24. April 2020, 15:07 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
In Berlin gibt es Hunderte verlassene Orte. Einige sind mittlerweile sogar Attraktionen, in denen Ruinen-Touren angeboten werden. TRAVELBOOK stellt 9 spannende Lost Places in der Hauptstadt vor.
Für die einen sind es Bruchbuden, für die anderen ist es Kopfkino: Ob leerstehende Fabriken oder verwilderte Botschaften – Ruinen sind nicht nur als Fotomotiv gefragt. Sogenannte „Lost Places“, also verlassene Orte, die nach und nach verfallen, sind sowohl bei Einwohnern als auch bei Touristen beliebt.
„Urban Exploration“, das Entdecken der Städte, ist eine globale Bewegung. Das marode Detroit begeisterte so viele Fotografen, dass von „Ruinen-Porno“ die Rede war. In Italien sind verfallene Nobel-Discos zum Motiv geworden. Für die einen sind es verwahrloste Gebäude, für andere verwunschene Orte mit Nostalgiefaktor.
Doch welche Lost Places in Berlin lohnen sich? Welche Ruinen sind besonders interessant? Und welche Geschichten stecken hinter den heute verlassenen Orten? TRAVELBOOK stellt die spannendsten vor.
Die Abhöranlage auf dem Teufelsberg
Im Kalten Krieg saßen hier die Amerikaner und lauschten Richtung Moskau. Nach dem Abzug des Militärs wurde die Abhörstation der US-amerikanischen Streitkräfte von 1991 bis 1999 noch als Flugsicherungsradar-Station genutzt, doch seitdem stehen die Gebäude leer und verfallen. Heute ist die alte Abhöranlage auf dem Berliner Teufelsberg nicht nur ein spannender Lost Place, sondern bietet auch noch einen tollen Blick über die Stadt und den riesigen Grunewald.
Auch interessant: Was sind eigentlich „Lost Places“?
Die Abhöranlage lockt besonders viele Fotografen und Entdecker an. Heute ist das Gelände so beliebt, dass sogar Eintritt gezahlt werden muss, aktuell sind es 5 Euro. Mehr Infos gibt es hier.
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Die alte Eisfabrik
Sie war eine der ersten Eisfabriken in Deutschland. Die Eisfabrik, die noch heute im Berliner Stadtteil Mitte direkt an der Spree liegt, wurde schon 1896 eröffnet. Doch fast ein Jahrhundert später, 1995, wurde der Betrieb der Eisfabrik komplett eingestellt. Ein Jahr später sollte das Haus eigentlich abgerissen werden, es kam jedoch zu einem Brand und der Abriss wurde gestoppt.
2010 wurden zwar die ehemaligen Kühlhäuser abgerissen, wie es mit den restlichen Gebäuden weitergeht, steht aber noch nicht fest. Trotz Denkmalschutz denkt man wohl über einen kompletten Abriss nach. Das Gebäude ist Wohnstätte für viele Obdachlose.
Die alte irakische Botschaft in Pankow
Das Gebäude in der Tschaikowskistraße 51 in Berlin-Pankow verfällt immer mehr. Warum man es nicht einfach abreißt und etwas Neues hinbaut? Wie bei vielen dieser „vergessenen Orte“ ist unklar, wer dafür zuständig ist. Im Fall der Botschaft hat der irakische Staat ein unbefristetes Nutzungsrecht, obwohl das Grundstück offiziell der Bundesrepublik Deutschland gehört.
Das Ballhaus Riviera in Grünau
Das Haus musste 1991 schließen. Obwohl überall der Putz bröckelt, lässt sich die einstige Pracht des 1890 gebauten Hauses erahnen. 2006 wurde das Gelände, auf dem Riviera und Gesellschaftshaus stehen, an einen privaten Käufer veräußert. Bis heute ist nichts passiert.
Das Stadtbad in Lichtenberg
Das 1928 eröffnete Schwimmbad war 1991 geschlossen worden. Investoren scheuen die hohen Kosten für die Sanierung, zumal der Standort Lichtenberg als nicht besonders attraktiv gilt. Dennoch kommen noch immer regelmäßig Besucher, um sich das auch Bad im kubistisch-expressionistischen Stil anzuschauen.
Das ehemalige Anatomie-Institut der FU Berlin
Das Anatomische Institut der FU Berlin wurde 1949 offiziell eröffnet. Doch als die FU Berlin und die Humboldt-Universität ihre Medizin-Fachbereiche zusammenlegten, wurde das Institut geschlossen. Seitdem steht es leer.
Zwar wurde das Gelände schon für mehr 10 Jahren von Aldi gekauft, doch die Stadt Berlin erteilte dem Discounter keine Bauerlaubnis. Und so verfällt das ehemalige Anatomie-Institut immer weiter.
Die verwilderte Bahnstrecke in Siemensstadt
Einst war die Bahnstrecke, die schon 1929 in Betrieb genommen wurde, sehr gut frequentiert. Doch als Siemensstadt durch die U-Bahnlinie U7 angebunden wurde, entschied man sich 1980, den Verkehr einzustellen. Seit 1995 steht der Streckenabschnitt nun unter Denkmalschutz – und die Natur erobert ihn sich Stück für Stück zurück.
Zu der alten Strecke gehören neben den brach-gelegten Gleisen auch die Bahnhöfe Siemensstadt und Wernerwerksdamm.
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Der Spreepark
Eigentlich müsste eine Stadt wie Berlin doch einen Freizeitpark haben, müsste man meinen. Und tatsächlich gab es ihn auch: Kulturpark Plänterwald hieß der Park, der 1969 zum 20-jährigen Jubiläum der DDR eingeweiht worden war. Nach dem Mauerfall wurde er als Spreepark modernisiert und weiter betrieben – bis zur Pleite 2001. Aktuell wird der Park umgebaut.
Säugling- und Kinderklinik in Weißensee
1911 wurde die Säuglings- und Kinderklinik eröffnet und galt über Jahrzehnte als Institution in Weißensee. Doch 1997 wurde sie aus Kostengründen geschlossen. Nach Jahren des Leerstandes und des Vandalismus erwarb eine Firma die Immobilie. Doch es stellte sich heraus, dass besagte Firma insolvent war. Das Klinikgelände sollte an einen Investor verkauft und der Erlös an die Gläubiger der insolventen Firma ausgezahlt werden.
Doch das Land Berlin drängt nun auf die Rückgabe des Geländes. Und so verfällt der einstige Vorzeigebau immer weiter. Ob noch etwas zu retten ist, ist fraglich. Mittlerweile hat es schon mehr als 20 Mal auf dem Gelände gebrannt, wie die „Berliner Zeitung“ berichtete.
Alle Lost Places in Berlin auf der Karte:
Bekannte Beispiele Was sind eigentlich „Lost Places“?
Lost Place Spreepark – die Pläne für Berlins verlassenen Freizeitpark
Lost Place in Neukölln Blub – Berlins Blamage-Bad
Achtung: Betreten ist meistens verboten
Auch wenn die Lost Places natürlich beeindruckend sind und für viele der Nervenkitzel beim Einsteigen einen Teil der Faszination ausmacht: Bei den meisten Ruinen ist der Zutritt nicht erlaubt. Zum einen, weil sich teilweise bereits ein Investor gefunden hat, der dann das Hausrecht besitzt. Vor allem aber, weil viele Lost Places unsicher und potenziell gefährlich sind.
Also machen Sie am besten nur von außen Fotos oder besuchen Sie Anlagen, wie etwa den Teufelsberg, die offiziell freigegeben sind.