Auto knarzt angestrengt. Dann sind wir unten angekommen. Ein Schaudern geht durch meinen Körper. Ich blicke nach oben. Sehe Nebel und noch mehr Nebel und bilde mir für einen Moment ein, dass darin etwas auf mich zukommt – lasse dann aber in mir nicht wieder Panik aufkommen. Zu Fuß den Berg hoch? Nein! Unter gar keinen Umständen.

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Zu Besuch in der gruseligen Hotelruine in Portugal

Zwei Tage später stehen wir dann vor dem alten Hotel. Dieses Mal zu viert mit zwei Freunden. Ohne Nebel. Im schönsten Sonnenuntergangslicht. Das Auto habe ich viele Meter weit weg geparkt, nachdem wir über einen anderen Weg hergekommen sind. Auch ohne erschwerte Sicht und Dunkelheit ist es gruselig. Und es wird noch viel gruseliger, als wir direkt vor dem vierstöckigen Haus mit seinen zerbrochenen Fenstern und Türen und herauswedelnden, weißdreckigen Gardinen stehen – und ein Knarzen hören. Ein Fenster öffnet sich. Von allein. Schwingt, steht dann offen da. Ich blicke an die Stelle, kann aber nichts und vor allem niemanden sehen.

Durch einen fast leeren Türrahmen trete ich schließlich zögerlich in das Erdgeschoss des Hotels. In das Gebäude kommt man ohne Probleme. Keine Absperrungen, nicht einmal ein Warn- oder Verbotsschild steht hier irgendwo. Meine Nerven sind angespannt, ich bin aufgeregt und vorfreudig zugleich. Überall liegt zersplittertes Glas, diverse Stofffetzen und Holzstücke. Zur Rechten ist eine Fensterfront mit Traumaussicht auf die unter uns liegende kleine Stadt auf der einen und eine Wand voller zerbrochener Spiegel auf der anderen Seite.

Es ist still im Hotel. Nur hier und da läuft einer von uns hörbar auf Glassplittern. Die liegen wirklich überall, vermutlich Überbleibsel von Vandalismus. Vorsichtig bewege ich mich vorwärts, versuche auf nichts zu treten und mich irgendwie von den ganz dunklen Ecken fernzuhalten – vielleicht ein bisschen aus Angst vor Geistern, mindestens genauso aber wegen meiner Ratten-Phobie.

Lost Place Portugal
Zersplittertes Glas und jede Menge Möbelreste liegen überall im Hotel verteilt Foto: Privat

Abgebrannte Kirche im Hotel

Neben einem wackligen Holzgeländer laufen wir eine Treppe nach oben. Die fühlt sich stabil an, an einer Stelle fehlt jedoch das Geländer. Dann stehen wir vor einer Ruine. Die Überbleibsel einer alten Kirche, die hier vor dem Bau des Hotels und Tuberkuloseheims stand und anscheinend einfach darin integriert wurde. Der Boden ist mit roten Dachziegeln übersät. Ich gehe um zwei Ecken und stehe in einem kurzen Gang. Von hier aus kann ich den Trümmerhaufen besser sehen. Das Dach fehlt, teilweise hängen verkohlte Balken in das ehemalige Kircheninnere. Das Feuer ist noch nicht so lange her. Bei der Recherche lese ich, dass hier 2018 eine Matratze gebrannt haben soll. Dem Feuer fiel schließlich das gesamte Kirchendach zum Opfer.

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Lost Place Portugal
2018 brannte das Dach der alten Kapelle Foto: Privat

Durch die Dachruine sehe ich das große gelbe „Hotel“-Schild, das ich schon von einer der Straßen auf dem Weg hierher gesehen habe. Vor dem stehe ich wenig später – und habe eine traumhafte Aussicht auf Berge, Fluss und Häuser. Hier oben und draußen ist es fast gar nicht mehr gruselig, einfach nur wunderschön. Die Sonne geht gerade hinter den Bergen unter. Der Himmel über, hinter und vor der Hotelruine färbt sich in das portugaltypische Pinkrot. Es ist ruhig und scheint ganz friedlich auf dem Hotelberg und seiner Umgebung zu sein.

Lost Place Portugal
Noch heute steht in gelben Lettern „Hotel“ auf dem Gebäude Foto: Privat

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Auf Spurensuche im Lost Place in Portugal

Langsam trete ich zurück ins Haus und steige die kleine Treppe ins oberste Stockwerk hinunter. Ein Gang liegt vor mir, dunkel. Ich gehe hinein. Eine Matratze versperrt den Weg. Ich höre einen Freund von mir im hinteren Teil der Etage sprechen. Plötzlich raschelt etwas neben mir. Glassplitter knirschen unter Füßen. Und ich fühle, wie mir sprichwörtlich das Herz in die Hose rutscht. Erstarrt bleibe ich stehen, versuche, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Plötzlich ist direkt vor mir ein Gesicht. Erschreckt weiche ich zurück. Dann erkenne ich meinen Freund. Erleichtert lache ich auf.

Vorsichtig bahne ich mir einen Weg vorbei an Drähten, die aus der Decke hängen, dunkel daliegenden kleinen Badezimmern, weiteren Gängen und Tischen bis zu einer Reihe Zimmer, durch deren große und teils geöffnete Fenster Licht fällt. Hier stehen Betten, eine alte Kinderkrippe, Schränke und Tische, ein altes 90er-Jahre-Telefon liegt am Boden, eine weitere Matratze steht halb in den Gang gelehnt. 34 Zimmer gab es in dem Hotel, vier davon waren Suiten. Das schreibt unter anderem eine portugiesische Hotelseite, die hier in diesem Lost Place in Portugal Zimmer anbietet, die – wen wundert es – dann aber nicht verfügbar sind.

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Pool mit Friedhofsblick

Lost Place Portugal
Im Hotelpool ist auch heute noch Wasser Foto: Privat

Ein bisschen erleichtert trete ich durch einen Seiteneingang schließlich wieder aus dem Haus und sehe, dass es der Eingang in die ehemalige Kapelle ist. Die ist wirklich einfach in das größere Gebäude integriert worden. Das alte Steinportal steht noch hier, inklusive eines steinernen Kreuzes über dem Eingang. Gegenüber ist ein anderes, ebenfalls verfallenes Gebäude, auch das sieht bei näherem Hinsehen wie eine Kirche aus.

Dieses Gebäude war einst Teil des Tuberkulose-Präventionszentrums. Auch ein alter Pool befindet sich hier draußen. Verlassen, mit kaputten und teilweise extrem verblassten blauen Fliesen und schmutzigen Wasser am Grund. Die Aussicht, die die Schwimmenden hier damals hatten, ist wahnsinnig schön. Von dieser Seite der Hotelruine kann ich den Fluss unten überblicken, ebenso wie die steinernen Felsformationen eines Berges und einen Friedhof. Ich vermute, es ist der, an dessen Schild ich vor zwei Tagen stand. Ruhig und extrem weiß stehen die Grabsteine da, gleich gegenüber vom Gruselhotel.

Lost Place Portugal
Vom Hotelberg kann man den Fluss, Teile der Stadt, die Berge und den Friedhof (Mitte) sehen Foto: Anna Wengel
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Hotelruine stand zum Verkauf

Die Sonne ist nun komplett verschwunden, Portugals gruseliger Lost Place wirft lange Schatten. Nicht mehr lange bis zur Geisterstunde, denke ich und stehe plötzlich vor einem Aufzug. Der fuhr einst nach unten zur Rezeption, die ebenfalls noch immer fast erhalten ist.

Lost Place Portugal
Von der ehemaligen Rezeption führt ein Aufzug hoch zum Hotel Foto: Anna Wengel

Sieht aus, als könnte man noch immer damit fahren. Ich bringe es aber nicht über mich, hinein zu steigen. Schaue mir stattdessen den alten Pavillon am Hang an, in dem zwei Mädchen im Teenageralter sitzen und sich sichtlich von uns gestört fühlen. Wir laufen eine kleine steile und gewundene Steintreppe hinab, die sich eng am Hotelberg entlang schlängelt und zu einer steinernen Bank im Fels und weiter hinunter führt.

Wieder oben an der Hotelruine angekommen, werfe ich noch einen letzten Blick auf das verlassene Haus, das zur Zeit unseres Besuchs in Portugal übrigens für einen stolzen Preis von 1,15 Millionen Euro zum Verkauf stand. Wieder knarzt es. Das Fenster. Langsam geht es wieder zu.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Besuch liegt inzwischen drei Jahre zurück. Unsere Autorin war im vergangenen Jahr noch einmal vor Ort, das Hotel war inzwischen von mindestens einem wohnungslosen Mann bewohnt. Von Bekannten vor Ort hat sie erfahren, dass es kürzlich dort erneut gebrannt hat.

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